Gumny hat die Nase vorn
FC Augsburg Der Pole durfte beim Ligaauftakt auf der rechten Abwehrseite ran, er hat sich vorläufig gegen Raphael Framberger durchgesetzt. Warum das so ist, erklärt Trainer Weinzierl
Robert Gumny trägt seine Fußballschuhe in der Hand. Der Pole beendet die Trainingseinheit am Dienstagnachmittag früher als seine Kollegen. Mit dem Fahrrad fährt er vom Trainingsplatz zurück zu den Kabinen. Es sei aber alles in Ordnung, eine Verletzung sei nicht der Grund für das verfrühte Ende, sagt der 23-Jährige und verabschiedet sich lächelnd. Eine Verletzung käme auch wirklich zur Unzeit.
Robert Gumny hat sich zumindest vorerst gegen Raphael Framberger durchgesetzt. Er stand beim Auftaktspiel gegen Hoffenheim als Rechtsverteidiger in der Startformation. „Robert ist für mich ein herausragender Außenverteidiger“, sagt Markus Weinzierl. Der FCATrainer fügt aber gleich noch hinzu: „Raphael Framberger natürlich auch.“Soll ja keiner über zu geringe Wertschätzung meckern können. Und doch hatte Gumny das FCATrainerteam offenbar zuletzt mehr überzeugt. „In der Schlussphase der vergangenen Saison haben wir gesehen, was Robert für die Mannschaft leisten kann. Auch deswegen haben wir uns für ihn entschieden“, erklärt Weinzierl. Drei Spieltage vor Ende der vergangenen Saison hatte Weinzierl das Traineramt beim FCA übernommen. Drei Spieltage also Zeit, den Klassenerhalt zu schaffen. Da braucht es Ruhe, aber auch den Glauben. Weinzierl vertraut in solchen Phase auf ein feste Gerüst, eine Achse. Zu der zählte in allen drei Partien Robert Gumny. Beim 2:0-Erfolg gegen Bremen, der letztlich den Klassenerhalt brachte, gelang dem 23-Jährigen sogar eine Torvorlage. Seitdem ist die Überzeugung in seine Fähigkeiten noch weiter gewachsen.
Die Vorbereitung verlief für Gumny nicht problemlos. Er fehlte am Ende wegen Problemen an den Adduktoren, verpasste deshalb auch die letzte Testpartie gegen Cagliari. Im Pokalspiel in Greifswald wechselte ihn Weinzierl eine Viertelstunde vor Schluss ein – allerdings auf der Position des linken Außenverteidigers. Da hatte der Pole bereits unter Weinzierl-Vorgänger Heiko Herrlich in der vergangenen Saison häufiger ausgeholfen, als Iago und Mads Pedersen nicht einsatzfähig waren. Auf der rechten Seite aber fühlt sich Gumny deutlich wohler.
Der 23-Jährige ist ball- und passsicher. Er agiert auch in Drucksituationen oft mit Ruhe. Framberger dagegen mangelt es ab und an an technischen Fertigkeiten. Dafür sind sein Wille und Einsatz immer erstklassig. Framberger aber war in der Vergangenheit häufig verletzt, sein Körper hielt den Anforderungen eines Bundesliga-Profis nicht immer Stand. Auch deshalb war Gumny vor einem Jahr verpflichtet worden. Er soll auf der rechten Abwehrseite für Konstanz sorgen. Ein Vorhaben, an dem auch Stephan Lichtsteiner gescheitert war. Der Schweizer spielte in der Saison 2019/20 beim FCA, es war seine letzte vor dem Karriereende. Es war keine wirklich erfolgreiche Zusammenarbeit, dabei waren die Hoffnungen groß gewesen. Schließlich hatte Lichtsteiner sieben Jahre bei Juventus Turin gespielt.
Robert Gumny kam aus Posen nach Augsburg. Im November 2019 hatte er sich schwer am Knie verletzt, sechs Monate musste er pausieren. Der FCA griff trotzdem zu. Fit ist der Pole momentan. Vor dem Ligaauftakt war er voll im Training. Auch deshalb zögerte Weinzierl nicht, ihn in die Startelf zu stellen. Allerdings hatte Gumny nicht seinen besten Tag erwischt. Beim 0:1 leistete er sich einen Stellungsfehler, der Hoffenheims Jacob Bruun Larsen einen völlig freien Kopfball ermöglichte. Allerdings war Gumnys Fehleinschätzung nur ein Teil einer langen Augsburger Fehlerkette. „Es ist natürlich schade für ihn, dass er da mit drin hängt. Wir können aber schon den Einwurf besser verteidigen, die Flanke verhindern und den Ball auch halten“, sagt Weinzierl. „Einige hätten das Gegentor verhindern können, einer davon war Robert. Da müssen wir uns als Mannschaft besser anstellen“, meint FCA-Manager Stefan Reuter.
Vieles deutet daraufhin, dass Gumny auch am Samstag (15.30 Uhr) bei Eintracht Frankfurt in der Startformation sein wird. Im Trainingsspiel am Dienstagnachmittag jedenfalls steht er in dem Team, aus dem sich der Großteil der Startaufstellung zusammensetzen dürfte. Weinzierl aber hält sich noch bedeckt: „Jede Mannschaft lebt von Konkurrenzsituationen. Wir wissen, dass wir auf dieser Position zwei gute Spieler haben.“Womöglich mit Daniel Caligiuri sogar noch eine weitere Alternative, sollte sich für den Routinier künftig in der Offensive kein Platz finden. Allerdings könnte er in Frankfurt auf die rechte offensive Außenposition rücken, sollte André Hahn nicht rechtzeitig fit werden. „Daniel Caligiuri ist ein gestandener Bundesliga-Spieler, den wir brauchen und der wichtig für uns ist“, sagt Weinzierl.