Kräuterschätze vor der Haustür entdecken
Ein Spaziergang mit Kräuterexpertin Kariene Eikelmann aus Baindlkirch öffnet den Blick in die Pflanzenwelt. In Workshops bringt sie Interessierten bei, die Pflanzen zu nutzen.
Kariene Eikelmann hat einen Schrank voller Gläser mit getrockneten Kräutern, Wurzeln und Früchten. Das ist ihr Vorrat, um Tee zu kochen, Salbe oder Wickel zu machen. Während früher das Wissen um die heilsame Wirkung dieser Kräuter in den Familien präsent war, ist es heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Bei ihren Wanderungen im Wald oder noch anschließenden Workshops gibt die Baindlkircher Kräuterexpertin dieses Wissen an Interessierte weiter.
In ihrem Kräuterschrank bewahrt Kariene Eikelmann ihren Jahresvorrat an Kräutern auf, um sie bei Bedarf verarbeiten zu können. Himbeerblätter, Hirtentäschel oder Schafgarbe ergeben einen guten Tee, ebenso Hagebutten oder Orangenschalen. Löwenzahnwurzeln setzt sie zum Beispiel mit Alkohol für Bittertropfen an. Auch beigefarbenes Rosskastanienpulver befindet sich in einem Glas. Es eigne sich hervorragend zum Waschen, gibt die Kräuterexpertin Auskunft.
Schon seit 20 Jahren interessiert sich Kariene Eikelmann, die hauptberuflich als Chemielaborantin tätig ist, für Heilkräuter. Sie las darüber viel in Büchern und im Internet, probierte hin und wieder etwas für sich und ihre Familie aus. In ihrem Garten in dem Rieder Ortsteil finden sich neben vielen gängigen Kräutern wie Pfefferminze, Salbei, Rosmarin, Thymian, Liebstöckel und Bohnenkraut von Jahr zu Jahr immer mehr Heilkräuter wie Beinwell, Ysop, Königskerze, Lungenkraut, Baldrian und Johanniskraut.
Doch auch sogenannte Unkräuter wie Giersch, Vogelmiere, Wegwarte und Wilde Möhre haben ihren Platz. Am liebsten sammelt Kariene Eikelmann die Pflanzen jedoch in der freien Natur im Wald und auf Wiesen.
Im Jahr 2020, als sie aufgrund der Corona-Beschränkungen viel Freizeit hatte, erfüllte sie sich ihren lang gehegten Traum, ihr Wissen zu vertiefen. Bei dem ältesten Kräuterverein Österreichs „Freunde naturgemäßer Lebensweise“meldete sie sich für die Ausbildung zur „FNL-Kräuterexpertin“an. Während dieser eineinhalb Jahre zeigte ihr die Referentin Astrid
Drei Lieblingskräuter von Kariene Eikelmann und ihre Wirkungen
Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
• Blüte:
Mai
• Inhaltsstoffe: Schleimstoffe, Saponine, Kieselsäure, Gerbstoffe, Flavonoide
• Eigenschaften: schleimbildend, auswurffördernd, gewebefestigend, wundheilend
• Anwendung: als Tee trocknen, gemischt mit anderen Kräutern frisch in Salat mischen, größere Blätter in Ei ausbacken, zu Frühlings- und Kartoffelsuppen, Presssaft, Tinktur
Schafgarbe (Achillea millefolium)
• Verwendete Teile: obere Hälfte der Pflanze
• Blüte: Juni bis Oktober
• Inhaltsstoffe: Kampfer, Thujon, Cineol, Eukalyptol, Gerbstoffe, Flavonoide, Bitterstoff, Proazulene
• Eigenschaften: entzündungshemmend, anregend, antiseptisch, krampflösend, verdauungsfördernd, menstruationsregelnd
• Anwendung: in Teemischungen, als Heilkraut für Frauen, als Wickel oder Auflage bei Hautproblemen, Gicht, Rheuma, Gesichtsdampfbad bei unreiner Haut, junge Blätter im Salat, Frischkäse etc., Gewürz für fettes Fleisch, Tinktur, Sirup, Salbe
Gänseblümchen (Bellis perennis)
• Verwendete Teile: Blütenköpfe
• Blüte: April bis Spätherbst
• Inhaltsstoffe: Saponine, ätherisches Öl, Gerbstoffe, Flavonoide, Schleim, Anthoxanthin (Farbstoff gelb bis dunkelgelb)
• Eigenschaften: blutreinigend, schleimlösend, wassertreibend, wundheilend bei stumpfen Verletzungen, Ekzemen und Geschwüren
• Anwendung: als Salbe, Essenz, Masken, Tee, bei Erkrankungen der Atemwege, Arthritis, Rheuma, Gicht, Magenschmerzen, vor allem für Kinder gut geeignet.
Süßmuth in Oberbayern, wie man die Schätze der Natur erkennen, richtig ernten und verarbeiten kann. Es galt, 400 Kräuter in 18 Monaten in der Natur zu finden und deren traditionelle Anwendung in der Volksheilkunde kennenzulernen. Mit ihrer Abschlussprüfung erwarb sie ihr Zertifikat als Kräuterexpertin.
Die sympathische Mutter zweier erwachsener Söhne ist es durch ihre vielen Ehrenämter gewohnt, frei zu sprechen und auf Menschen zuzugehen. „Mit meiner neuen Tätigkeit kann ich meine Begeisterung für die Natur weitergeben. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen gehen mit einem strahlenden Gesicht nach Hause und kommen gerne wieder“, sagt sie.
Dabei liegt ihr Augenmerk darauf, nur so viele Kräuter zu sammeln, wie man selber verbrauchen kann, und nur die Pflanzen zu nehmen, die man sicher bestimmen kann. Wichtig ist es auch, Risiken und Nebenwirkungen zu kennen. Sollte man an Vorerkrankungen leiden, müsse man mit einem Arzt Rücksprache halten, betont sie.
Im Wald zeigt Eikelmann den Sauerklee, von dem man ein oder zwei Blätter essen darf, wenn man keine Nierenprobleme hat. Der helfe gegen Durstgefühl, verrät sie. Dann stoßen wir auf das Klettenlabkraut. „Reibe es leicht in den Händen und dann kannst du es zerkauen. Es enthält viel Chlorophyll, wirkt auf das Lymphsystem und hilft zu entgiften“, rät die Kräuterexpertin.
An einer anderen Stelle im Wald wächst das Lungenkraut mit lilaund rosafarbenen Blüten. Blätter, Blüten und Wurzeln können verwendet werden; es wirkt schleimbildend, auswurffördernd, gewebefestigend, aber auch wundheilend.
Die Workshops, die im Anschluss an einen Spaziergang stattfinden, seien sehr beliebt, berichtet sie. Aus den gesammelten Kräutern stellen die Teilnehmenden Ölauszüge, Tinkturen und manchmal auch Sauerhonig her. Gerne gibt sie auch individuelle Kräuterkurse für Einzelpersonen oder Gruppen in deren Gärten.
Kontakt: Kariene Eikelmann ist unter 0170/9014850 oder info@krautundsinn.de erreichbar. Sie hat auch eine Internetseite www.krautundsinn.de.