Hollywood auf der Baustelle
Wie die Arbeiten in der Friedberger Bahnhofstraße voranschreiten und ein Videodreh für mehr Verständnis sorgt
Friedberg Bauzäune und Absperrgitter trennen die Bahnhofstraße vom Rest der Friedberger Innenstadt. Schwere Fahrzeuge und mehrere Bagger bewegen sich über den gelblichen Kies. Auf der Gerüstabsicherung des Gehwegs läuft Ecki Diehl mit seiner Kamera die Baustelle entlang. Seine Aufgabe ist es, die Bauarbeiten in einem Kurzfilm zu dokumentieren, damit der zweite Clip im Rahmen des Video-Logbuchs zur Bahnhofsstraße veröffentlicht werden kann.
„Das Filmen war schon immer ein Hobby“, sagt der Gründer der Elan-Film GmbH. 2014 hat Ecki Diehl sich seine eigene Firma aufgebaut und arbeitet seitdem selbstständig. Zuvor war er in verschiedenen Radiostationen in ganz Deutschland tätig. Während dieser Zeit hat der 47-Jährige bereits vereinzelt an lokalen Fernsehproduktionen mitgewirkt. Daher sind seine Aufträge nicht nur auf die Regionen
Bayern und Baden-Württemberg begrenzt.
In den letzten Jahren sind mehrere Clips in Zusammenarbeit mit der Stadt Friedberg entstanden, wie beispielsweise der Film über die Eröffnung des Friedberger Schlosses. Besonders im Bereich Kultur hat die Nachfrage während der Pandemie zugenommen. „Die Filme sind ein guter Veranstaltungsersatz“, sagt Ecki Diehl. Der aktuelle Videobeitrag ist bereits online und auf der Startseite der Stadt Friedberg zu sehen. Thematisiert werden die Schwierigkeiten und Herausforderungen, insbesondere die archäologische Begleitung, die die Bauarbeiten bisher verzögert haben. „Wir möchten die Transparenz erhöhen und hoffen auf Verständnis“, sagt die Citymanagerin Bianca Roß. Beteiligt waren bei dem Videodreh der Leiter der Tiefbauabteilung, Moritz Ladwig, der Archäologe Andreas Heimerl und Jasmin Hodzic, Vorarbeiter der Baufirma Reela. Moritz Ladwig berichtet über die derzeit stattfindenden Arbeiten an den Strom- und Telekommunikationsleitungen.
Diese Tätigkeit erfordert große Vorsicht, da in der Bahnhofstraße die Hauptversorgungsleitungen für die Innenstadt verlaufen. „Wir haben es außerdem zum Großteil mit
Geschäftsleitungen zu tun“, erklärt Moritz Ladwig. Das sensible Vorgehen setzt nicht nur Präzision, sondern auch spezielle Maschinen, wie den sogenannten Saugbagger voraus. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Bagger werden die Leitungen hier allein durch das Absaugen
des Erdmaterials freigelegt. „Das hat den Vorteil, dass keine Wurzeln oder Fremdleitungen beschädigt werden können“, erklärt Jasmin Hodzic.
Andreas Heimerl, Firmeninhaber der Grabungsfirma Archäologie Heimerl, übernimmt mit seinem Team die gesetzlich angeordnete archäologische Baubegleitung. „Die bisherigen Fundstücke stammen aus fast allen Epochen“, erklärt der Archäologe. Ganz fasziniert ist er von den Funden, die in die Gründungszeit der Stadt fallen. Aber überrascht ist Andreas Heimerl nicht, schließlich liegt die Bahnhofstraße im mittelalterlichen Stadtkern Friedbergs. Neben einer nahezu vollständig erhaltenen Kaminkachel, die im Film gezeigt wird, wurden bisher sechs große Kisten mit archäologisch bedeutsamen Objekten geborgen. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass diese im örtlichen Museum ausgestellt werden, obwohl sich alle Fundstücke im Besitz der Stadt Friedberg befinden.