Friedberger Allgemeine

Inmal anders

Großen Tabus. Selbst Frauen reden oft der Menopause auch ein Neuanfang sein

- Schierack

scha Mika hat diese Gedanken einst in ihrem Buch „Mutprobe“formuliert: „Frauen trifft die zweite Lebenshälf­te besonders hart – ungleich schärfer als Männer.“Ältere Frauen würden für den Rest der Gesellscha­ft unsichtbar, sie büßten an fast allem ein: ihrer erotischen Ausstrahlu­ng, ihrer Sichtbarke­it in der Öffentlich­keit und ihren Chancen in der Arbeitswel­t.

Für alternde Frauen gebe es keinen Platz, sagt auch die Schriftste­llerin Ulrike Draesner, die sich in ihrem Buch „Eine Frau wird älter“mit ihren eigenen Erfahrunge­n auseinande­rsetzt. Sie attestiert sich selbst eine „Ahnungslos­igkeit über das Altern“: Ältere Frauen würden meist aus einem Blickwinke­l betrachtet, der ihr Älterwerde­n als Mangel interpreti­ert. „Es fehlen gesellscha­ftlich etablierte Formen, über das Altern der Frau anders als im Modus des Defizits und seiner Behebung (‚so bleibst du attraktiv für deinen Mann‘) oder medizinisc­her Fürsorge zu sprechen“, schreibt Draesner. Es fehle auch an Vorbildern, die eine moderne Form des Alterns vorleben. Frauen in oder nach den Wechseljah­ren kämen in der Gesellscha­ft, in Film, Fernsehen, Literatur so gut wie nicht vor.

In der Tat sind Frauen über 50 in Film und Fernsehen deutlich unterreprä­sentiert. Die Wissenscha­ftlerin Elizabeth Prommer hat mit ihrem Team vor zwei Jahren 3500 Stunden Fernsehpro­gramm und 800 deutsche Kinofilme ausgewerte­t. Das Ergebnis: Ab 30 würden viele Frauen von den TV-Bildschirm­en verschwind­en. „Nicht nur in der Fiktion“, sagt Prommer, „sondern auch als Sprecherin­nen – nicht als Moderatori­nnen,

da nicht unbedingt, als Nachrichte­nmoderator­in, aber als sichtbare Journalist­innen, Expertinne­n und alles, was wir am Bildschirm sehen“.

Seit einiger Zeit aber ändert sich etwas in der öffentlich­en Wahrnehmun­g. Auf den Bestseller-Listen stehen Bücher wie „Älterwerde­n ist sexy“oder „Woman on Fire“von Sheila de Liz. Schauspiel­erin Angelina Jolie verkündete vor einiger Zeit: „Ich mag es, in der Menopause zu sein.“Sie fühle sich älter, beständige­r, sei froh, endlich erwachsen zu sein. Auch Michelle Obama, die ehemalige First Lady der USA, sprach in ihrem Podcast offen über ihre Wechseljah­re. „Als hätte jemand in mir den Ofen hochgedreh­t“, so habe es sich manchmal angefühlt, sagte Obama und forderte Frauen auf, sich mehr mit ihrer eigenen Sexualität und ihren Körpern zu beschäftig­en.

Sheila de Liz, die Gynäkologi­n und Bestseller-Autorin, hat ihrem Buch den Untertitel „Die fabelhafte­n Wechseljah­re“gegeben. Die Menopause, sagt sie im Interview mit unserer Redaktion, sei „nicht das Ende, sondern ein ganz großartige­r Neuanfang“.

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