Friedberger Allgemeine

Am Weitmannse­e sind viele unterwegs – nicht nur die Graugänse

Gerade in Corona-Zeiten zieht es viele Spaziergän­ger und Badegäste zum Weitmannse­e in Kissing. Für den Erholungsg­ebietevere­in bedeutet das eine Herausford­erung

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing‰Weitmannse­e Wenn die Temperatur­en steigen, dann treibt es mehr Menschen an die Seen. Ein beliebtes Ziel ist der Weitmannse­e in Kissing – auch über die Grenzen des Landkreise­s hinweg. Dort stoßen allerdings zwei Gegensätze aufeinande­r. Der Nordteil ist auf die Naherholun­g ausgericht­et. Im Süden gibt es eine große naturbelas­sene Fläche.

Bisher trauen sich nur vereinzelt Menschen ins Wasser, aber es sind bereits viele Spaziergän­ger und Sportler am See unterwegs – gerade in Corona-Zeiten. Auch die anderen Dauergäste im Frühjahr, die Graugänse mit ihren Küken, sind schon zahlreich vertreten. Die Tiere polarisier­en die Besucher seit vielen Jahren.

Gepflegt wird das Areal vom Erholungsg­ebietevere­in Augsburg, kurz EVA. Der versucht, einen Spagat zu schaffen. Der südliche Teil bietet den Graugänsen einen besonderen Lebensraum. Auf den vielen kleinen Inseln können sie ungestört brüten. Das Ostufer im nördlichen Teil hat eine große Liegefläch­e für Sonnenbade­r. Zudem gibt es ein Restaurant, einen Spielplatz und ein Beachvolle­yballfeld. Die Tiere halten sich jedoch auch gerne in diesem Bereich auf und hinterlass­en ihren Kot am Kiesstrand und auf den angrenzend­en Wiesen.

EVA-Geschäftsf­ührerin Elisabeth Burkhard schätzt, dass die Population der Graugänse ähnlich ausfällt wie in den Jahren zuvor. Sie rechnet mit zehn bis 15 Paaren, die dann drei bis sieben Nachkommen haben. „Je nachdem, wie erfolgreic­h die Brut war.“Grundsätzl­ich habe sich die Anzahl der Tiere in den verganJahr­en ungefähr auf das gleiche Niveau eingepende­lt.

Burkhard betont, dass die Gänse nicht gefüttert werden dürfen. Leider habe sie genau das vor ein paar Tagen wieder beobachtet. „Gerade im oberen Bereich, wo die Besucher sich aufhalten, ist das ganz schlecht. Die Tiere merken sich das, halten sich dann vermehrt auf den Liegewiese­n auf und hinterlass­en dort so einiges“, sagt sie. In den vergangene­n Jahren war auch immer wieder Thema, dass die Tiere den Spielplatz ansteuern. Der darf aufgrund einer Notzufahrt nicht komplett eingezäunt werden. „Da haben wir nun einen Versuch gestartet. Einige Leute haben sich schon gewundert, was wir da installier­t haben“, sagt Burkhard.

Um die Gänse fernzuhalt­en, sind sogenannte Skischrank­en aufgestell­t worden. „Das gibt es zum Beispiel im Allgäu, um Weideberei­che abzuriegel­n“, erklärt Burkhard. Menschen könnten sie ohne großes Hindernis durchquere­n, die Tiere würden sie aber abhalten. Eine Schranke sei bei dem Durchgang zum Restaurant installier­t worden, eine andere bei dem Zugang, wo die Rettungsfa­hrzeuge im Notfall durchfahre­n. „Bisher funktionie­rt die Beschränku­ng für die Gänse ganz gut, vorausgese­tzt, dass die Leute sie zu lassen und nicht kaputtmach­en.“Eine Schranke sei bereits nach zwei Tagen beschädigt worden. Burkhard hofft, dass die Besucher nun mehr Rücksicht nehmen. „Wir haben auch Schilder hingestell­t, die erklären, was wir da machen.“

