Zeit für Stille und Spiritualität
Pfarrer Anton Brandstetter aus Ried empfiehlt gegen Unruhe, die innere Einkehr zu suchen / Serie (11)
Ried Keine Reisen, keine Restaurants, keine Familienbesuche, kein Sport im Verein – im Lockdown haben die Menschen viel mehr Freizeit und können oftmals mit dieser nichts anfangen. Statt hektisch betriebsam zu sein, biete diese Zeit jedoch die Chance, Raum zu lassen für die existenziellen Fragen des Lebens und die Berührung mit
Gott, meint Pfarrer Anton Brandstetter, der für die Pfarreiengemeinschaft
Ried und Baindlkirch zuständig ist.
Dazu sei es hilfreich, wenn man dem Trubel des Alltags entflieht. Der Geistliche empfiehlt deshalb einen Besuch der Pfarrkirchen, die den ganzen Tag geöffnet sind. Sie bieten Menschen eine besondere Stille der Räume und damit die Möglichkeit, zur Ruhe und zu Gott zu finden. Das lasse sich beispielsweise mit einer Wanderung oder einem Spaziergang verknüpfen. Man könne etwa bewusst „von Turm zu
Turm“gehen und in der ein oder anderen Kirche Halt machen, meint der Pfarrer und empfiehlt beispielsweise die Strecke von Sirchenried nach Ried oder von Tegernbach nach Baindlkirch.
Für die Einkehr mit Gott könne man, so Brandstetter, Fragen aus dem Text „Eine Viertelstunde vor dem Allerheiligsten“vom heiligen Antonius Maria Claret beantworten, in dem Jesus zu jedem Einzelnen spricht: „Trägst du gerade einen Plan mit dir? Erzähle ihn mir. Was beschäftigt dich? Was denkst du? Was wünschst du? Was kann ich für deinen Bruder tun, was für deine Schwester, deine Freunde, deine Familie, deine Vorgesetzten? Sage mir: Was erweckt heute besonders deine Aufmerksamkeit? Was wünscht du ganz sehnlich? Über welches Mittel verfügst du, um es zu erreichen?“
Der Text greift aber noch viele weitere Themen auf. Beispielsweise die Stimmung des Angesprochenen – vielleicht traurig oder schlecht gestimmt. Hier ist es möglich, anzusprechen, was einen verletzt oder traurig gemacht hat. Eventuell spielt auch Angst eine Rolle.
Die innere Einkehr bietet des
Weiteren die Möglichkeit, freudige Ereignisse mitzuteilen. „Erzähle mir, was seit dem letzten Besuch bei mir dein Herz getröstet und dich zum Lächeln gebracht hat“, heißt es in dem Text. Auch Versprechen können abgegeben werden: „Bist du fest entschlossen, dich jener Gelegenheit zur Sünde nicht mehr auszusetzen, auf jenen Gegenstand zu verzichten, der dir schadet, jenes Buch nicht mehr zu lesen, das deine Vorstellungskraft gereizt hat, mit jenem Menschen nicht mehr zu verkehren, der den Frieden deiner Seele verwirrt?“Antonius Maria Claret eröffnet auch die Möglichkeit, für jemanden etwas zu erbitten: „Nenne
mir seinen Namen und sage mir dann, was du möchtest, das ich jetzt für ihn tun soll.“Eventuell geht es aber auch um Gnade für einen selbst bei der Einkehr. „Sage mir offen, dass du vielleicht stolz, selbstsüchtig, unbeständig, nachlässig bist [...] und bitte mich dann, dir zu Hilfe zu kommen bei den wenigen oder vielen Anstrengungen, die du machst, um davon loszukommen“, heißt es in dem Text.
Für Menschen, die eine spirituelle Begleitung suchen, hat Anton Brandstetter einen weiteren Vorschlag: So findet während der Fastenzeit, am 19. März, in der Rieder Pfarrkirche St. Walburga ein Abend der Barmherzigkeit statt. Dieser beginnt um 19 Uhr mit einer heiligen Messe. Um 19.45 Uhr folgt eine Anbetung mit Stille, Musik, der Gelegenheit zur Beichte und einem Gespräch. Um 21.15 Uhr stehe noch ein Nachtgebet und Segen auf dem Programm. „Bei stimmungsvollem Licht, schöner Musik und warmem Kerzenschein sind alle Interessierten eingeladen, zur Ruhe zu kommen und vor Jesu zu verweilen. Die freie Zeit kann zu einer geistlichen Vertiefung und Rückbesinnung führen“, ergänzt der Pfarrer.