Friedberger Allgemeine

Neue Vorwürfe im Fall Maddie

Noch immer steht Christian B. im Verdacht, 2007 in Portugal die dreijährig­e Britin entführt und getötet zu haben. Nun könnte ihm eine weitere schwere Gewalttat zur Last gelegt werden

- VON MANFRED SCHWEIDLER

Würzburg Der gebürtige Würzburger Christian B. ist einer der bekanntest­en Tatverdäch­tigen der Welt. Ermittler in drei Ländern wollen ihm das Verschwind­en der dreijährig­en Maddie 2007 in Portugal nachweisen. Laut Sunday Times steht er nun auch unter Verdacht, drei Jahre zuvor nahe ihres Urlaubsort­es eine damals 20-jährige Frau vergewalti­gt zu haben.

Christian B. sitzt gerade eine Haftstrafe wegen der Vergewalti­gung einer 72-Jährigen 2005 in Portugal ab. Die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig, die auch bei den Maddie-Ermittlung­en federführe­nd ist, teilte auf Anfrage mit: „Die Ermittlung­en im neuen Fall werden sich sicher noch Monate hinziehen.“Medienberi­chte, denen zufolge binnen drei Monaten Anklage erhoben werde, bezeichnet­e Pressespre­cher Hans Christian Wolters als falsch.

Es gebe auffallend­e Parallelen zwischen den beiden Vergewalti­gungen und der Entführung der kleinen Maddie in Portugal, so Wolters. Jedes Mal sei der Täter in die Wohnung des Opfers eingestieg­en und habe dabei meist nicht die Tür benutzt. Die Behörden ermitteln auch wegen sexuellen Missbrauch­s eines zehnjährig­en deutschen Mädchens 2007 an der Algarve. Der Verdächtig­e soll vor dem Kind masturbier­t haben – wie 14 Jahre zuvor bereits in Würzburg.

Dort war Christian B. bereits als 17-´Jähriger straffälli­g geworden: Im September 1993 ließ er auf einem Spielplatz im Kreis Würzburg vor einer Sechsjähri­gen die Hosen herunter. Sechs Monate später folgte ein weiterer sexueller Übergriff, diesmal war eine Neunjährig­e das Opfer. B. kassierte eine Haftstrafe, entzog sich aber der Vollstreck­ung durch die Flucht nach Portugal.

Im nun bekannt gewordenen Fall sind sich die Ermittler offenbar sicher, dass erneut Christian B. hinter der Tat steckt. Eine 20-Jährige wurde in ihrem Appartemen­t in Praia da Rocha angegriffe­n. In einem Interview mit der Zeitung The Guardian erzählte die Frau, der Übergriff sei 2007 genau wie bei der 72-Jährigen 2005 erfolgt. Der Mann, der sie vergewalti­gte, sei auf die gleiche Art und Weise vorgegange­n.

Damals sei ein maskierter Mann in ihre Wohnung gekommen und habe sie geweckt. Er habe Englisch mit deutschem Akzent gesprochen, sie gefesselt, geschlagen und über Stunden vergewalti­gt. Dem Opfer gelang es schließlic­h, nach draußen zu fliehen. Der Täter entkam über den Balkon und wurde bis heute nicht gefasst. 2020 wurde die Frau durch die weltweiten Schlagzeil­en im Fall Maddie auf Christian B. aufmerksam und bemühte sich um eine Wiederaufn­ahme ihres Falls.

Friedrich Fülscher, der Verteidige­r des Tatverdäch­tigen, äußerte sich nicht zu der drohenden Anklage. Christian B. lebte damals an der

Algarve in Portugal. Praia da Rocha, wo die 20-Jährige vergewalti­gt wurde, ist nur eine halbe Stunde mit dem Auto von Praia da Luz entfernt, wo die kleine Maddie drei Jahre später verschwand, auch sie durch ein Fenster. Die deutschen Ermittler gehen davon aus, dass der Täter das Kind aus der Ferienwohn­ung der Familie entführte und dann tötete.

Damals lebte er in der Gegend mit einer Freundin aus dem Raum Würzburg. Diese half straffälli­g gewordenen Jugendlich­en. Die Frau wohnt heute mit ihrer Familie in Schweinfur­t. Wollen Medien mit ihr sprechen, ruft sie die Polizei. Aber ihr Vater erzählte Reportern von seinem Besuch bei Christian B. und seiner Tochter in Portugal nach Maddies Verschwind­en. Der Verdächtig­e habe ihm sein Wohnmobil gezeigt und gesagt: „Ich kann Kinder damit transporti­eren. Drogen und Kinder.“Der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft wollte diese Aussage nicht kommentier­en.

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Foto: Steve Parsons/PA Wire, dpa Noch immer ist der Fall der entführten Maddie nicht geklärt. Dieses Foto entstand 2017, zehn Jahre nach dem Verschwind­en der Britin.

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