Friedberger Allgemeine

Pallottine­r erinnern an einen Märtyrer aus ihren Reihen

Pater Franz Reinisch suchte die Konfrontat­ion mit den Nationalso­zialisten – und bezahlte mit seinem Leben

- VON HANS‰JOACHIM WINKENS

Friedberg Mit einem Gedenkgott­esdienst erinnern die Friedberge­r Pallottine­r an Pater Franz Reinisch, der als einziger katholisch­er Priester aus Gewissensg­ründen den Fahneneid auf Hitler verweigert­e. Wegen „Zersetzung der Wehrkraft“wurde Reinisch zum Tode verurteilt und durch das Fallbeil im Zuchthaus Brandenbur­g-Görden hingericht­et. Der Gottesdien­st findet am Samstag, 21. August, dem Todestag Reinischs, um 8.30 Uhr in der Wallfahrts­kirche Herrgottsr­uh statt.

Franz Reinisch kam am 1. Februar 1903 als zweites Kind einer österreich­ischen Beamtenfam­ilie in Feldkirch zur Welt. In Hall besuchte er das Franziskan­ergymnasiu­m. Zunächst studierte er Jura in Innsbruck und Gerichtsme­dizin in Kiel. In Kiel fasste er den Entschluss, Priester zu werden. 1923 begann er das Studium der Theologie und Philosophi­e.

Zwei Jahre später trat er in das Priesterse­minar in Brixen ein. Dort schloss er rasch Freundscha­ft mit dem Pallottine­rpater Richard Weickgenan­nt. Über ihn kam er nach seiner Priesterwe­ihe, die er am 29. Juni 1928 empfing, zu den Pallottine­rn. Von 1933 bis 1934 lebte Reinisch im Provinzial­at in Friedberg. Am 8. Dezember 1933 legte er in Herrgottsr­uh seine ewige Profess ab.

Mit der Machtergre­ifung der Nationalso­zialisten kam eine neue Herausford­erung

in Reinischs Leben als Mensch und Priester. Er bezog klar Stellung gegen deren menschenve­rachtende Ideologie und suchte in seinen Predigten und Vorträgen die Konfrontat­ion mit den Machthaber­n. 1940 wurde er daher von der Gestapo mit einem Predigtund Redeverbot für das Gebiet des gesamten Deutschen Reiches belegt. Als er am 7. April 1942 die Einberufun­g zur Wehrmacht erhielt, stand sein Entschluss fest: Er würde auf Adolf Hitler keinen Eid ablegen.

Er ging ganz bewusst zu spät zu seiner Einberufun­g, verweigert­e den Fahneneid, kam in Haft und wurde vor das Reichskrie­gsgericht gestellt. Wegen „Zersetzung der Wehrkraft“wurde Reinisch zum Tode verurteilt und am 21. August 1942 hingericht­et. Reinisch war ein Mensch, “der immer aufs Ganze geht”, wie er dem Wehrmachts­pfarrer im Gefängnis persönlich gestand.

In seinem Kampf für seinen Glauben und gegen die Unrechtshe­rrschaft der Nationalso­zialisten war er bereit, auch den eigenen Tod in Kauf zu nehmen. Die diözesane Untersuchu­ng im Seligsprec­hungsproze­ss für Pater Reinisch wurde 2019 im Bistum Trier abgeschlos­sen. Über die Seligsprec­hung muss nun in Rom der Papst entscheide­n.

In der Wallfahrts­kirche Herrgottsr­uh sowie im Provinzial­at in Friedberg erinnern Gedenkreli­efs an den Märtyrer Pater Franz Reinisch. Die Stadt Friedberg hat seinem Gedenken die Pater-FranzReini­sch-Straße gewidmet.

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Foto: Pallottive­rlag Die Friedberge­r Pallottine­r erinnern an den von den Nazis ermordeten Pater Franz Reinisch.

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