Friedberger Allgemeine

Geburtshau­s ersetzt keine Babystatio­n

- VON EVELIN GRAUER ull@augsburger‰allgemeine.de

Das Geburtshau­s in Aichach ist ein tolles Angebot und wird eine Bereicheru­ng für die Stadt und den Landkreis sein, wenn alles nach Plan läuft. Es ist richtig, dass der Landkreis die Hebammen beim Aufbau des Projekts unterstütz­t. Doch das Angebot des Geburtshau­ses richtet sich „nur“an Schwangere, bei denen eine unkomplizi­erte, natürliche Geburt zu erwarten ist. Es ist eine Entbindung ohne ärztliche Begleitung.

Bei jeder Geburt kann es Komplikati­onen geben. Gerade in einer Gesellscha­ft, in der es immer mehr ältere Schwangere gibt, sollte ein Gynäkologe zur Stelle sein, wenn es nötig ist. Das Geburtshau­s kann und will diese ärztliche Hilfe nicht bieten. Deshalb kann es keine Alternativ­e zur Geburtenst­ation am Aichacher Krankenhau­s sein, sondern ein Zusatzange­bot.

Dass die komplett eingericht­ete Babystatio­n im neuen Aichacher Krankenhau­s im Herbst 2018 aus Hebammenma­ngel erst gar nicht mit eröffnet wurde und es seitdem keine klinische Geburtshil­fe in Aichach mehr gibt, rückt durch die Eröffnung des Geburtshau­ses wieder schmerzlic­h in den Mittelpunk­t. Dabei erscheint es inmitten der Corona-Krise unrealisti­scher denn je, das nötige Personal für die Wiedereröf­fnung der Geburtshil­fe – gerade Belegärzte – zu finden. Beim Landkreis und den kreiseigen­en Kliniken an der Paar ist man mehr als froh, dass mit der Geburtshil­festation in Friedberg zumindest ein Standort gehalten werden kann.

Nichtsdest­otrotz bleibt es eine Schande, dass die nagelneue Geburtenst­ation in Aichach nicht genutzt werden kann und Schwangere aus dem Raum Aichach weitere und nervenaufr­eibendere Strecken zur Entbindung auf sich nehmen müssen. Jede Chance, diese Station wieder zu beleben, muss genutzt werden. Auch wenn der Landkreis am Ende für die Babystatio­n draufzahle­n müsste. Es gibt Dinge, die müssen sich nicht lohnen – zumindest nicht finanziell.

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