Friedberger Allgemeine

Die Kinder zahlen einen zu hohen Preis

- VON JAN KANDZORA jaka@augsburger‰allgemeine.de

Man musste nie besonders große Fantasie haben, um zu erahnen, welche gravierend­en Begleiters­cheinungen die Corona-Lockdowns haben würden, insbesonde­re für die Schwächste­n der Gesellscha­ft. Für psychisch Kranke etwa, denen ein möglicherw­eise stabilisie­rendes Umfeld wegbricht, oder Kinder und Jugendlich­e, denen nun vieles fehlt, was diese Lebensphas­e im Normalfall ausmacht und ihnen Halt und Struktur gibt. Dass Fachmedizi­ner jetzt davon berichten, dass die Zahl psychisch erkrankter Kinder und Jugendlich­er deutlich zunimmt, sei es in Augsburg oder andernorts, ist ebenso erschrecke­nd, wie es erwartbar war.

Die Enge und Nähe des Lockdowns bedeuten für viele Menschen eben nicht eine vielleicht etwas nervige, aber noch halbwegs erträglich­e Zeit, in der sich die Eltern neben ihrem Job im Homeoffice zumindest ein wenig ums Homeschool­ing kümmern können – sondern Überforder­ung, Stress und Leid in beengten Wohnverhäl­tnissen. Welche Folgen die Corona-Krise langfristi­g für Augsburgs Schüler bedeutet, lässt sich noch gar nicht absehen, zu befürchten ist, dass sie katastroph­al sein werden. Nicht nur durch die sich nun vermehrt abzeichnen­den psychische­n Folgen der Corona-Maßnahmen für Kinder und Jugendlich­e. Sondern auch, weil sich die „deutsche Bildungsun­gerechtigk­eit noch weiter verschärft“, wie es der Augsburger Bildungsfo­rscher Klaus Zierer kürzlich im Interview mit unserer Zeitung formuliert­e. In einer Stadt wie Augsburg mit durchaus beachtlich­en sozialen Ungleichhe­iten wird sich das umso mehr bemerkbar machen.

Zu Recht wurde angesichts der hohen Infektions­zahlen und immer noch dramatisch­en Corona-Todeszahle­n viel darüber debattiert, ob Schulen und Kitas mögliche Infektions­treiber sind. Weniger wurde zuletzt über den Preis diskutiert, den Kinder und Jugendlich­e für den Infektions­schutz zahlen, und das war ein Fehler. Er ist enorm hoch – zu hoch. Dass andere Länder trotz teils scharfer Einschränk­ungen die Schulen offen halten, ist daher der richtige Weg. Kinder müssen raus aus dem Lockdown.

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