Schmiechens kleine Bücherei erfüllt Leser-Wünsche
In der Gemeindebücherei geht es sehr persönlich zu. Was Claudia Riebel und Sandra Köhler an ihrem Ehrenamt lieben und was sie sich für die Einrichtung wünschen.
Es ist ein kleines heimeliges Bücherreich, das sich im Erdgeschoss des Schmiechener Rathauses verbirgt. Jeden Dienstag zwischen 18 und 19.30 Uhr regt sich Leben hinter den Fenstern im rechten Gebäudeteil. Dann öffnen Claudia Riebel und Sandra Köhler die Gemeindebücherei und freuen sich über Besucherinnen und Besucher. Die Regale sind gut gefüllt, vom Baggerbuch und Bibi-Blocksberg-Titeln, über Bergdoktor-Romane, Bücher aus dem Fantasyoder Krimibereich bis zu Neuerscheinungen von der Bestsellerliste können gut 2500 verschiedene
Titel ausgeliehen werden. Ein durchaus attraktives Angebot für eine kleine Gemeinde wie Schmiechen mit seinen etwas über 1300 Einwohnern.
„Unsere Leserschaft dürfte gerne noch größer sein“, wünschen die beiden Büchereileiterinnen. Gerade mal 30 angemeldete Nutzer sind in ihrem Computer verzeichnet. Es sind größtenteils Familien mit Kindern, sodass insgesamt rund hundert Leserinnen und Leser vom Kleinkind bis zur 80-Jährigen das Angebot nutzen.
Als Claudia Riebel und Sandra Köhler vor sechs Jahren ihr Ehrenamt in der Bücherei antraten, gab es die Überlegung, eine Onleihe einzurichten und auch E-Books und Hörbücher per Download anzubieten. „Doch das ist nicht rentabel für uns“, hat Claudia Riebel inzwischen erkannt.
Eine Zeit lang versorgte sie die Leserschaft über einen FacebookAccount mit einem regelmäßigen Newsletter, aber dazu fehlt der Polizeibeamtin die Zeit. Die wöchentliche Ausleihe liegt ihr jedoch genauso
am Herzen wie ihrer Kollegin Sandra Köhler, die als Rechtsanwaltsfachangestellte arbeitet: „Wir sind beide buchbegeistert, wir lieben unsere kleine Bücherei, wir beide verstehen uns gut und ratschen gerne mit den Leuten“.
Deswegen übernahmen die beiden Frauen 2017 auch den Betrieb der Leihbücherei in ihrem Heimatort. Damals suchten die beiden Leiterinnen Afra Keil und Monika Schaller nach mehr als 28 Jahren eine Ablösung. Ihr Foto hängt noch immer über dem Schreibtisch in der Büroecke. Erst war die Bücherei
eine kirchliche Einrichtung, nun wird sie von der Gemeinde verwaltet.
Zwischen zwei und sechs Nutzer kommen pro Öffnungstag, berichten Claudia Riebel und Sandra Köhler. „Das ist natürlich viel zu wenig für unseren Geschmack“, sagen die beiden und sind immer wieder am Überlegen, wie sie die Attraktivität erhöhen könnten. So gab es schon mal ein Ferienprogramm mit Bücherrätseln und Vorlesegeschichten und nun wollen die beiden einen Bücherschrank in der Gemeinde aufstellen.
„Dafür suchen wir noch nach einer Telefonzelle“.
Die Konkurrenz zum Lesen sei heute groß, wissen die beiden Mütter, die selbst jeweils zwei Töchter mit sehr unterschiedlichem Leseverhalten haben. Und viele Erwachsene nutzen vorwiegend E-Books. „Aber der Zauber, der die Leser in unserer kleinen Bücherei umfängt, ist nicht durch Download, Facebook oder TikTok zu ersetzen“, sind sich die Leiterinnen einig. Wer regelmäßig zur Ausleihe kommt, kann das nur bestätigen. „Wir kennen den Lesegeschmack unserer Nutzerinnen und Nutzer, geben oftmals Tipps und persönliche Wünsche können gerne realisiert werden“, sagt Sandra Köhler. Es läuft alles sehr unbürokratisch. „Wenn ich ein Kind auf der Straße treffe, sag ich schon mal: ‘Bring dein Buch zurück, das will jemand anderer lesen’“, erzählt sie.
Auch wenn die Nutzer noch handschriftlich in Buchlaufkarten eingetragen werden, bedeutet das nicht, dass das Angebot nicht aktuell wäre. „Wir kaufen regelmäßig in der Meringer Buchhandlung Platzbecker neue Bücher“, betonen die beiden Leiterinnen. „Und wir wissen genau, was unsere Leserinnen und Leser interessiert“. Der neue Fitzek und der aktuelle Kluftinger
30 Nutzer sind im System verzeichnet
Balance zwischen Sparsamkeit und Aktualität
stehen ebenso im Regal wie weitere Titel von der Bestsellerliste. „Manchmal warten wir allerdings, bis ein Roman als Taschenbuch rauskommt“. Denn das Budget sei natürlich nicht unendlich.
Die Tür geht auf und hereinkommt Karolin Sailer mit ihren beiden Kindern. Seit die sechsjährige Sophia eingeschult wurde, ist ihr Lesehunger groß und sie geht zielstrebig zum Regal mit den Büchern über Pferde, Einhörner und Zauberwesen. Büchereileiterin Sandra Köhler weiß, was vierjährige Jungs mögen und drückt ihrem kleinen Bruder Ludwig ein großes Baggerbuch in die Hand. Schon machen es sich die beiden auf dem roten Sitzsack bequem und sind in einer anderen Welt versunken. „Hier ist alles so schön übersichtlich“, findet Isabel Schellenberg, die kurz darauf mit ihrem Sohn Georg in die Bücherei kommt. „Wir können zu Fuß herkommen, es wird eine gute Mischung an Literatur angeboten und man kann sich gefühlt über jedes Buch mit den beiden Leiterinnen unterhalten“.