Die Betreuung kranker Kinder wird zur Hängepartie
Hessing kämpft um sein Sozialpädiatrisches Zentrum, das es ans Josefinum abgeben musste. So geht es weiter
Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsstörungen und schweren Behinderungen benötigen intensive Betreuung. Für Eltern sind Sozialpädiatrische Zentren (SPZ) eine wichtige Anlaufstation. In Augsburg hatte die Hessing-Stiftung seit dem Jahr 2012 die Aufgaben übernommen. Seit Jahresbeginn ist nun das Josefinum zuständig. Warum es den Trägerwechsel gab, bleibt weiter undurchsichtig. Die Hessing-Stiftung wartet auf eine Begründung, um dagegen vorzugehen. Das Josefinum hat indes seine Tätigkeit aufgenommen. Beide Häuser kümmern sich weiter um die Betreuung der Kinder. Allerdings gibt es Vorgaben, die Hessing in der täglichen Arbeit bereits ausbremsen. Der Streit um das SPZ wird zur Hängepartie.
Hessing und Josefinum sind seit Jahren in der therapeutischen Betreuung aktiv. Ein SPZ ist mit mehr Kompetenzen ausgestattet. Dies wirkt sich bereits aus. Wenn jetzt ein Kinderarzt mit einem Überweisungsschein ein Kind zur Therapie ins SPZ schickt, müssen sich die Eltern zwingend ans Josefinum wenden. Begonnene Therapien werden teils bei Hessing fortgesetzt. Hessing-Direktor Roland Kottke sagt, dass der Betrieb weiter am Laufen gehalten werde. Kündigungen seien vorerst kein Thema. Die Situation sei für alle Beteiligten belastend. Hessing wolle nicht kampflos das Feld räumen, so Kottke. Das Verfahren, wie es zum Wechsel gekommen sei, müsse aufgearbeitet werden. Hessing werde Beschwerde einreichen. Dies sei erst dann möglich, wenn die Begründung vorliege. Der Beschwerdeausschuss, ein unabhängiges Gremium, soll die Vorgänge durchleuchten. Der HessingDirektor sagt, es gehe nicht darum, das Josefinum schlecht zu reden: „Wenn die Fakten geprüft sind und die Entscheidung beibehalten wird, sind wir ein fairer Verlierer“.
Im Dezember hatte der Zulassungsausschuss der Kassenärtzlichen Vereinigung entschieden, dass es den Wechsel geben soll. Die Aufgabe, das SPZ zu managen, ging ans Josefinum, das sich ebenfalls beworben hatte. Im Turnus von fünf Jahren wird über den Träger bestimmt. Als die Öffentlichkeit informiert wurde, war vor allem bei Eltern der Aufschrei groß. Sie sehen ihre Kinder bei Hessing bestens aufgehoben. Der Elternbeirat reichte eine Petition beim Landtag ein.
Die Schlagzeilen der zurückliegenden Wochen sorgen im Josefinum für keine Beeinträchtigungen in der täglichen Arbeit. Geschäftsführer Sebastian Stief und der Ärztliche Direktor, Privatdozent Dr. Thomas Völkl, teilen mit: „Die zurückliegende Diskussion haben wir verfolgt. Daher nehmen wir die Unsicherheiten der Betroffenen ernst und konnten in persönlichen Gesprächen bereits viele Sorgen nehmen, aber auch missverstandene Informationen korrigieren.“Man sei weiter der vollen Überzeugung, „dass wir durch unsere bestehende Expertise und den weiteren fachlichen Austausch die Unsicherheiten nehmen können“. Dem Josefinum sei die Kommunikation sowohl mit Eltern als auch mit den niedergelassenen Kinder- und Jugendärzten enorm wichtig. Gleichzeitig wolle das Josefinum die bestehenden SPZ-Behandlungen möglichst nahtlos und im Sinne der Patienten fortführen. „Wir werden uns hierzu selbstverständlich um einen Austausch mit den behandelnden Kollegen bemühen“, sagt der Ärztliche Direktor. Das SPZ im Josefinum werde angenommen: „Bereits in den ersten Tagen haben wir daher viele Behandlungen durchgeführt und sowohl Patienten aus Hessing als auch bereits viele neue Zuweisungen in die Struktur unseres SPZ übernommen“. Konflikte gebe es nicht, heißt es. Seit Jahren arbeite das Josefinum mit der Kinderorthopädie der Hessing-Stiftung gut zusammen.
Dass der Landtag nun eingeschaltet sei, ändere nichts an den Rahmenbedingungen, erläutern Stief und Völkl: „Wir rechnen weder aus inhaltlichen noch aus rechtlichen Gründen mit einer anderslautenden Entscheidung aufgrund der Petition“. Gerade auch weil die Petition nicht den Zuschlag anzweifele, sondern eine Übergangslösung schaffen möchte. „Hierfür sind wir jederzeit gesprächsbereit“, so Völkl. Wie zu hören ist, soll es wohl in der nächsten Woche ein Gespräch der beiden Kliniken geben.