Auch Bayern wünscht sich mehr Windkraft
Nach einer neuen Umfrage bröckelt der Widerstand in der Bevölkerung.
Jahrelang hat die Bayerische Staatsregierung den Ausbau der Windkraft in Bayern stark gebremst. Neue Windräder mussten das Zehnfache ihrer Höhe als Abstand zu bebauten Gebieten einhalten – und tatsächlich gab es in vielen Orten Proteste gegen solche Projekte. Doch der Wind hat sich anscheinend gedreht: Die Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger zur Windkraft ist auch im Freistaat groß, insbesondere wenn die Anwohner einen direkten Nutzen für sich daraus ziehen könnten. Das zeigt eine neue Umfrage des Meinungsforschungsinstituts
Civey für die Initiative Klimaneutrales Deutschland, die unserer Redaktion vorliegt.
65 Prozent der Befragten würden danach den Bau von Windkraftanlagen selbst in der eigenen Gemeinde befürworten, wenn dadurch ihre Stromkosten sinken würden. Sechs von zehn Befragten stehen hinter der Windkraft, wenn die Anlagen Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand sichern. Auch wenn der Gemeinde durch den Bau ein finanzieller Vorteil entstehen oder die Windenergie Arbeitsplätze sichern würde, wäre eine klare Mehrheit der Befragten für Windräder in der eigenen Ortschaft.
„Der Ausbau der Windkraft ist unerlässlich für die sichere Energieversorgung der bayerischen Unternehmen und damit für den Erhalt von Arbeitsplätzen“, mahnt auch Bernhard Stiedl, der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bayern. Der Umfrage zufolge fordern 56 Prozent der Bayern, dass der Freistaat den Ausbau der Windkraft beschleunigt. Im ersten Quartal 2023 wurden in Bayern gerade einmal zwei neue Windräder genehmigt.
Zuletzt hat die Staatsregierung den Weg für mehr Windräder geöffnet. In bestimmten Gebieten reichen nun 1000 Meter Abstand zu Ortschaften. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sieht eine Trendwende erreicht: „Im vergangenen Jahr sind 14 neue Windräder ans Netz gegangen. Acht weitere wurden genehmigt und warten auf Realisierung durch die Projektträger. Von 2017 bis 2021 waren die Zahlen meist nur einstellig.“Der Wind habe sich gedreht, betont Aiwanger. Sein Ziel seien 1000 Windräder in den nächsten Jahren.
„Kein anderes Bundesland hat so gute Voraussetzungen, noch vor dem Bund klimaneutral zu werden, wie Bayern: Sonne, Wind und Wirtschaftskraft“, sagt Carolin Friedemann, die Geschäftsführerin der Initiative Klimaneutrales Deutschland. „Der notwendige Rückhalt aus der Bevölkerung für den Ausbau der Windenergie im Freistaat ist ebenfalls vorhanden – es kann also mit deutlichem Rückenwind in Richtung Klimaneutralität weitergehen.“58 Prozent der Menschen im Freistaat fordern laut der Umfrage die Staatsregierung auf, mehr zu tun, um Bayerns Klimaziele zu erreichen. 38 Prozent der Befragten sehen keinen erhöhten Handlungsbedarf.
Das Thema Energieversorgung polarisiert und könnte bei der Landtagswahl im Oktober zu einem der bestimmenden Themen werden. Derzeit geben rund 52 Prozent der Menschen im Freistaat an, dass eine nachhaltige und saubere Energieversorgung wichtig für ihre Wahlentscheidung ist Bundesweit beurteilt eine Mehrheit der Bevölkerung die Klimaschutzpolitik der Ampelkoalition als negativ. Das hat das Forum für Klima, Energie, Mobilität und Bauen aus Berlin ebenfalls in einer repräsentativen Umfrage ermittelt. Allerdings wollen 50 Prozent der Befragten nicht mehr Geld für den Klimaschutz ausgeben.
„Der Wind hat sich gedreht“
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger