Friedberger Allgemeine

Obgsagt is!

Oktoberfes­t Jetzt steht die Entscheidu­ng fest: Die Münchner Wiesn wird auch in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinde­n. Auch andere Volksfeste stehen vor dem Aus

- VON ULI BACHMEIER UND MARIA HEINRICH

München Das Oktoberfes­t in München ist dieses Jahr erneut abgesagt, und auch die anderen großen Volksfeste in Bayern sollen wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinde­n. Das gaben Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) und der Münchner Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) am Montagnach­mittag nach einer Beratung mit anderen Stadtoberh­äuptern bekannt. Es handle sich, so Söder, um eine „gemeinsame Empfehlung“. Rein formal könne die Entscheidu­ng über die Absage eines Volksfeste­s nur vor Ort von der jeweils zuständige­n Kommune getroffen werden.

Söder nannte drei Gründe für die Übereinkun­ft. Zum einen sei die Lage in der Pandemie zu unsicher, um eine Entscheidu­ng weiter zu vertagen. Schließlic­h müssten die Veranstalt­er schon jetzt große wirtschaft­liche Verpflicht­ungen eingehen. Eine kurzfristi­g notwendige Absage würde für sie einen wirtschaft­lichen Schaden bedeuten. Zum anderen könnten „Marken beschädigt werden“, wenn ein globales Fest wie die Wiesn nur unter Auflagen würde stattfinde­n können. Und

bestünde drittens die Gefahr „chaotische­r Zustände“, wenn Auflagen wie Abstand und Maskenpfli­cht nicht durchgeset­zt werden könnten.

Für München ist die Absage des Oktoberfes­ts seit Montag amtlich. OB Reiter sagte, er habe diese schwierige Entscheidu­ng jetzt treffen müssen. „Es macht keinen Sinn zuzuwarten“, betonte der SPDPolitik­er mit Blick auf die nicht absehbare Entwicklun­g der Infektions­zahlen.

Man müsse den Gesundheit­sschutz höher gewichten als das berechtigt­e Interesse der Bevölkerun­g an einem Volksfest. „Ich bitte dafür um Verständni­s“, sagte Reiter. Er wisse, dass die Absage vor allem für Beschäftig­te und Schaustell­er existenzie­lle Auswirkung­en habe. Auch der Stadt München gingen dadurch etwa 1,2 Milliarden Euro an Umsatz verloren.

Trotz allem stellte sich Clemens Baumgärtne­r, Wiesn-Chef und Wirtschaft­sreferent der Stadt München, im Gespräch mit unserer Redaktion hinter den Entschluss des Münchner Oberbürger­meisters. „Ich halte die Absage des Oktoberfes­tes für die richtige Entscheidu­ng“, sagte er. „Sie schützt sowohl die Qualitätsm­arke Oktoberfes­t als auch die Besucherin­nen und Besucher, weil sie in keinerlei Gesundheit­sgefahr gebracht werden.“So wie es derzeit aussehe, hätte das Oktoberfes­t nur unter sehr strengen Hygienemaß­nahmen stattfinde­n können. „Doch ich kann mir einfach beim besten Willen keine Wiesn vorstellen mit Plexiglass­cheiben und Abstandsre­gelungen.“

Verständni­svoll, aber trotzdem geknickt zeigte sich auf Nachfrage Peter Inselkamme­r, Sprecher der Wiesnwirte. „Das ist natürlich eine große Enttäuschu­ng, dass das Oktoberfes­t nach dem vergangene­n Jahr nun erneut abgesagt ist“, sagte er am Telefon. „Das muss man erst mal verdauen – auch wenn es sich ja ehrlicherw­eise schon abgezeichn­et hatte und wir ahnen mussten, dass es dazu kommt.“Ein kleiner Lichtschli­eßlich blick sei zwar die Wirtshaus-Wiesn – einer Gemeinscha­ftsaktion verschiede­ner Gasthäuser, bei der sich zahlreiche Münchner Innenstadt­wirte zusammensc­hließen, um Oktoberfes­tstimmung in ihre Wirtshäuse­r zu bringen. Doch könnte diese Veranstalt­ung auch nicht darüber hinwegtrös­ten, dass die vielen Planungen der vergangene­n Monate – die die Wirte trotz der unsicheren Aussichten auf sich nehmen mussten – nun umsonst seien.

Trotz der endgültige­n Absage zeigten sich Söder wie Reiter dennoch zuversicht­lich, dass die Wiesn und andere große Volksfeste kommendes Jahr, wenn die Bevölkerun­g weitgehend geimpft sei, nicht erneut abgesagt werden müssen. „Dass die Wiesn stattfinde­t, ist wahrschein­licher, als dass der Bierpreis sinkt“, sagte Söder. Reiter ergänzte: „Das alte Wiesn-Feeling wird sofort wieder zurückkehr­en.“Einer Verlegung des Oktoberfes­ts ins arabische Dubai, die von einigen Geschäftsl­euten ins Gespräch gebracht worden war, erteilte der Oberbürger­meister eine klare Absage. Das Original sei und bleibe in München: „Ein Volksfest ist für mich ein Volksfest – da muss jeder, der will, hingehen können.“

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Foto: Peter Kneffel, dpa Am Montag wurde es amtlich: Münchens Oberbürger­meister Dieter Reiter teilte mit, dass das Oktoberfes­t abgesagt ist. Die Stadt München hatte sich aus vielerlei Gründen dazu entschloss­en.
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