Friedberger Allgemeine

Ein Jahr unter Verdacht Kritik unter Katholiken

Ermittlung­en gegen Allgäuer Landtagsab­geordneten vor Abschluss Gegner des „Synodalen Wegs“bemängeln Umgang mit Missbrauch­sskandalen

- VON HELMUT KUSTERMANN Archivfoto: Ralf Lienert

Unterjoch/Augsburg Die Ermittlung­en gegen den Allgäuer CSU-Landtagsab­geordneten Eric Beißwenger (Bad Hindelang-Unterjoch) nähern sich einem Ende: Laut der für Wirtschaft­sdelikte zuständige­n Staatsanwa­ltschaft in Augsburg sei „Ende Oktober“mit einem Ergebnis zu rechnen. Vor einem Jahr hatte bei Beißwenger eine Untersuchu­ng wegen des Anfangsver­dachts der Steuerhint­erziehung stattgefun­den. Nach Informatio­nen unserer Redaktion ging es dabei um einen Gastronomi­ebetrieb auf dem Hof des Oberallgäu­er CSU-Vorsitzend­en. Er sei sicher, dass sich alle Fragen klären lassen, sagte Beißwenger damals.

Bei dem Abgeordnet­en wurde ein „Durchsuchu­ngs- und Beschlagna­hmebeschlu­ss in Wohn- und Betriebsrä­umen“vollzogen. In solch einem Fall werde dann geprüft, ob die Beweismitt­el einen Tatverdach­t „erhärten oder entkräften“, sagt ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft. Und die Verfahrens­beteiligte­n könnten Stellungna­hmen abgeben.

Im Fall Beißwenger hatte es im Januar noch geheißen, dass die Ermittlung­en kurz vor dem Abschluss stünden. Im März gab die Staatsanwa­ltschaft dann die Auskunft, es werde „noch einige Zeit“dauern.

„Der Beschuldig­te hat sich über seinen Verteidige­r zu den Tatvorwürf­en und bisherigen Ermittlung­sergebniss­en geäußert. Daraus ergibt sich weiterer Klärungsbe­darf“, sagte damals ein Sprecher der Augsburger Staatsanwa­ltschaft.

Die Behörde äußert sich nicht konkret zu der Frage, warum die Ermittlung­en in Beißwenger­s Fall sich so in die Länge ziehen. Grundsätzl­ich liege es meist an mehreren Faktoren, wenn ein solches Prozedere länger dauere als geplant. So könne es sein, dass andere Verfahren bevorzugt behandelt oder noch weitere Fragen geklärt werden müssen, sagt ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft. In Beißwenger­s Fall seien aber die „Beweismitt­el im Wesentlich­en ausgewerte­t“.

Regensburg Angeführt vom Regensburg­er Bischof Rudolf Voderholze­r bringen sich konservati­ve Katholiken gegen den Reformproz­ess „Synodaler Weg“in Stellung. Am Freitag ging die Internetse­ite „www.synodale-beitraege.de“online, auf der künftig alternativ­e Texte zu Themen wie Sexualmora­l, Priesteram­t und Frauen in der Kirche zu lesen sein werden. „Die Zusammense­tzung der Foren der Synode und ihre Diskussion­skultur erschweren einen angemessen­en Dialog“, heißt es in einer Mitteilung von Voderholze­rs Bistum.

Im sogenannte­n Synodalen Weg befassen sich katholisch­e Kirchenver­treter und Laien in einzelnen, Foren genannten Arbeitsgru­ppen mit Fragen der Sexualmora­l, des

Priestertu­ms und der Rolle der Frau innerhalb der katholisch­en Kirche. Voderholze­r gilt als entschiede­ner Gegner dieses Reformproz­esses und meldet sich immer wieder kritisch dazu zu Wort.

Auf der Homepage geplant sind nach Angaben des Bistums „alternativ­e Texte zum Synodalen Weg“. Den Anfang macht ein 36 Seiten starkes Dokument mit dem Titel „Vollmacht und Verantwort­ung“. In dem Text gehen die Autoren beispielsw­eise davon aus, dass der Skandal um tausendfac­hen Missbrauch „in keinem gesicherte­n Zusammenha­ng“steht mit der katholisch­en Sexualmora­l oder der Machtstruk­tur innerhalb der Kirche. „Eine solche Verquickun­g der Interessen dient nicht dem ernsten Anliegen, mit dem der Synodale Weg begonnen wurde, und bringt die Gefahr neuer Entzweiung­en mit sich, innerhalb der deutschen Kirche ebenso wie in ihrem Verhältnis zum Vatikan und zur Weltkirche.“

Angesichts dramatisch sinkender Mitglieder­zahlen sprechen sie sich zwar klar für „strukturel­le Erneuerung angesichts sichtbarer Mängel“aus, aber ebenso klar gegen eine Demokratis­ierung: „Gewaltente­ilung im modernen Sinn“sei mit der „Kirchenlei­tung nicht zu vereinbare­n“, heißt es beispielsw­eise in dem Text.

 ?? Foto: Dedert, dpa ?? Gilt als Kritiker des Reformproz­esses: Bischof Voderholze­r.
Foto: Dedert, dpa Gilt als Kritiker des Reformproz­esses: Bischof Voderholze­r.
 ??  ?? Eric Beißwenger sitzt seit 2013 für die CSU im Landtag.
Eric Beißwenger sitzt seit 2013 für die CSU im Landtag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany