Regen ist Segen für Grundwasserspeicher
Nach einem zu warmen Dürrewinter mit geringen Niederschlägen hat es sich seit April so richtig eingeregnet. An einigen Messstellen im Landkreis sind es schon deutlich über 100 Liter. Wie sich das auf die Grundwasserstände ausgewirkt hat.
Über 150 Liter bei Mering, rund 125 Liter bei Dasing, etwa 120 Liter in Mühlhausen bei Affing und immerhin noch knapp 90 Liter im generell „trockenen“Ainertshofen bei Inchenhofen. Das sind nicht die Zahlen zum Bierausschank bei den Feiern am Maifeiertag im Wittelsbacher Land, das sind die Niederschlagsmengen pro Quadratmeter in den vergangenen 30 Tagen. In einem halben Jahr seit November waren es in Ainertshofen insgesamt 225 Liter Regen und Schnee, in Dasing 250 und an der Messstation des Wasserwirtschaftsamtes in Mering 300 Liter. Diese Zahlen zeigen, was jeder auch ohne Messbecher mitbekommen hat: Dieser Frühling war ziemlich verregnet und die Zeit davor extrem trocken. Was die Freizeitgesellschaft frustriert, ist ein echter Segen für den dürren Wald und die staubigen Felder und hat auch für eine Erholung der Grundwasserstände gesorgt.
Mitte März wurden nicht nur von Trinkwasserversorgern nach einer außergewöhnlichen Winter-Trockenheit die Alarmglocken geschlagen: Dabei ist der Landkreis Aichach-Friedberg im Vergleich zum Beispiel mit Franken, aber erst recht mit Mittelmeerländern und Dürregebieten auf der südlichen Erdhalbkugel, mit sehr viel Wasser versorgt. Das liegt an den überdurchschnittlichen Niederschlägen am nördlichen Alpenrand und an der Geologie. Wasser kann hier relativ gut gespeichert als auch gefördert werden. Das kiesige Lechfeld ist einer der mächtigsten und ergiebigsten der sogenannten Porengrundwasserleiter. Das Lech-begleitende Grundwasser strömt dabei von Süd nach Nord in Richtung Donau durch das breite Schotterfeld des Gebirgsflusses, das der Gletscher aus der Würmeiszeit (die begann vor 115.000 Jahren) geformt hat.
Es handelt sich dabei um das Reservoir im sogenannten oberen Grundwasserstock: Starke Regenfälle schlagen da schnell durch. Am Pegel beim Rehlinger Ortsteil St. Stephan (ungefähr in der Mitte zwischen Lechleite und Fluss) stand das Grundwasser Mitte März noch 3,41
Meter unter dem Lechfeldgelände – so tief wie noch nie in 40 Jahren Aufzeichnung bei einer Messung zu diesem Zeitpunkt. Jetzt sind es 3,28 Meter, also dreizehn Zentimeter mehr. Im Mittelwert über vier Jahrzehnte ist das Wasser dort bei 2,85 Meter, und der Höchststand des oberen Grundwasserstocks zu diesem Zeitpunkt liegt bei 2,05 Meter unter Gelände.
Zu beachten ist dabei der Normal-Zyklus: Ab November regenerieren sich die Grundwasserstände in der Regel bis Ende März, um dann ab April im Sommer und Herbst wieder kontinuierlich abzusinken. Der aktuelle steile Anstieg ist also atypisch.
Am Pegel bei St. Afra (Mering) ist eine noch deutlichere Erhöhung ablesbar. Derzeit steht das Wasser dort rund drei Meter unter dem Gelände. Ende März wurden etwa 3,30 Meter gemessen – also 30 Zentimeter mehr in gut eineinhalb Monaten. Dort ist das Lechtal auch enger als in Rehling, was sich auf den Grundwasserkörper auswirkt. Dagegen machen sich die anhaltenden Niederschläge im April und Anfang Mai bei den Pegeln für die tieferen GrundwasserStockwerke im tertiären Hügelland bei Haslangkreit (Markt Kühbach) und Obergriesbach noch nicht bemerkbar.
Alle Messwerte kommen dazu von einem absoluten Tiefstand im vergangenen Sommer nach einer lang anhaltenden Dürreperiode. Die an der Lechleite verlaufende Friedberger Ach war im Juli und August nahezu ausgetrocknet. Die Fische retteten sich in Gumpen und mussten durch abgepumptes Wasser aus dem Kissinger Auensee gerettet werden. Der Grundwasserpegel bei Sankt Stephan stand zu diesem Zeitpunkt 3,65 Meter unter dem Lechfeld. Der absolut niedrigste Wert, der seit 1984 insgesamt erst dreimal gemessen wurde. Einmal mehr war die kalte Jahreszeit in Bayern zu trocken und zu warm – die übliche Regeneration der Grundwasserspeicher blieb aus. Beim Deutschen Wetterdienst
in München hat man „den zwölften zu warmen Winter in Folge“registriert. Insgesamt lag die Temperatur im Freistaat 1,9 Grad höher als im Schnitt in den Jahren 1961 bis 1990 – das ist die international gültige Referenzperiode. In Schwaben fielen auch nur 60 bis 80 Prozent der Niederschlagsmengen, die sonst zwischen Dezember und Februar üblich sind.
Aber jetzt kommt reichlich Nass von oben, das mittlerweile auch unten ankommt. Beim Wasserwirtschaftsamt in Donauwörth ist die Rede von einer „massiven Erholung“der oberen Grundwasserspeicher in der Region. Dabei waren zwei Drittel der Regenfälle im April allein notwendig, um die trockenen Böden überhaupt erst wieder zu durchfeuchten, wie Rüdiger Zischak erläutert. Der Geologe ist an der Behörde für den Fachbereich Wasserversorgung, Grundwasser- und Bodenschutz und Hydrogeologie zuständig. Die Regenfälle seit gut drei Wochen ab Ende April und jetzt im Mai füllen die Grundwasserstöcke wieder auf, für die unteren Reservoirs dauert das noch etwas länger.
In Mering ist der Pegel um 30 Zentimeter gestiegen