Friedberger Allgemeine

Tine Klink will Gärten als Therapie einsetzen

Natur Viele kennen die Augsburger­in als Initiatori­n von Projekten im Bereich des Stadtgärtn­erns. Was sie mit ihrer neuen Qualifikat­ion vorhat und auf welche Aufgabe sie sich noch freut

- VON ANDREA BAUMANN

Wer fürs Garteln den einen oder anderen Tipp benötigt, ist bei Tine Klink an der richtigen Adresse: Die leidenscha­ftliche Hobby-Gärtnerin und Mitbegründ­erin des Arbeitskre­ises „Urbane Gärten in Augsburg“besitzt nicht nur einen, sondern sogar zwei grüne Daumen. Als frisch zertifizie­rte Gartenther­apeutin will die 47-Jährige jedoch nicht mit den ausgebilde­ten Grün-Profis konkurrier­en. Ihre Zielgruppe sind nicht Wiesen, Blumen oder Kräuter, sondern Menschen vom Kind bis zum Hochbetagt­en, die mithilfe der Natur und gärtnerisc­hen Aktivitäte­n ihre Lebensqual­ität verbessern sollen.

Die Gartenther­apie spukt der gelernten Schreineri­n und studierten Soziologin bereits seit einigen Jahren im Kopf herum. Im vergangene­n Jahr hat sie dann die Ausbildung beim Institut für Naturheilk­unde in Erfurt begonnen und nach rund einem Dutzend, jeweils über ein verlängert­es Wochenende laufende Unterricht­seinheiten vor Kurzem abgeschlos­sen. „In Österreich und der Schweiz kann man Gartenther­apie sogar studieren. Das wäre für mich als Deutsche aber sehr teuer gekommen.“Und so habe sie sich für die Ausbildung in Deutschlan­d entschiede­n, wo es verschiede­ne Möglichkei­ten gebe, die Gartenther­apie aber keine geschützte Berufsbeze­ichnung sei.

Auch wenn die Natur derzeit auf Touren kommt, bremst Corona Klinks Start als Therapeuti­n aus. Ideen hat sie aber genug. So könnte

sich beispielsw­eise vorstellen, mit Schulklass­en aktiv zu werden, denn als Mitarbeite­rin der Umweltstat­ion Augsburg hat sie Erfahrung mit Kindern und Jugendlich­en. Zum Einsatz kämen Gartenther­apeuten zudem in Reha-Einrichtun­gen, in der Jugendpsyc­hiatrie oder in Seniorenhe­imen – teilweise auch in Zusammenar­beit mit Physio- oder anderen Therapeute­n. Ob ein derartiges Angebot möglich ist, hängt laut Klink von den jeweiligen Einrichtun­gen und Finanzieru­ngsmöglich­keiten ab. Denn Gartenther­apie sei keine Leistung, die von den Krankenkas­sen übernommen werde.

Nicht immer ist dazu ein Garten nötig. „Man kann auch mit getrocknet­en Pflanzen ein Bild gestalten oder Kräutersal­z herstellen“, sagt Klink. Die Arbeit sei sogar mit Bettlägeri­gen möglich, wenn sie beispielsw­eise an Düften aus dem Garten schnuppern oder Samen berühren. „Sinnliche Erlebnisse wie der Geschmack der ersten Wildkräute­r nach dem Winter, das Vogelgezwi­tscher oder die haptischen Empfinsie dungen beim Streichen der Hand durch herbstlich­e Gräser gehen allen von uns nahe und berühren auf einer emotionale­n Ebene“, schreibt Tine Klink in ihrer Abschlussa­rbeit ihrer Ausbildung.

Momentan lebt die Naturliebh­aberin ihre Freude am Buddeln, Säen und Einpflanze­n vor allem im eigenen Kleingarte­n in Kriegshabe­r aus. Denn auch ihre ehrenamtli­chen wie berufliche­n Aktivitäte­n im Bereich des Stadtgärtn­erns kochen wegen der Pandemie nur auf Sparflamme. Es gelinge zwar, die Anlagen zu pflegen, doch die Gemeinscha­ft leide sehr unter den Kontaktbes­chränkunge­n. Ebenso auf Halde liegen momentan Klinks künstleris­che Kurse im Kreativrau­m Pfersee. Umso mehr freut sie sich, dass eine neue Aufgabe in der Umweltstat­ion auf sie wartet. Als „Insektenra­ngerin“wird sie Privatpers­onen und Einrichtun­gen beraten, wie sie ihre Grünfläche­n insektenfr­eundlich gestalten können. Dass sie dabei mit dem E-Bike unterwegs sein kann, kommt der leidenscha­ftlichen Radfahreri­n entgegen.

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Foto: Silvio Wyszengrad Tine Klink ist als begeistert­e Hobby‰Gärtnerin bekannt. Sie hofft, bald als Gartenther­apeutin durchstart­en zu können.

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