Friedberger Allgemeine

Eisunfall: Diese drei jungen Menschen halfen

Auf dem Kissinger Weitmannse­e bricht ein Ehepaar ein. Nun erzählen die Retter ihre Geschichte

- MICHAEL POSTL

Kissing Ein lautes Knacken habe das Unglück angekündig­t, erinnert sich Anna-Lena Lutz. Die 22-Jährige war am Samstag vor einer Woche auf dem Kissinger Weitmannse­e zum Schlittsch­uhlaufen – und wurde unverhofft zur Retterin. Zusammen mit ihrem Bruder Niklas Lutz, 18, und André Kromer, 19, rettete sie einen 50-Jährigen, der durchs Eis gebrochen war.

Schon seit Jahren gehen die drei jungen Leute zu dem See. Nie haben sie sich wirklich Gedanken über die Gefahren gemacht, die er birgt, sagt Lutz. Das hat sich am vergangene­n Samstag geändert.

Die 22-Jährige erzählt, wie sie ein Paar sahen, das offenbar auf dem Eis spazieren ging. Dann knackste es – und schon war der Mann ins Eis eingebroch­en. Die drei Schlittsch­uhfahrer reagierten intuitiv. André Kromer robbte auf dem Bauch zu der Einbruchst­elle, Anna-Lena und Niklas Lutz holten Hilfe: erst den

Rettungsdi­enst per Telefon, dann die DLRG und die Wasserwach­t. Unterdesse­n gelangte André Kromer, wie er erzählt, auf dem Bauch liegend immer näher an das Loch im

Eis. „Das ist der gesunde Menschenve­rstand“, sagt er. „Man sieht das ja immer wieder mal im Fernsehen, dass man auf keinen Fall zu dem Loch laufen soll, weil das Gewicht ansonsten zu sehr auf einen Punkt zentriert ist.“Als er nahe genug an der Stelle war, habe ihm ein Mann, der ein paar Meter weiter mit seinem Sohn Eishockey spielte, seinen Schläger zugeworfen.

Den habe er der mittlerwei­le ebenfalls fast eingebroch­enen Frau gereicht, die sich daran festklamme­rte. „Dann habe ich gezogen“, erzählt der 19-Jährige. Mittlerwei­le waren auch Ehrenamtli­che von DLRG und Wasserwach­t gekommen.

Eine Frau legte sich auf einem Schlitten neben ihn und warf dem eingebroch­enen Mann ein Seil zu. Das habe dieser sich um die Handgelenk­e gebunden. Das Herauszieh­en gestaltete sich aber weiter schwierig – bis ein junges Ehepaar dazukam und eine Leiter mitbrachte. „Der Mann ist dann darauf gekrabbelt und wir konnten ihn schließlic­h aus dem Wasser ziehen“, sagt André.

Dennoch sei nicht alles optimal gelaufen, sagen die drei. „Es stört schon sehr, wenn Leute offensicht­lich nur zur Unterhaltu­ng daneben stehen und nichts tun“, sagt AnnaLena Lutz.

Denn eine Frau habe sich nicht so geistesgeg­enwärtig verhalten wie André Kromer: „Sie stand kaum zwei Meter von dem Loch entfernt, hat nur zugeschaut.“Und noch schlimmer: „Immer wieder hat sie die Helferin der Wasserwach­t aufs Übelste beleidigt“, erzählen die jungen Retter.

„Eigentlich“, sagt Lutz, „fühlte ich mich immer sicher auf dem Eis, auch beim Schlittsch­uhlaufen.“Zumal die Wasserwach­t in der Regel präsent ist, auch das vermittle ein gewisses Schutzgefü­hl. „Die Betreten-verboten-Schilder haben wir allerdings nicht gesehen“, sagt sie über die Warnhinwei­se.

Von nun an achten die drei jungen Kissinger aber verstärkt auf derlei Warnungen. „Ich habe auf jeden Fall viel mehr Respekt vor dem Eis“, sagt die 22-Jährige.

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Foto: Familie Lutz André Kromer, Anna‰Lena Lutz und Niklas Lutz haben am vergangene­n Sonntag ei‰ nen Mann aus dem Kissinger Weitmannse­e gerettet. Der 50‰Jährige war bei einem Spaziergan­g über das Eis eingebroch­en.

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