Woelki unter Druck
Verfasser des unter Verschluss gehaltenen Missbrauchsgutachtens wollen es veröffentlichen
Köln/München Hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki etwas zu verbergen? Will er hochrangige katholische Geistliche schützen? Es sind Fragen, die seit Monaten Deutschland bewegen.
Nun ist der Skandal um das von Woelki bei der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl in Auftrag gegebene und von ihm unter Verschluss gehaltene Gutachten über den Umgang seines Erzbistums mit Missbrauchsfällen um ein weiteres Kapitel reicher: Bislang äußerte sich die scharf kritisierte Kanzlei in zwei Pressemitteilungen nur knapp zu den Vorwürfen, die ihr unter anderem von Woelki und in einem „Gegen-Gutachten“gemacht wurden.
Ihre dritte Pressemitteilung, die sie am Freitag veröffentlichte, hat fünf Seiten – und sie hat es in sich. Die Kanzlei macht darin klar, dass sie ihr Gutachten – auch trotz einer Verschwiegenheitsverpflichtung seitens des Erzbistums – „jederzeit“ selbst veröffentlichen könne. Es sei ihr „dringender Wunsch“, dass das Gutachten „zeitnah und vollständig veröffentlicht wird“. Diese Veröffentlichung könne über die Homepage der Kanzlei erfolgen, „sodass nach unserer Einschätzung für das Erzbistum Köln keinerlei Haftungsrisiken bestehen“.
Damit sind mögliche juristische Auseinandersetzungen aufgrund eventueller persönlichkeits- oder datenschutzrechtlicher Gründe gemeint. Der frühere Generalvikar und heutige Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp, dessen Nachfolger Stefan Heße – heute Erzbischof in Hamburg – sowie beider Vorgänger Norbert Feldhoff könnten gegen die Münchner Kanzlei vorgehen wollen, wie es heißt.
Mit deren Erklärung steigt der Druck auf Woelki immens. Der Kardinal will am 18. März statt des Münchner Gutachtens eine „vollständige Neufassung der Untersuchung“durch den Kölner Strafrechtler Björn Gercke vorlegen.