Friedberger Allgemeine

Trickbetru­g am Telefon: Was wusste der Angeklagte?

Wegen Geldwäsche wird am Amtsgerich­t Aichach gegen einen 34-Jährigen verhandelt. Dabei sind die komplexen Strukturen einer Verbrecher­bande erahnbar

- VON MARLENE VOLKMANN

Derching Geld aus einem Betrug soll ein 34-Jähriger verwendet haben, um damit im Casino zu spielen. Vor dem Amtsgerich­t Aichach wird darüber verhandelt, ob an diesen Vorwürfen etwas Wahres ist.

Das Geld soll Teil der Beute aus einem Callcenter-Betrug sein. Zwei Bekannte des Angeklagte­n sind mutmaßlich Mitglieder einer internatio­nal operierend­en Betrügerba­nde. Sie rufen Menschen an und geben vor, zum Beispiel Polizisten zu sein und einen drohenden Diebstahl verhindern zu wollen. Laut Staatsanwa­ltschaft werden dabei auch falsche Nummern, etwa der örtlichen Polizei, verwendet. Am Telefon säßen sehr gut ausgebilde­te Leute, die einwandfre­ies Deutsch sprächen. Die Callcenter seien aber in der Türkei.

Per Telefon sei der ganze Prozess vom Abheben des Geldes bis zum Deponieren auf einem Spielplatz und seiner Rückkehr nach Hause verfolgt worden, sagte ein Senior vor Gericht als Zeuge aus, den die Bande in einem Fall um mindestens 35.000 Euro erleichter­t hatte. In dem Verfahren in Aichach wird nicht wegen des Betruges sondern wegen Geldwäsche verhandelt. Die zwei Bekannten, gegen die ein eigenes Verfahren läuft, waren als Zeugen geladen. Statt die Beute wie mit den Hintermänn­ern der Bande vereinbart in die Türkei zu schicken, sollen sie diese selbst behalten haben.

An einer Tankstelle in Derching trafen die drei Männer zusammen. Als das Geld zur Sprache kam, habe der Angeklagte indirekt mit der Polizei gedroht und von den beiden je 1000 Euro verlangt. Laut Anklage gaben ihm die Männer das Geld. Gemeinsam fuhren sie zu einem Spielcasin­o in Tschechien, wo der Angeklagte weitere 500 Euro forderte.

Auf seine Spur waren die Ermittler unter anderem durch eine verdächtig­e Sprachnach­richt von einem Hintermann der Betrügerba­nde gekommen. Sie war eigentlich an einen der beiden Bekannten gerichtet, fand sich dann aber auf dem Handy des Angeklagte­n. Dieser erklärte, er habe für seinen Bekannten übersetzt, weil der nicht so gut deutsch könne.

Seine Verteidige­rin sprach vor Gericht für ihren Mandanten. Er habe nicht gewusst, dass das Geld aus einer Straftat stamme. Man habe ihm gesagt, es sei ein Wettgewinn. Von dem Verbrechen habe er erst später erfahren, als sich einer der beiden Bekannten wieder bei ihm meldete.

Dieser Bekannte beschrieb als Zeuge den Tagesablau­f genauso wie der Angeklagte. Er habe ihm erzählt, er und der andere Mann hätten bei einer Sportwette gewonnen, weil der Angeklagte die Tasche mit dem Geld gesehen habe. Auch der zweite Bekannte bestätigte als Zeuge diese Version und sagte, der Angeklagte habe nichts von dem Betrug gewusst. Er widersprac­h damit allerdings seiner Vernehmung vor der Polizei. Die angebliche Sportwette blieb damals unerwähnt. Vor Gericht begründete er die unterschie­dlichen Angaben damit, dass er seine Haut habe retten wollen. Man habe ihm geraten, ein paar Leute zu verraten. Um den Widerspruc­h aufzukläre­n, sollen nun in einem nächsten Schritt die Vernehmung­sbeamten aussagen. Der Prozess wird fortgesetz­t.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild) Mit dem von den anderen Männern ergaunerte­n Geld aus einem Callcenter‰Betrug soll der Angeklagte zu einem Casino in Tsche‰ chien gefahren sein.

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