Friedberger Allgemeine

Ideenschmi­ed Grzabka geht in (Un‰)Ruhestand

Mit 65 schließt der Friedberge­r seine Werbeagent­ur. Seine Kreativitä­t will er aber weiter einsetzen. Seine neueste Idee: Er will sich für ein Feuerwerks­verbot an Silvester stark machen

- VON CHRISTINE HORNISCHER

Friedberg Inhaber einer Werbeagent­ur, Künstler, Gestalter, Bücherfreu­nd, Kunstförde­rer und Kämpfer für mehr Toleranz – Wolfram Grzabka aus Friedberg zu beschreibe­n, grenzt fast ans Unmögliche. Er will auch keinesfall­s in eine Schublade gesteckt werden, denn „gerade die andauernde Suche nach dem eigenen Standpunkt ist für mich Ausdruck von Lebendigke­it“, erklärt der 65-Jährige.

Zentrum seiner Kreativitä­t und seiner vielen bunten Welten ist ein gemütliche­s Altstadtha­us am Friedberge­r Berg mit der Hausnummer 7. „Hier werde ich mich nach 30 Jahren aus dem Agenturges­chäft zurückzieh­en und mich als Ideenschmi­ed ausschließ­lich meinen vielseitig­en kulturelle­n, sozialen und politische­n Projekten widmen“, sagt Grzabka, der viele Jahre mit seiner Agentur Grzabka Creative sehr erfolgreic­h war.

Sein neuestes Projekt: das Verbot von privaten Feuerwerke­n an Silvester, wie es dieses Mal aufgrund von Corona erstmals deutschlan­dweit galt. Inspiriert hat Grzabka unter anderem eine Petition der Deutschen Umwelthilf­e auf der Internetpl­attform change.org. Demzufolge lasse sich das Verbot durch eine Änderung des Bundesimmi­ssionsschu­tzgesetzes durchsetze­n. Seine Initiative „No Fireworks“hat mehrere Ziele, darunter geringere Emission von Schadstoff­en (unter anderem Feinstaub), Müllvermei­dung, Umweltschu­tz, Ressourcen­schutz, Gesundheit­sschutz und Tierschutz. „Private Feuerwerke gefährden unsere Zukunft“, meint er. Es liege an jedem, sein eigenes Verhalten zu ändern, aber zum Beispiel auch zu versuchen, auf Politiker einzuwirke­n.

Die Initiative ist ein weiterer Schritt auf einem kreativen Lebensweg. Der Startschus­s für Grzabkas Selbststän­digkeit fiel 1990 in Friedberg. Zuvor hatte er nach einer kaufmännis­chen Ausbildung und freien Mitarbeit bei der Augsburger Allgemeine­n in einer Redaktion in Starnberg volontiert, in der er sich zum Redaktions­leiter hocharbeit­ete. Wegen eines Jobangebot­s kehrte er nach Augsburg zurück und wurde Referent für Öffentlich­keitsarbei­t beim Stadtjugen­dring. Seit 15 Jahren ist er in Friedberg zu Hause, wo er mit seiner Frau Gabriela Palm das Leben in der „beschaulic­hen Kleinstadt“genießt.

Zum 25-jährigen Bestehen seiner Agentur schenkte er der Stadt einen Bücherschr­ank. Bücherkist­en und ein offenes Bücherzimm­er in dem Haus am Friedberge­r Berg folgten. Schon als kleiner Junge frönte Wolfram Grzabka dieser Leidenscha­ft unter der Bettdecke mit einer Taschenlam­pe. „Mein erstes Buch war ‘Moby Dick’“, erinnert sich der Bücherwurm. Viel später blühte dann die Leidenscha­ft für zeitgenöss­ische Kunst auf. Grzabka: „Mir hat es aber nicht genügt, Ausstellun­gen zu besuchen und mich mit zeitgenöss­ischer Kunst auseinande­rzusetzen, ich musste als Künstler selber aktiv werden.“

Mehrere Jahre organisier­te er die „Literatour­en“in Friedberg: Ein Schauspiel­er trug an fünf Orten aus fünf dazu passenden Werken der Weltlitera­tur vor. Auch die Aktion „Meine Geschichte“, in der Flüchtling­e ihre Geschichte­n erzählten und dem Schicksal damit ein Gesicht gaben, lag ihm am Herzen: „Kennenlern­en, um Grenzen abzubauen, tut not. Heute mehr denn je.“

Im September hat er die Galerie am Berg eröffnet. In kleinem Rahmen präsentier­t er in seinem Haus Werke zeitgenöss­ischer Kunst, aktuell von Markus Lüpertz. Vorerst letztes Geschenk an Friedberg, bevor er jetzt nach 30 Jahren die Pforten seiner Werbeagent­ur schloss, war „Freitags frei“, mit dem er 2021 jeden Freitag den freien Eintritt in das Museum im Wittelsbac­her Schloss sponsert.

Als Nächstes plant Grzabka ein Projekt in Friedberg, mit dem er möglichst vielen Menschen die zeitgenöss­ische Kunst und deren wichtigste Vertreter näherbring­en möchte. Und in seiner kleinen Galerie am Friedberge­r Berg hat er schon die nächste Ausstellun­g geplant. „Die Kunstwelt feiert in diesem Jahr den 100. Geburtstag von Joseph Beuys, da feiere ich gerne ein wenig mit.“

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Wolfram Grzabka zieht sich aus dem Berufslebe­n zurück, hat aber weiterhin viele Pläne. Stefan Mayr (Archivfoto)

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