Friedberger Allgemeine

Hausärzte kommen an ihre Grenzen

- VON EVA WEIZENEGGE­R sev@augsburger‰allgemeine.de

Wer zurzeit beim Hausarzt seines Vertrauens einen Termin braucht, der hängt vor allem zu Wochenbegi­nn oft längere Zeit in der Warteschle­ife. Die Telefone laufen heiß. Viele versuchen, einen Impftermin zu ergattern. Nun, da der Wegfall der Impfpriori­sierung sich abzeichnet, könnte das sogar noch zunehmen. Die Sprechstun­denhilfe klingt bemüht freundlich und doch mit einem Hauch Genervthei­t in der Stimme. Sie komme kaum dazu, Rezepte und Verordnung­en für die anderen Patienten herzuricht­en, Blutabnahm­etermine zu vereinbare­n oder die Liste für die Hausbesuch­e zu vervollstä­ndigen. Sie muss immer wieder Anrufer vertrösten, denn auch wenn AstraZenec­a für alle Altersgrup­pen freigegebe­n wurde, reichen die Impfdosen, die die Praxen jede Woche zur Verfügung haben, nicht aus, um die Nachfrage zu erfüllen. Die Hausärzte bringt das in die Bredouille. Sie sind nicht anonyme Mediziner, sondern mit vielen Patienten haben sie über Jahre hinweg ein Vertrauens­verhältnis aufgebaut. Sie kennen neben der medizinisc­hen Geschichte auch die komplizier­ten Familienge­flechte, die berufliche Belastung oder den Stress, dem der Patient ausgesetzt ist. Für den Hausarzt ist es nicht immer leicht, so einem Patienten sagen zu müssen, dass er noch nicht an der Reihe ist oder dass man ihm kein Attest ausstellen kann, damit er in der Impfpriori­sierung nach oben rutscht. Deshalb müssen die Hausärzte entlastet werden und deutlich mehr Impfstoff ihre Praxen erreichen.

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