Passau in die Enge getrieben
Kaum jemand erinnert sich heute noch an Carl Amerys EndzeitRoman „Der Untergang der Stadt Passau“aus dem Jahr 1975. Er spielt „post pestilenziam“, also in der Zeit nach der großen Seuche. Die Geschichte der Passauer – im Roman unterdrücken sie die letzten Bauern der Umgebung, bis sie schließlich selbst abgemurkst werden – nimmt darin kein gutes Ende.
In der aktuellen Pandemie dagegen durften sich erholungsuchende Passauer Bürger mit einigem Recht als Opfer der 15-Kilometer-Regel fühlen. Die Wege nach Österreich waren ihnen ebenso versperrt wie in den Landkreis Passau. Einen dritten Weg aus dem Stadtgebiet gibt es nicht. Die herrliche, aber eben auch arg beengte Lage an drei Flüssen wurde zum Ärgernis.
Wer zum Frische-Luft-Tanken nicht durch die menschenleere Fußgängerzone laufen will, hat im Prinzip nur drei Möglichkeiten für ein bisserl Naturgenuss: rund um die Ortsspitze und die Inn-Promenade auf und ab, rauf nach Maria Hilf oder hinter ins Ilztal. Die mehrspurigen Straßen entlang der Donau sind keine Option für Fußgänger oder Radler. Damit verkehrte sich der Sinn der 15-KilometerRegel, die eine Sperrung des Landkreises Passau für Ausflügler zur Folge hatte, ins Gegenteil. Bei schönem Wetter drohte auf den wenigen Erholungsplätzen und Spaziergänger-Strecken im Stadtgebiet genau das Gedränge, das die Staatsregierung mit den Beschränkungen für den Tagestourismus eigentlich verhindern wollte.
Den Untergang der Stadt Passau wird das zwar nicht bedeuten. Aber sinnfrei war es allemal.
Lesen Sie dazu auch den Artikel „Die eingekesselte Stadt“auf der zweiten