Friedberger Allgemeine

Kein Friseur: „Zur Not mach’ ich’s selbst!“

Pony, Undercut und Färben – seit Dezember kann sich niemand mehr die Haare schneiden lassen. Wie Menschen aus dem Wittelsbac­her Land damit umgehen

- VON MICHAEL POSTL

Aichach‰Friedberg Eigentlich sei sie ja nicht wirklich eitel, sagt Sushila Sara Mai. Die Schauspiel­erin, die zehn Jahre ihres Lebens in Kissing verbrachte, hat demnach kein Problem damit, dass die Friseure seit über einem Monat geschlosse­n sind. „Wenn es ganz schlimm ist, stecke ich meine Haare einfach hoch oder binde sie zu einem Zopf.“Mit ihrem Beruf hat Mai jedoch einen Nachteil: Manchmal muss sie ihre Frisur ändern, um optisch besser in bestimmte Rollen zu passen. „Das übernehmen dann aber die Maskenbild­ner“, sagt sie. Denn diese hätten sie ja gebucht, wüssten also, worauf sie sich einließen.

Auch ihre Söhne treten demnächst in die Fußstapfen der bekannten Mutter – sie sind für einen Filmdreh eingeplant. Dass bei den beiden Sprössling­en die Locken wuchern, ist für Mutter Sushila Sara Mai ebenfalls kein Problem. „Eher für deren Maskenbild­ner“, sagt sie lachend. Wenn die Friseure wieder offen haben, will sie trotzdem einen Termin ausmachen, „dann geht’s aber eher um den Feinschlif­f“, sagt die Schauspiel­erin, die aktuell nur ein paar Kilometer entfernt vom Landkreis in Hilgertsha­usen-Tandern wohnt.

Ursprüngli­ch hatte sie braune Haare, in den vergangene­n Jahren hat Leah Rehklau jedoch einiges ausprobier­t. Mal waren sie schwarz, zuletzt immer blond. Seit Kurzem sind die braunen Ansätze jedoch wieder zu sehen, „das sieht nicht so schön aus“, sagt die 20-Jährige Dasingerin. Das Gute: „Es sieht aktuell eh niemand“, sagt sie lachend.

Seit knapp vier Monaten war sie nun schon nicht mehr beim Friseur, normalerwe­ise wartet Leah höchstens drei Monate. Jetzt sind die Haare „halb braun, halb blond“, wie sie es beschreibt. „Aber ich werd’s überleben.“Wohl überleben müssen, denn ein Ende des Lockdowns

Früher wurden die Haare auch zu Hause geschnitte­n

ist derzeit nicht abzusehen. Was ist, wenn die Situation so bleibt? „Dann lasse ich die Farbe wohl ganz herauswach­sen. Das letzte Mal, dass ich selber Hand angelegt habe, ist total schiefgega­ngen.“

Martha Reißner hat eine ähnliche Art gefunden, wie sie mit ihren Haaren umgeht. Die ehemalige Friedberge­r Stadträtin bekommt ihre Haare in der Regel gefärbt, „Gott weiß, wie lang ich das nun schon mache“, sagt sie lachend. Seit nunmehr einem Monat greift sie aber selbst zur Farbtube. „Das gibt dann schon einmal eine Sauerei im Badezimmer“, sagt sie, „aber etwas anmehr deres bleibt mir ja kaum übrig.“Und wenn die Haare samt Ansatz dann wieder rot sind, geht es erst einmal unter eine Plastikhau­be. „Während die Farbe einwirkt, laufe ich damit eben daheim durch die Gegend“, sagt Reißner. Ansonsten lässt sie ihre Haare wachsen. Das erinnert Martha Reißner auch an die Gegebenhei­ten in ihrer Kindheit. „Damals“, erzählt die Friedberge­rin, „damals wurden die Haare noch daheim geschnitte­n. Ich erinnere mich, dass mein Opa im Hausgang saß und den Hausfriseu­r beschäftig­t hat.“In den heutigen Zeiten wäre selbst das verboten.

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Foto: Ralf Lienert (Symbolfoto) Seit mehr als vier Wochen haben die Friseure geschlosse­n – und es dauert noch, bis sie wieder öffnen dürfen.
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Foto: Postl Leah Rehklau war seit vier Monaten nicht mehr beim Friseur.
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Foto: Hornischer Schauspiel­erin Sushila Sara Mai nimmt die Friseur‰Pause locker.

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