Quarantäne im goldenen Käfig
Urlauber von zwei Luxushotels betroffen
St. Moritz Quatsch natürlich, ausgerechnet jetzt in die Schweiz zu fahren. Corona tobt dort teils noch heftiger als hier, und dann die lange Quarantäne nach der Rückkehr. Aber theoretisch ginge es. Grundsätzlich dürfen ja die meisten Hotels und Skilifte öffnen.
Zum Beispiel: Badrutt’s Palace Hotel. Zwei Nächte HitchcockSuite, wo Alfred Hitchcock die Idee zu seinem Filmklassiker „Die Vögel“in den Sinn kam, inklusive Frühstück und Spa-Bereich, schlappe 7600 Franken (rund 7000 Euro). Ein Doppelzimmer für etwa 2200 Franken gibt es auch, für die Armen unter den Reichen.
Wobei das Fünf-Sterne-Hotel im Nobelskiort St. Moritz streng genommen erst wieder am 28. Januar öffnet. Heißt aber nicht, dass dort im Moment keine Gäste logieren. Tatsächlich sind es genau 14 – alle in Quarantäne, seit bei mehreren Bediensteten das Coronavirus nachgewiesen wurde, und zwar die besonders ansteckende südafrikanische Mutation. Auch das nicht weniger mondäne Grand Hotel des Bains Kempinski ist betroffen.
Bei Corona-Tests waren mutierte Varianten aufgefallen. Umfangreiche Kontrollen bei rund 3200 Gästen im Ort, bei Hotel-Personal und Bürgern hätten gezeigt, dass 53 Menschen infiziert seien, sagt ein Sprecher des Kantons Graubünden. 31 von ihnen – ausschließlich HotelBeschäftigte – trugen ein mutiertes Virus der südafrikanischen oder britischen Variante. Dank der Schutzkonzepte habe es keine Übertragung auf Gäste gegeben.
Im Badrutt’s Palace harren nun also seit knapp einer Woche 14 Urlauber, wenn man so will, im goldenen Käfig aus. In jener altehrwürdigen Luxusherberge, in der schon Marlene Dietrich, Audrey Hepburn oder Gunter Sachs den Blick auf die Skigebiete und den St. Moritzer See genossen haben. Inklusive Butlerservice, Weinkeller mit schätzungsweise 30000 Flaschen, zig Restaurants, Pools, Saunas – aber das versteht sich von selbst.
Alle Gäste seien negativ getestet worden, heißt es. „Sie dürfen sich frei im Hotel bewegen und unsere Einrichtungen wie das Palace Wellness und unser gastronomisches Angebot unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen nutzen“, sagt Managing Director Richard Leuenberger. Ins offene Skigebiet dürfen die Gäste nicht, allerdings mit einem aktuellen negativen Covid-19-Test abreisen. Machen sie nur nicht. „Alle sich noch im Hotel befindlichen Gäste haben sich freiwillig entschieden, zu bleiben und ihren Aufenthalt bei uns fortzusetzen“, sagt Leuenberger.
In St. Moritz selbst sind die seit Wochenbeginn geltenden zusätzlichen Schutzmaßnahmen vor dem Virus am Freitag aufgehoben worden. „Die Testaktion war erfolgreich“, sagt der Kantonssprecher. Damit sind nun die Schulen und Skischulen wieder geöffnet und es besteht keine generelle Maskenpflicht mehr. Restaurants und Geschäfte sind allerdings aufgrund der Vorgaben des Bundes wie sonst auch in der Schweiz geschlossen.