Kegelbrüder müssen weiter bangen
Vor einem Jahr sorgte ein Kneipen-Brand auf Mallorca für Empörung. Eine Gruppe aus Deutschland wurde der Tat beschuldigt. Und die Ermittlungen laufen immer noch.
Ein Jahr nach dem aufsehenerregenden Kneipen-Brand am Ballermann ist der Albtraum weder für die der Tat beschuldigten Kegelbrüder aus dem Münsterland noch für das Hauptopfer zu Ende. Das Ermittlungsverfahren läuft auf Mallorca weiter, den 13 vorwiegend jungen Beschuldigten drohen ein Prozess sowie Haftstrafen von teils bis zu drei Jahren wegen fahrlässiger Brandstiftung. Zum Jahrestag des Brandes brachen die Verdächtigen ihr Schweigen und veröffentlichten über ihre Anwälte eine gemeinsame Stellungnahme, in der sie versichern: „Wir haben von Anfang an mit den spanischen Behörden kooperiert und werden dies auch weiterhin tun.“
Den Deutschen wird vorgeworfen, am 20. Mai vorigen Jahres kurz nach ihrer Ankunft einen Brand in
der Nähe des Ballermanns an der Playa de Palma ausgelöst zu haben. Sie sollen vom Balkon ihrer Hotelzimmer brennende Zigaretten und Alkohol auf das Schilfdach der Terrasse der darunterliegenden Gaststätte „Why not Mallorca“
geworfen haben. Die von Deutschen betriebene Bar wurde zerstört. Ein Bordell, eine Privatwohnung und Teile des angrenzenden Hotels wurden ebenfalls beschädigt. Die Touristen weisen aber jede Schuld von sich.
Anlässlich des Jahrestages sagte die Wirtin vom „Why not Mallorca“: „Wenn einer in der Nachbarschaft grillt, breche ich in Panik aus.“Beim Gedanken an das Feuer konnte die Kölnerin Alice Klotz die Tränen nicht unterdrücken, berichtete die Mallorca Zeitung. Sie und ihr Mann Bernd kämpfen weiterhin gegen das schlechte Benehmen vieler Hotelgäste, die nach Angaben der Wirte täglich Müll und glühende Kippen auf die frisch renovierte Terrasse werfen. Den Schaden des Brandes schätzen sie auf 60.000 Euro – den 133-tägigen Betriebsausfall auf der Terrasse nicht eingerechnet. Sie sei in psychologischer Behandlung, so die Wirtin. Die Saison sei zum Glück gut angelaufen. „Wir haben den Playa-Traum noch nicht begraben.“
Die beschuldigten Deutschen beteuern aber, sie seien nicht für das Leiden des 2021 ausgewanderten Ehepaars verantwortlich. Niemand aus der Gruppe habe den Brandort fluchtartig verlassen. „Im Gegenteil: Einzelne Mitglieder unserer Gruppe haben andere Hotelgäste gewarnt und die Einsatzkräfte bei der Verkehrsleitung unterstützt.“Man habe zudem „alle Fragen umfangreich vor Ort beantwortet“. Die Gruppe bestand aus 13 Urlaubern. Einer von ihnen war bereits am Tag nach dem Brand ohne Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden. Vier weitere hatten das Gefängnis nach zweieinhalb Wochen auf Kaution verlassen dürfen. Die restlichen acht saßen rund zwei Monate in Untersuchungshaft, bevor sie in die Heimat zurückfliegen durften. (dpa)