Eisunfall: Diese drei jungen Menschen halfen
Auf dem Kissinger Weitmannsee bricht ein Ehepaar ein. Nun erzählen die Retter ihre Geschichte
Kissing Ein lautes Knacken habe das Unglück angekündigt, erinnert sich Anna-Lena Lutz. Die 22-Jährige war am Samstag vor einer Woche auf dem Kissinger Weitmannsee zum Schlittschuhlaufen – und wurde unverhofft zur Retterin. Zusammen mit ihrem Bruder Niklas Lutz, 18, und André Kromer, 19, rettete sie einen 50-Jährigen, der durchs Eis gebrochen war.
Schon seit Jahren gehen die drei jungen Leute zu dem See. Nie haben sie sich wirklich Gedanken über die Gefahren gemacht, die er birgt, sagt Lutz. Das hat sich am vergangenen Samstag geändert.
Die 22-Jährige erzählt, wie sie ein Paar sahen, das offenbar auf dem Eis spazieren ging. Dann knackste es – und schon war der Mann ins Eis eingebrochen. Die drei Schlittschuhfahrer reagierten intuitiv. André Kromer robbte auf dem Bauch zu der Einbruchstelle, Anna-Lena und Niklas Lutz holten Hilfe: erst den
Rettungsdienst per Telefon, dann die DLRG und die Wasserwacht. Unterdessen gelangte André Kromer, wie er erzählt, auf dem Bauch liegend immer näher an das Loch im
Eis. „Das ist der gesunde Menschenverstand“, sagt er. „Man sieht das ja immer wieder mal im Fernsehen, dass man auf keinen Fall zu dem Loch laufen soll, weil das Gewicht ansonsten zu sehr auf einen Punkt zentriert ist.“Als er nahe genug an der Stelle war, habe ihm ein Mann, der ein paar Meter weiter mit seinem Sohn Eishockey spielte, seinen Schläger zugeworfen.
Den habe er der mittlerweile ebenfalls fast eingebrochenen Frau gereicht, die sich daran festklammerte. „Dann habe ich gezogen“, erzählt der 19-Jährige. Mittlerweile waren auch Ehrenamtliche von DLRG und Wasserwacht gekommen.
Eine Frau legte sich auf einem Schlitten neben ihn und warf dem eingebrochenen Mann ein Seil zu. Das habe dieser sich um die Handgelenke gebunden. Das Herausziehen gestaltete sich aber weiter schwierig – bis ein junges Ehepaar dazukam und eine Leiter mitbrachte. „Der Mann ist dann darauf gekrabbelt und wir konnten ihn schließlich aus dem Wasser ziehen“, sagt André.
Dennoch sei nicht alles optimal gelaufen, sagen die drei. „Es stört schon sehr, wenn Leute offensichtlich nur zur Unterhaltung daneben stehen und nichts tun“, sagt AnnaLena Lutz.
Denn eine Frau habe sich nicht so geistesgegenwärtig verhalten wie André Kromer: „Sie stand kaum zwei Meter von dem Loch entfernt, hat nur zugeschaut.“Und noch schlimmer: „Immer wieder hat sie die Helferin der Wasserwacht aufs Übelste beleidigt“, erzählen die jungen Retter.
„Eigentlich“, sagt Lutz, „fühlte ich mich immer sicher auf dem Eis, auch beim Schlittschuhlaufen.“Zumal die Wasserwacht in der Regel präsent ist, auch das vermittle ein gewisses Schutzgefühl. „Die Betreten-verboten-Schilder haben wir allerdings nicht gesehen“, sagt sie über die Warnhinweise.
Von nun an achten die drei jungen Kissinger aber verstärkt auf derlei Warnungen. „Ich habe auf jeden Fall viel mehr Respekt vor dem Eis“, sagt die 22-Jährige.