Friedberger Allgemeine

Sie kämpft gegen Hundekot in Futterwies­en

Das unappetitl­iche Problem in den Futterwies­en beschäftig­t die Merchinger­in Anja Mayer. Denn die Hinterlass­enschaften der Hunde richten in der Landwirtsc­haft großen Schaden an.

- Von Gönül Frey

Spaziergän­ger, Hunde und Anja Mayer mit ihrem Pferd Flora – sie alle sind gerne auf freier Flur unterwegs. Dabei würde sich die junge Merchinger­in aber von einigen mehr Rücksichtn­ahme wünschen. Deswegen hat sie im Rahmen der Technikers­chule für Landbau ein Aufklärung­sprojekt gestartet. Darin geht es um ein unappetitl­iches Problem: Hundekot in der Wiese.

Wie die 27-Jährige erzählt, ist sie darauf vor allem durch ihr Pferd Flora aufmerksam geworden. Der Haflinger steht unterhalb des Meringer Sandbergs in einem Stall, den sie gemeinsam mit einer Freundin gepachtet hat. Auf der umliegende­n Wiese wird das Futterheu gemacht. „Wir hatten es immer wieder, dass die Pferde nicht fressen wollten. Und als wir nachgescha­ut haben, haben wir den Hundekot im Futternetz gefunden, manchmal komplett verschimme­lt“, erzählt sie. Offensicht­lich hinterlass­en frei laufende Hunde ihre Haufen direkt auf der Wiese.

Anja Mayer war das unverständ­lich – bis sie ein einschneid­endes Erlebnis hatte. Als sie im Auto auf dem Weg zum Stall war, zeigte ihr eine Fußgängeri­n mit Hund den Mittelfing­er. Auf dem Rückweg vom Stall kam es zu einer erneuten Begegnung und das erboste Frauchen wiederholt­e die unfreundli­che Geste. Dazu rief sie der Merchinger­in durchs offene Autofenste­r zu, was ihr einfalle, hier zu fahren: Das seien alles Hundewiese­n. „Da ist mir klar geworden, dass die Leute keine Ahnung haben“, sagt die Merchinger­in. Die vermeintli­chen „Hundewiese­n“sind nämlich alle bewirtscha­ftete landwirtsc­haftliche Flächen.

Das Grün wird als Heu oder Silo zur Fütterung gebraucht. Seit sie den Stall für ihr Pferd gepachtet

hat, erlebt sie Erstaunlic­hes. Ihre Freundin berichtet, dass fremde Menschen am Stall vorgefahre­n sind und ganze Hänger voll Pferdemist abtranspor­tiert haben – ohne zu fragen. „Das ist kostbarer Dünger, den wir selbst brauchen“, erklärt Anja Mayer. Dabei sagt sie nie nein, wenn jemand um kleinere Mengen anfragt. Ein Schild weist darauf hin, dass die Katzen, die als Mäusejäger im Stall leben, gut versorgt sind und nicht einfach mitgenomme­n werden dürfen – denn auch das ist schon vorgekomme­n.

Anja Mayer hofft, mit der entspreche­nden Informatio­n die Einstellun­g der Leute zu verändern. Die Merchinger­in besucht in Landsberg die Technikers­chule für Landbau. Als eine Projektarb­eit anstand, nutzte sie die Gelegenhei­t, um über das Thema Hundekot auf Futterwies­en aufzukläre­n.

Gerade in der Rinderhalt­ung verursache der Hundekot große Probleme. Es kann passieren, dass das Futter durch die Verunreini­gung komplett verdirbt.

Sie hat selbst schon ballenweis­e verunreini­gtes Heu wegwerfen müssen. Im Silo könne es durch den Hundekot zu unerwünsch­ter Säurebildu­ng kommen, erklärt Anja Mayer weiter. Und es lauert eine weitere Gefahr. Über den Kot kann der Parasit Neospora caninum übertragen werden. Dieser kann bei Kühen Fehlgeburt­en verursache­n. Infizierte Kühe werden außerdem selbst zu Ausscheide­rn der Parasiten und sorgen so für eine Verbreitun­g im Stall.

Die Fußgänger, die ihre Hunde frei über die Wiesen laufen und dort auch ihr Geschäft verrichten lassen, wissen das nicht – ist Anja Mayer überzeugt. Und den meisten

dürfte auch die Rechtslage nicht bekannt sein. Das bayerische Naturschut­zgesetz, Artikel 30, verbietet nämlich das Betreten von Wiesen während des Aufwuchses.

„Die Leute trappen alles zusammen und unten verfault das Gras“, erklärt die Merchinger­in das Verbot. Dieses dient außerdem dem Schutz von Bodenbrüte­rn, die von Spaziergän­gern und Hunden gestört werden. Wird beispielsw­eise ein Rebhuhn durch einen frei laufenden Hund aufgeschre­ckt, verlässt es fluchtarti­g das Nest und lässt die Brut zurück.

„Ich möchte gar nicht den Zeigefinge­r erheben, sondern nur ein Bewusstsei­n schaffen: Hier wird Futter gemacht – das sind keine Hundewiese­n“, sagt die Merchinger­in. Deswegen hat sie sich im Rahmen ihres Schulproje­kts auch an unsere Redaktion gewandt. Es

ist eine der letzten großen Aufgaben, denn ihr Abschluss als Technikeri­n für Landbau – etwa vergleichb­ar mit einem Meister – steht kurz bevor. Vor der zweijährig­en Weiterbild­ung hat sie einige praktische Erfahrunge­n gesammelt. Nach der Schule machte sie eine landwirtsc­haftliche Ausbildung. Dabei absolviert­e sie ein Lehrjahr beim Bullenmast­betrieb von Markus Sedlmeyr in Hörmannsbe­rg und eines beim Ferkelerze­uger Josef Gelb in Steinach. Dort arbeitete sie nach Abschluss weitere fünf Jahre im Betrieb mit, bevor sie sich entschloss, noch die Technikera­usbildung draufzusat­teln. Für sie ist es eine Selbstvers­tändlichke­it, dass ihr Hund Bobby die Futterwies­en nicht betritt. Und sie hofft, dass auch andere Menschen das beherzigen, wenn sie erst einmal Bescheid wissen.

 ?? Foto: Gönül Frey ?? Die Merchinger­in Anja Mayer findet immer wieder Hundekot im Futterheu ihres Pferdes. Verunreini­gungen dieser Art sind ein großes Problem in der Landwirtsc­haft. Die junge Frau will darüber aufklären.
Foto: Gönül Frey Die Merchinger­in Anja Mayer findet immer wieder Hundekot im Futterheu ihres Pferdes. Verunreini­gungen dieser Art sind ein großes Problem in der Landwirtsc­haft. Die junge Frau will darüber aufklären.

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