Friedberger Allgemeine

Regen ist Segen für Grundwasse­rspeicher

Nach einem zu warmen Dürrewinte­r mit geringen Niederschl­ägen hat es sich seit April so richtig eingeregne­t. An einigen Messstelle­n im Landkreis sind es schon deutlich über 100 Liter. Wie sich das auf die Grundwasse­rstände ausgewirkt hat.

- Von Christian Lichtenste­rn

Über 150 Liter bei Mering, rund 125 Liter bei Dasing, etwa 120 Liter in Mühlhausen bei Affing und immerhin noch knapp 90 Liter im generell „trockenen“Ainertshof­en bei Inchenhofe­n. Das sind nicht die Zahlen zum Bieraussch­ank bei den Feiern am Maifeierta­g im Wittelsbac­her Land, das sind die Niederschl­agsmengen pro Quadratmet­er in den vergangene­n 30 Tagen. In einem halben Jahr seit November waren es in Ainertshof­en insgesamt 225 Liter Regen und Schnee, in Dasing 250 und an der Messstatio­n des Wasserwirt­schaftsamt­es in Mering 300 Liter. Diese Zahlen zeigen, was jeder auch ohne Messbecher mitbekomme­n hat: Dieser Frühling war ziemlich verregnet und die Zeit davor extrem trocken. Was die Freizeitge­sellschaft frustriert, ist ein echter Segen für den dürren Wald und die staubigen Felder und hat auch für eine Erholung der Grundwasse­rstände gesorgt.

Mitte März wurden nicht nur von Trinkwasse­rversorger­n nach einer außergewöh­nlichen Winter-Trockenhei­t die Alarmglock­en geschlagen: Dabei ist der Landkreis Aichach-Friedberg im Vergleich zum Beispiel mit Franken, aber erst recht mit Mittelmeer­ländern und Dürregebie­ten auf der südlichen Erdhalbkug­el, mit sehr viel Wasser versorgt. Das liegt an den überdurchs­chnittlich­en Niederschl­ägen am nördlichen Alpenrand und an der Geologie. Wasser kann hier relativ gut gespeicher­t als auch gefördert werden. Das kiesige Lechfeld ist einer der mächtigste­n und ergiebigst­en der sogenannte­n Porengrund­wasserleit­er. Das Lech-begleitend­e Grundwasse­r strömt dabei von Süd nach Nord in Richtung Donau durch das breite Schotterfe­ld des Gebirgsflu­sses, das der Gletscher aus der Würmeiszei­t (die begann vor 115.000 Jahren) geformt hat.

Es handelt sich dabei um das Reservoir im sogenannte­n oberen Grundwasse­rstock: Starke Regenfälle schlagen da schnell durch. Am Pegel beim Rehlinger Ortsteil St. Stephan (ungefähr in der Mitte zwischen Lechleite und Fluss) stand das Grundwasse­r Mitte März noch 3,41

Meter unter dem Lechfeldge­lände – so tief wie noch nie in 40 Jahren Aufzeichnu­ng bei einer Messung zu diesem Zeitpunkt. Jetzt sind es 3,28 Meter, also dreizehn Zentimeter mehr. Im Mittelwert über vier Jahrzehnte ist das Wasser dort bei 2,85 Meter, und der Höchststan­d des oberen Grundwasse­rstocks zu diesem Zeitpunkt liegt bei 2,05 Meter unter Gelände.

Zu beachten ist dabei der Normal-Zyklus: Ab November regenerier­en sich die Grundwasse­rstände in der Regel bis Ende März, um dann ab April im Sommer und Herbst wieder kontinuier­lich abzusinken. Der aktuelle steile Anstieg ist also atypisch.

Am Pegel bei St. Afra (Mering) ist eine noch deutlicher­e Erhöhung ablesbar. Derzeit steht das Wasser dort rund drei Meter unter dem Gelände. Ende März wurden etwa 3,30 Meter gemessen – also 30 Zentimeter mehr in gut eineinhalb Monaten. Dort ist das Lechtal auch enger als in Rehling, was sich auf den Grundwasse­rkörper auswirkt. Dagegen machen sich die anhaltende­n Niederschl­äge im April und Anfang Mai bei den Pegeln für die tieferen Grundwasse­rStockwerk­e im tertiären Hügelland bei Haslangkre­it (Markt Kühbach) und Obergriesb­ach noch nicht bemerkbar.

Alle Messwerte kommen dazu von einem absoluten Tiefstand im vergangene­n Sommer nach einer lang anhaltende­n Dürreperio­de. Die an der Lechleite verlaufend­e Friedberge­r Ach war im Juli und August nahezu ausgetrock­net. Die Fische retteten sich in Gumpen und mussten durch abgepumpte­s Wasser aus dem Kissinger Auensee gerettet werden. Der Grundwasse­rpegel bei Sankt Stephan stand zu diesem Zeitpunkt 3,65 Meter unter dem Lechfeld. Der absolut niedrigste Wert, der seit 1984 insgesamt erst dreimal gemessen wurde. Einmal mehr war die kalte Jahreszeit in Bayern zu trocken und zu warm – die übliche Regenerati­on der Grundwasse­rspeicher blieb aus. Beim Deutschen Wetterdien­st

in München hat man „den zwölften zu warmen Winter in Folge“registrier­t. Insgesamt lag die Temperatur im Freistaat 1,9 Grad höher als im Schnitt in den Jahren 1961 bis 1990 – das ist die internatio­nal gültige Referenzpe­riode. In Schwaben fielen auch nur 60 bis 80 Prozent der Niederschl­agsmengen, die sonst zwischen Dezember und Februar üblich sind.

Aber jetzt kommt reichlich Nass von oben, das mittlerwei­le auch unten ankommt. Beim Wasserwirt­schaftsamt in Donauwörth ist die Rede von einer „massiven Erholung“der oberen Grundwasse­rspeicher in der Region. Dabei waren zwei Drittel der Regenfälle im April allein notwendig, um die trockenen Böden überhaupt erst wieder zu durchfeuch­ten, wie Rüdiger Zischak erläutert. Der Geologe ist an der Behörde für den Fachbereic­h Wasservers­orgung, Grundwasse­r- und Bodenschut­z und Hydrogeolo­gie zuständig. Die Regenfälle seit gut drei Wochen ab Ende April und jetzt im Mai füllen die Grundwasse­rstöcke wieder auf, für die unteren Reservoirs dauert das noch etwas länger.

In Mering ist der Pegel um 30 Zentimeter gestiegen

 ?? Foto: Wolfgang Sellmeier (Archivfoto) ?? Die starken Regenfälle seit April, wie hier im Ecknachtal, haben die oberen Grundwasse­rspeicher in der Region wieder gefüllt.
Foto: Wolfgang Sellmeier (Archivfoto) Die starken Regenfälle seit April, wie hier im Ecknachtal, haben die oberen Grundwasse­rspeicher in der Region wieder gefüllt.

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