Neue Aufgaben für das Gesundheitsamt
Man stelle sich das beim FC Augsburg vor. Da läuft die kommende Bundesliga-Partie gegen Mönchengladbach wenige Minuten, als plötzlich übereifrige Menschen neben dem Spielfeld auftauchen. Keine Flitzer, die zeichnen sich oft dadurch aus, dass sie wenig Kleidung tragen. Das ist von Mitarbeitern der Gesundheitsbehörden nicht überliefert. Die kommen eher mit Sakko und vielleicht Krawatte. Man will ja einen ordentlichen Eindruck machen, wenn die Fußballwelt auf einen schaut.
Jene Mitarbeiter also reihen sich am Spielfeldrand auf, weil sie Unstimmigkeiten im Umgang mit den Quarantäne-Richtlinien festgestellt haben. Nach wenigen Minuten wird die Partie unterbrochen, nach längeren Diskussionen sogar beendet. Unvorstellbar? In der Bundesliga wohl tatsächlich, da würden solche Probleme eher im Vorfeld geklärt werden. Die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt wird vom FCA meist als angenehm und unproblematisch bezeichnet.
In Südamerika aber nutzten die Behörden die größtmögliche Aufmerksamkeit, um auf argentinisches Fehlverhalten hinzuweisen. Andererseits teilten sie mit, dass der argentinische Verband in der Zusammenarbeit im Vorfeld wenig kooperativ gewesen sei. Sämtliche Versuche, in Kontakt zu treten, seien abgeblockt worden. Wollten da Profifußballer auf Sonderrechte pochen? Der Vorwurf: Mehrere argentinische Spieler hätten die Quarantäne-Regeln bei der Einreise nach Brasilien missachtet und auch noch falsche Angaben gemacht. Statt auf dem Feld zu stehen, hätten sie isoliert die Partie im Fernsehen betrachten müssen. Um auf den Missstand hinzuweisen, suchten die Behörden eben das Stadion auf. Soll keiner sagen, in Brasilien gehe man zu locker mit der Corona-Pandemie um. Warum es allerdings bis sechs Minuten nach Spielbeginn dauerte, um die Sache richtig anzupacken, erschließt sich nicht wirklich. Brasiliens Mannschaft machte noch das Beste aus der Situation und absolvierte eine spontane Trainingseinheit. Die Spieler waren ja eh schon umgezogen und aufgewärmt. Und nach nur sechs Minuten Spielzeit sicherlich körperlich noch in der Lage, eine Trainingseinheit dranzuhängen.
Was kommt als Nächstes im Umgang mit renitenten Sportlern? Müssen Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde künftig in Schwimmbecken springen, um Sportler aus dem Wasser zu ziehen? Oder streifen sie Schlittschuhe über, um Eishockey-Spieler mit einem sauberen Check niederzustrecken? Besondere Zeiten fordern besondere Anstrengungen. Allerdings erscheint es sinnvoll, solche Probleme im Dialog zu lösen, statt die Situation eskalieren zu lassen.