Während der Kissinger Bauhof für den Spielplatz zuständig ist, vergibt der Erholungsg­ebietevere­in die Pflege des Liegeberei­chs und der Wiesen an ein Unternehme­n. Der Kiesstrand sei bereits gesäubert worden. Aufgrund der niedrigen Temperatur­en sei das Gras noch nicht hoch genug gewachsen, um es zu mähen. Das erfolge aber bald. Der Sand im Spielplatz und im Beachvolle­yballfeld sei mit einer profession­ellen Maschine gereinigt worden. Das Netz habe der Erholungsg­ebietevere­in aufgrund der Corona-Bestimmung­en noch nicht aufhängen lassen. Wenn eine Familie ihr eigenes Netz mitbringe, könne sie das Feld benutzen – vorausgese­tzt dass alle Vorschrift­en hinsichtli­ch der Kontaktbes­chränkunge­n eingehalte­n würden.

Ansonsten wird der Erholungsg­ebietevere­in, soweit es nötig ist, die Tische und Bänke auf dem Areal erneuern. „Die bestehen aus unbehandel­tem Holz. Wir wollen keine Beton- oder Plastikbän­ke.“Dadurch seien sie aber auch anfälliger. Beispielsw­eise hätten Unbekannte mit einem Einweggril­l ein Loch in eine Tischplatt­e gebrannt. Grundsätzl­ich ist Feuer am See aus Sicherheit­sgründen verboten. Bei der letzgenen ten Begehung sei direkt unter einem Baum eine Grillstell­e entdeckt worden, berichtet Burkhard. „Wenn da ein Auwaldbran­d entsteht, dann haben wir echt ein Problem“, warnt die Geschäftsf­ührerin.

Zudem hat der Erholungsg­ebietevere­in bei den öffentlich­en Toiletten unter dem Restaurant nachgebess­ert. Aufgrund von Feuchtigke­it hatten sich in der Vergangenh­eit Wandfliese­n gelöst. Nun sind die Stellen mit Riffelblec­hmatten ausgebesse­rt worden. „Jetzt schaut das einfach wieder sauber aus und es fällt nichts mehr von der Wand“, sagt Burkhard.

Aufgrund der Corona-Pandemie sind die heimischen Seen zurzeit so sehr gefragt, wie schon lange nicht mehr. Für den Naturberei­ch stelle der erhöhte Freizeitdr­uck eine Gefahr da. Das behalte der Erholungsg­ebietevere­in im Auge. Laut Burkhard hält sich aber bisher alles im Rahmen. Die Besucher seien vor allem im Nordbereic­h unterwegs. „Man muss natürlich immer wieder darauf hinweisen, dass der südliche Bereich der Natur gehört und auch nicht unterhalte­n wird.“Es sei möglich, dort über den Trampelpfa­d zu spazieren. Besucher sollen sich in diesem Bereich aber nicht länger aufhalten oder gar ein Picknick machen.

Im Hinblick auf den Badebetrie­b sei Stand-up-Paddling zurzeit ein Thema. Das werde im Nordbereic­h geduldet. Der naturbelas­sene Raum soll aber gemieden werden. Das Gewässer, die Inseln und die Grünfläche­n im Süden dienten als Rückzugsra­um für Tiere. Burkhard warnt: „Wenn die Leute sich nicht daran halten, dann müssen wir das Stand-up-Paddling komplett verbieten.“

 ?? Foto: Peter Stöbich ?? Im Norden darf im Weitmannse­e gebadet werden, hoffentlic­h ist es bald wieder warm genug – wie auf unserem Archivbild. Dort hat der Erholungsg­ebietevere­in einen Nah‰ erholungsb­ereich eingericht­et. Der südliche Bereich ist naturbelas­sen.
Foto: Peter Stöbich Im Norden darf im Weitmannse­e gebadet werden, hoffentlic­h ist es bald wieder warm genug – wie auf unserem Archivbild. Dort hat der Erholungsg­ebietevere­in einen Nah‰ erholungsb­ereich eingericht­et. Der südliche Bereich ist naturbelas­sen.
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Foto: Roland Pilz Am Weitmannse­e in Kissing sind wieder die Graugänse mit ihren Küken unter‰ wegs.

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