Das Divano ist ein wegweisendes Projekt
Ein Café ohne Bezahlzwang in einem Pfarrzentrum - das hätte ein Projekt werden können, das an die Teestuben der 1980er-Jahre erinnert. Doch die Kirchengemeinde von St. Jakob hat mit der Idee und ihrer Umsetzung einen Glücksgriff gelandet. Es sollte ein Vorbild sein für viele ähnliche Einrichtungen. Denn wir werden sie mehr und mehr brauchen.
In einer Stadt wie Friedberg mit funktionierenden gesellschaftlichen Strukturen, hohem Bildungsstand und gutem Einkommensniveau scheint die Welt trotz globaler Krisen noch in Ordnung. Aber auch hier gibt es Menschen, die abgekoppelt sind. Fachleute aus dem sozialen Bereich prognostizieren, dass die Pandemie diesen Effekt verstärkt. Die Folge ist Rückzug.
Mit dem Divano ist es Hauptund Ehrenamtlichen gemeinsam gelungen, einen Treffpunkt zu schaffen, zu dem jede und jeder kommen kann, ganz unverbindlich. Hier kann man sich unauffällig einen Rat holen, ohne sich stigmatisiert zu fühlen, weil man zu einer Beratungsstelle geht. Und hier kommen Menschen zusammen, die sich sonst nicht begegnen oder zumindest nicht miteinander ins Gespräch kommen würden, weil sich jeder in seiner Welt bewegt.
Das tut einzelnen Menschen gut, aber auch der ganzen Stadtgesellschaft. Das Divano stößt auf viel Interesse und Resonanz. Hoffentlich nehmen auch andere Initiativen, egal ob Kirchengemeinden oder Vereine, diese Idee auf und wagen es, sie umzusetzen. Leicht ist es nicht, es kostet Geld, Einsatz, Kreativität und Kraft. Aber es lohnt sich.