Früher war mehr Ausraster
Deutschland gegen Island – da war doch was
In einer Zeit, als sich Trainer noch öffentlich in Ballonseide hüllten, als Medienberater noch nicht versuchten, kantige Formulierungen vorab glattzubügeln, vor etlichen Jahren also, da trug es sich mitunter zu, dass Gespräche mit Journalisten Wendungen nahmen, die nicht vorherzusehen waren. Giovanni Trapattoni etwa erweiterte den deutschen Sprachschatz in wenigen Minuten gleich um etliche Preziosen. Flasche leer, ich habe fertig, Strrrrruuuuunz.
Rudi Völler (von dem bekannt ist, dass es nur einen gibt) stand dem italienischen Schöpfungsgeist in nichts nach und legte sich 2003 binnen kürzester Zeit mit etlichen Experten und Reportern an, die ein 0:0 der deutschen Nationalmannschaft in Island als das bezeichneten, was es war: ein Tiefpunkt. Völler bezichtigte Günter Netzer, der aus der Tiefe des TV-Studios die Leistung kritisiert hatte, früher „Scheiße“gespielt zu haben. Er könne „diese Scheiße“generell nicht mehr hören und überhaupt, was sich Moderator Waldemar Hartmann einbilde, der gewiss schon drei Weißbier intus habe. Eine Brauerei honorierte Waldis Bierruhe mit einem lukrativen Werbevertrag.
Am Mittwoch nun tritt die deutsche Mannschaft erneut auf Island an. Rudi heißt jetzt Hansi und von dem ist nun leider nicht zu erwarten, dass er im Falle eines unglückseligen Spielverlaufs öffentlich ähnlich emotional agiert. Vorsichtshalber aber hat Mittelfeldspieler Leon Goretzka angekündigt, dafür sorgen zu wollen, „dass Hansi nach dem Spiel nicht in eine ähnliche Situation kommt“. Wie das gelingen soll und warum die Isländer schon mal gefährlicher waren, steht auf