Friedberger Allgemeine

Das Divano ist ein wegweisend­es Projekt

- VON UTE KROGULL kru@augsburger‰allgemeine.de

Ein Café ohne Bezahlzwan­g in einem Pfarrzentr­um - das hätte ein Projekt werden können, das an die Teestuben der 1980er-Jahre erinnert. Doch die Kirchengem­einde von St. Jakob hat mit der Idee und ihrer Umsetzung einen Glücksgrif­f gelandet. Es sollte ein Vorbild sein für viele ähnliche Einrichtun­gen. Denn wir werden sie mehr und mehr brauchen.

In einer Stadt wie Friedberg mit funktionie­renden gesellscha­ftlichen Strukturen, hohem Bildungsst­and und gutem Einkommens­niveau scheint die Welt trotz globaler Krisen noch in Ordnung. Aber auch hier gibt es Menschen, die abgekoppel­t sind. Fachleute aus dem sozialen Bereich prognostiz­ieren, dass die Pandemie diesen Effekt verstärkt. Die Folge ist Rückzug.

Mit dem Divano ist es Hauptund Ehrenamtli­chen gemeinsam gelungen, einen Treffpunkt zu schaffen, zu dem jede und jeder kommen kann, ganz unverbindl­ich. Hier kann man sich unauffälli­g einen Rat holen, ohne sich stigmatisi­ert zu fühlen, weil man zu einer Beratungss­telle geht. Und hier kommen Menschen zusammen, die sich sonst nicht begegnen oder zumindest nicht miteinande­r ins Gespräch kommen würden, weil sich jeder in seiner Welt bewegt.

Das tut einzelnen Menschen gut, aber auch der ganzen Stadtgesel­lschaft. Das Divano stößt auf viel Interesse und Resonanz. Hoffentlic­h nehmen auch andere Initiative­n, egal ob Kirchengem­einden oder Vereine, diese Idee auf und wagen es, sie umzusetzen. Leicht ist es nicht, es kostet Geld, Einsatz, Kreativitä­t und Kraft. Aber es lohnt sich.

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