„Wenn bei mir mal etwas Dringendes ansteht, dann dürfen die Kinder auch vor den Fernseher“
In der Serie „Familienalbum“erzählen wir die Geschichten von großen und kleinen Familien, von Regenbogenfamilien, Patchworkfamilien oder Mehr-Generationen-Familien, kurz: von jedem, der sich als Familie fühlt. Dieses Mal mit Maria Kauff (Name geändert), die mit ihrem Mann und zwei Kindern im Landkreis Augsburg lebt.
Familie Meine Familie, das sind mein Mann und ich. Er ist 51, ich 41. Außerdem unsere Tochter, die zwei Jahre alt ist, und unser Sohn, der fünf Jahre alt ist. Und unsere Katze, die kann ich nicht unterschlagen. Daneben gibt es auch noch vier Großeltern und zahlreiche Geschwister mit Familie, die auf der ganzen Welt verteilt sind. Meine Schwester hat uns gerade erst hier in Deutschland besucht. Vorher hatten wir uns fünf Jahre nicht gesehen.
Anfänge Meinen Mann habe ich auf einer Party kennengelernt, ganz klassisch. Nach drei Monaten sind wir in Augsburg zusammengezogen. In unser Haus hier im Landkreis Augsburg sind wir zwei Wochen vor der Geburt unseres Sohnes eingezogen. Das kann ich wirklich niemandem empfehlen. Durch die Geburt hat sich mein Leben sehr verändert. Ich hatte es mir einfacher vorgestellt, ein Kind zu bekommen und mit einem Kind zu leben. Ich dachte, man macht weiter wie bisher, nur eben mit Kind. Aber das ist nicht so. Zumal ich damals auch noch meinen Job verloren hatte: Kündigung im Mutterschutz. Das war alles sehr anstrengend. Wir haben ja gleichzeitig umgebaut. Das Haus war am Anfang eine Baustelle. Dazu hatte ich noch starke Schmerzen vom Kaiserschnitt und konnte mich kaum bewegen. Alltag Ich sage immer: Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt es so nicht. Stattdessen gibt es nur Kompromisse. Das hat sich auch ganz deutlich in der Corona-Krise bemerkbar gemacht. Mit zwei kleinen Kindern zu Hause kann man nicht arbeiten. Dabei hatten mein Mann und ich wirklich Glück. Sein Job war zu keiner Zeit gefährdet. Und ich hatte auch Aufträge. Trotzdem hat uns das Homeoffice viele Nerven gekostet. Wir haben uns immer abgewechselt. Er hat meistens vormittags gearbeitet. Nachmittags hat er dann die Kinder übernommen und ich konnte mich um meine Aufgaben kümmern. In normalen Zeiten gehen unsere Kinder bis mittags in den Kindergarten. Der Vormittag ist dann meine Zeit, um Dinge zu erledigen. Oft reicht sie aber nicht für alles, besonders, wenn ich viele Aufträge habe. Man möchte ja auch noch im Haushalt etwas erledigen. Wenn bei mir mal etwas Dringendes ansteht, dann dürfen die Kinder auch vor den Fernseher. In der Zeit führe ich dann ein Telefonat oder schreibe noch ein paar E-Mails. Ich erzähle das ganz bewusst, weil viele die Hände über dem
Kopf zusammenschlagen, wenn sie das hören. Aber ich möchte damit auch sagen, dass das nicht so schlimm ist, solange der Ausgleich da ist. Gerade von Müttern wird so viel verlangt. Mein Mann und ich leben absolut gleichberechtigt. Es gibt ja Männer, denen fällt das nicht so leicht, einen Haushalt zu führen. Aber mein Mann ist da anders. Er fragt auch nicht, sondern er weiß einfach, was zu tun ist. Natürlich ist er derjenige, der Vollzeit arbeitet. Ich bin deshalb für die Kinderbetreuung zuständig. Das ist auch in Ordnung. Er ermöglicht mir sehr, sehr viel.
Streitpunkte Streit gibt es vor allem dann, wenn man nicht über Dinge redet, habe ich festgestellt. Wenn der eine Partner eine andere Vorstellung vom Tag hat und man das vorher aber nicht bespricht. Im Lockdown gab es immer wieder mal Zoff. Wenn man einfach chronisch überlastet ist, dann liegen die Nerven auch ein bisschen blank. Nach kurzer Zeit ist das dann aber wieder vergessen. Dann gehen wir aufeinander zu. Uns ist wichtig, dass die Kinder mitbekommen, dass man sich nach einem Streit auch wieder versöhnt. Glücksmomente Es ist gar nicht so leicht, einzelne Momente auszumachen. Das kann mal hier und mal dort sein. Als meine Familie uns gerade besucht hat und die Kinder sich kennenlernen konnten, das war ein Glücksmoment. Oder einfach, wenn der Tag gut gelaufen ist. Im Alltag ist es mir ganz wichtig, dass wir zusammen essen und Sachen besprechen, also die Kinder fragen, wie es bei ihnen so ist. Mein Mann und ich bringen sie abends auch immer zusammen ins Bett. Und wir gucken alle zusammen die Sendung mit der Maus. Das ist unser Ding.
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