Reisen ins Internet statt in fremde Länder
Am Maria-Theresia- und Jakob-Fugger-Gymnasium finden derzeit Erasmus-Projekte statt. Die Themen werden online behandelt. Die Teilnehmer fiebern aber den richtigen Treffen entgegen
Die Augsburger Illustratorin Nontira Kigle hat ein Bild geschaffen, das alle vereint. Die Welt, das Leben in verantwortungsvollen Gemeinschaften, klares Wasser und eine gesunde Umwelt. Das Mural, das eine Wand des Maria-Theresia-Gymnasiums (MTG) ziert, handelt von den Nachhaltigkeitszielen der UN. Es ist das Thema, das die Schule seit dem Schuljahr 2019/2020 über ein Erasmus-Projekt mit Partnerschulen in England, Italien, Frankreich und Spanien verbindet. Normalerweise sind gegenseitige Treffen ein fester Bestandteil eines jeden ErasmusProjektes. Doch im vergangenen Jahr trafen sich die Teilnehmer vor allem online.
Im November 2019 waren die Schüler zu Gast in Augsburg. Lehrer Udo Legner, der das Projekt betreut, hatte die Aktivitäten auf den Aspekt „nachhaltige Stadt“ausgerichtet. „Den Schülern wurde die Lokale Agenda vorgestellt, Umweltstation und Weltladen“, erzählt er. Im Februar 2020 ging es nach Putignano in Italien. Die Schule hat ihr Programm unter anderem dem zwölften Nachhaltigkeitsziel gewidmet, das sich mit dem verantwortungsbewussten Verbrauch und verantwortungsvoller Produktion beschäftigt.
Nontira Kigle war mit von der
Partie und brachte dort mit Unterstützung einer italienischen Lehrerin und Schülern dasselbe Bild an die Wand. „Am Ende des Projekts sollte es in jeder Schule sein, doch wie es weitergeht, kann noch niemand sagen.“Seit der Fahrt nach
Italien fanden alle Treffen virtuell statt. „Es gab viele Zoom-Konferenzen“, erzählt Udo Legner. Die Schüler haben sich über das Internet mit den verschiedenen Nachhaltigkeitszielen auseinandergesetzt. Es gibt einen Lyrik-Workshop und auch einen Koch-Workshop. Die Schüler sollen sich so besser kennenlernen – auch wenn sie sich derzeit nicht treffen können. Udo Legner: „Als Nächstes planen wir auch noch einen Podcast-Workshop in Kooperation mit der Werkstatt Solidarische Welt.“Legner hofft, die Zeit so gut überbrücken zu können, bis sich die Schüler wieder an den verschiedenen Partnerschulen treffen.
Auch am Jakob-Fugger-Gymnasium findet seit vergangenem Herbst ein virtueller Austausch zwischen verschiedenen Ländern statt. Das Projekt „Europäische Fuggerstraße“, das durch Tourismusorganisationen verschiedener europäischer Städte initiiert wurde, verbindet die Städte, in denen Jakob Fugger sein Vermögen verdient hat. Ziel dieses Erasmus-Projektes ist es, das Bewusstsein für den paneuropäischen Handel von 1490 bis heute zu schärfen. Dabei werde auch ein kritischer Blick auf die soziologischen Probleme von Handel und Bergbau damals und heute geworfen sowie die Folgen des jahrhundertelangen Bergbaus für die jeweilige Region behandelt, so Lehrer Jörg Haas. Er betreut das Projekt am FuggerGymnasium und hält es im gemeinsamen Austausch mit den Partnerschulen in Belgien, Italien, Spanien und Slowakei. Die Auftaktveranstaltung habe im Dezember per Video-Konferenz stattgefunden, so Haas. „Seither treffen wir uns bei europäischen Aktionstagen wie etwa dem Safer Internet Day im Internet und behandeln verschiedene Themen.“
Einmal seien die Schüler auf die Rolle von Influencern eingegangen, also Personen, die aufgrund ihrer starken Präsenz und ihres hohen Ansehens, Einfluss auf zahlreiche Internet-Nutzer hätten. „Dabei haben wir festgestellt, dass bereits Jakob Fugger in seiner Zeit ein europäischer Influencer war“, sagt Haas. In diesem Jahr wird ein Jubiläum gefeiert: Am 23. August 1521 unterzeichnete Jakob Fugger die Stiftungsurkunde. Das Jubiläum soll mit einem Programm begangen werden. Jörg Haas hofft, dass das die erste Aktivität außerhalb des Internets werden könnte, wo sich verschiedene Teilnehmer in Augsburg treffen könnten.