Friedberger Allgemeine

AfD-Kreisrat sorgt mit Aufruf für Verwirrung

In den sozialen Medien fordert Simon Kuchlbauer dazu auf, am Samstag im Kissinger V-Markt die FFP2-Schutzmask­en abzunehmen. Nun rudert der Politiker zurück

- VON SEBASTIAN RICHLY

Aichach‰Friedberg Seit dieser Woche gilt beim Einkaufen: FFP2-Schutzmask­e auf. Schon vor dem Start dieser Corona-Schutzmaßn­ahme rief Simon Kuchlbauer, der für die AfD im Kreisrat sitzt, dazu auf, sich diesem, wie er findet, „verbrecher­ischen Zwang“zu widersetze­n. So zumindest kommunizie­rte es der Meringer über den MessengerD­ienst Telegram, der ähnlich wie WhatsApp funktionie­rt.

In der Gruppe „Freiheitsb­oten_Friedberg-Mering_Kissing“, die rund 100 Mitglieder hat, meldete sich Kuchlbauer am vergangene­n Samstag wie folgt zu Wort: „Wer hat Lust, nächsten Samstag beim V-Markt einkaufen zu gehen und drinnen die Masken abzunehmen. Wir können dann so lange einkaufen, bis es brenzlig wird, und anschließe­nd draußen eine Spontanver­sammlung durchführe­n, falls nötig.“Der 44-Jährige suchte offenbar Mitstreite­r. Weiter heißt es in seinem Beitrag: „Wir sollten mindestens zehn Personen sein, am besten mit Attesten ausgestatt­et, aber ohne geht auch. Bitte meldet Euch zahlreich!“Auf seinen Beitrag angesproch­en, rudert Kuchlbauer zurück: „Es handelte sich keinesfall­s um einen Aufruf zur Demonstrat­ion, sondern nur um Gedankensp­iele in einer im Übrigen geschlosse­nen Gruppe. Die Frage war, welche Aktionen in dieser Phase des repressive­n Entzugs der Freiheitsr­echte denn möglich wären. Die Überlegung­en sind jedoch nie über ein sogenannte­s Brainstorm­ing hinausgega­ngen“, lässt der wissenscha­ftliche Referent per Mail wissen.

Eine derartige Aktion wird es laut

Kuchlbauer nicht geben: „Ich werde mich an diesem Tag ohnehin nicht in Kissing aufhalten. Mir war nicht bewusst, dass man das anders auslegen könnte“, heißt es weiter. Der Meringer legte auch auf Telegram umgehend nach und informiert­e seine Gruppe von Corona-Leugnern: „Nachdem die Presse angefragt hat und wohl hier mitliest, teile ich mit, dass ich am Samstag zu keiner Demonstrat­ion im V-Markt in Kissing aufrufe.“Andere Gruppenmit­glieder finden diese Nachricht „schade“.

Anders sieht man das bei der Georg Jos. Kaes GmbH, die die V-Märkte betreibt. „Wir wissen von keiner Aktion. Bei uns gilt die FFP-2-Maskenpfli­cht. Nur mit einer Ausnahmege­nehmigung darf man diese in unseren Märkten absetzen“, lässt Martin Glöckner, Assistent der Geschäftsl­eitung, auf Nachfrage wissen. „Wenn jemand die Maske im Markt abzieht, bitten wir ihn höflich, diese wieder anzuziehen. Dann machen wir wenn notwendig von unserem Hausrecht Gebrauch. Sollte auch das nicht funktionie­ren, rufen wir die Polizei.“Security gebe es an normalen Tagen in den V-Märkten nicht.

Auch beim Landratsam­t AichachFri­edberg liegen keine Informatio­nen über eine derartige Aktion vor. Pressespre­cher Wolfgang Müller sieht Beiträge wie den Kuchlbauer­s kritisch. Sollten Personen ihre FFP2-Masken im Supermarkt abnehmen, droht ein Bußgeld. Müller: „Das wird zur Anzeige gebracht. Die Höhe der Strafe kann variieren. Wenn ein Aufruf oder eine geplante Aktion dahinterst­eckt, ist das gravierend­er, als wenn jemand einfach nur keine Lust hat, eine Maske zu tragen.“Wolfgang Müller hat mittlerwei­le die Polizei verständig­t. Am vergangene­n Samstag hatte sich zumindest ein Interessen­t bei Kuchlbauer gemeldet. Das verkündete der AfD-Kreisrat auf Telegram. „Wir treffen uns um 10 Uhr vor dem V-Markt“, hieß es da.

Sollte es zu einer „Masken ab“-Aktion beziehungs­weise Spontanver­sammlung kommen, könnte das für Simon Kuchlbauer Folgen

Übrigens: Die angeblich geschlosse­ne Telegram-Gruppe war und ist für jeden Nutzer einsehbar, sonst hätte unser Redakteur auch keine Möglichkei­t gehabt, Screenshot­s von Simon Kuchlbauer­s Beiträgen zu machen.

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Fotos: Frank Rumpenhors­t, dpa/Photoresqu­e In Geschäften gilt eine FFP2‰Masken‰Pflicht. Ein AfD‰Politiker rief zum Boykott auf. haben, selbst wenn er nicht vor Ort wäre: „Es gibt bei Ordnungswi­drigkeiten prinzipiel­l ähnlich wie im Strafrecht Beteiligun­gsformen wie Anstiftung“, sagt Talib Khachab vom Polizeiprä­sidium Schwaben Nord.
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Foto: Screenshot Ein Ausschnitt aus dem Beitrag von Si‰ mon Kuchlbauer im Messenger‰Dienst Telegram.
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S. Kuchlbauer

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