Schwere Geschütze gegen Alfons Hörmann
DOSB-Präsident kündigt nach einem anonymen Brandbrief von Mitarbeitern schnelle Aufklärung an
Frankfurt/Sulzberg Erst einmal gilt die Unschuldsvermutung. Noch ist alles recht vage, was da aus dem Haus des Deutschen Sports in der Otto-Fleck-Schneise 12 in Frankfurt dringt. Von einem anonymen Brief ist da die Rede, der noch dazu von einem gefälschten E-Mail-Konto aus verschickt worden war. Es gehe um einen Offenen Brief, der angeblich massive interne Missstände beim Deutschen Olympischen Sportbund aufdeckt und in dem schwere Geschütze gegen den ehrenamtlichen Präsidenten Alfons Hörmann aufgefahren werden. Dem 60-jährigen Unternehmer aus Sulzberg im Oberallgäu, der seit 2013 an der Spitze des DOSB steht, werden ein schlechter Führungsstil, eine Kultur der Angst und ganz aktuell die Missachtung der Corona-Regeln vorgeworfen. Hörmann äußerte sich auf Nachfrage unserer Zeitung nicht zu den Vorwürfen, kündigte aber eine schnelle Aufklärung an. Am Donnerstagabend sagte er wörtlich: „In den letzten Stunden haben sich zahlreiche Führungskräfte und Mitarbeiter deutlich von diesem Stil und den Inhalten distanziert. Auch seitens der DOSB-Führungsgremien wird es zeitnah entsprechende Klarstellungen dazu geben.“
Auch der Sportredaktion unserer Zeitung liegt das anonyme Schreiben vor. Es trägt die Überschrift „Warum wir eine/n neue/n Präsident*in
brauchen“. Im Brief wird behauptet, ein Drittel der etwa 170 Mitarbeiter des DOSB sei involviert gewesen. Beweise dafür werden nicht geliefert. Ein DOSB-Sprecher bestätigte den Eingang der E-Mail, widersprach aber den Angaben zu den möglichen Empfängern: „Von den im Adressatenkreis angesprochenen Mitgliedern des Präsidiums und des Vorstands haben nur einige dieses anonyme Schreiben erhalten. Wir werden die Hintergründe prüfen.“
In dem Offenen Brief werden zahlreiche Interna und Vorgänge in der Geschäftsstelle des DOSB beschrieben und angeprangert. Mitarbeiterinnen seien „mental und psychisch über die Grenze des Belastbaren“gebracht worden. Außerdem heißt es: „Abweichende Meinungen werden (bestenfalls) abgebügelt und (schlimmstenfalls) bloßgestellt.“Deshalb habe man sich auch zu dem anonymen Schreiben entschlossen: „Und so haben auch wir Angst. Angst davor, bei der Nennung unserer Namen vielleicht sogar unsere Arbeitsstelle zu verlieren.“Dem Brief seien in den letzten Wochen und Monaten zahlreiche Gespräche vorausgegangen. Dabei seien dutzende Beispiele von Verhaltensweisen
zur Sprache gekommen, „die vor allen Dingen jegliche Form des Respekts und Anstands vermissen lassen“. Engste Mitarbeiter hätten „kurz vor Mitternacht unter Tränen das Büro verlassen“. Im Raum steht auch der Vorwurf, in Richtung Mitarbeiter seien „Stifte oder sonstige Gegenstände geworfen worden“. Mitglieder des DOSB-Führungsgremiums hätten zuletzt auch gegen die Corona-Regeln verstoßen: „Uns Mitarbeiter*innen ist kein Meeting im Haus des Sports bekannt, in dem Alfons Hörmann eine Maske getragen hätte.“Der Brief schließt mit den Worten: „Es braucht Veränderung. Vor allem aber braucht es eine neue Kultur innerhalb des DOSB. So kann es nicht weitergehen!“