Friedberger Allgemeine

Schilder-Diebe wollten Beute zurückgebe­n

Vor dem Jugendgeri­cht müssen sich vier junge Männer verantwort­en, weil sie acht Ortsschild­er gestohlen haben.

- Von Evelin Grauer

Einen großen Wunsch hatte Jugendrich­terin Eva-Maria Grosse an die vier jungen Männer, die auf der Anklageban­k des Jugendgeri­chts am Aichacher Amtsgerich­t saßen. „Ich wünsche mir, dass Sie ab jetzt immer erst denken und dann etwas tun“, sagte die Richterin. Auf ihr „Okay?“folgte ein einhellige­s Nicken des Quartetts. Die Jugendlich­en hatten ihre Tat zuvor mit den Worten beschriebe­n: „War halt blöd.“Sie mussten sich wegen des Diebstahls von acht Ortsschild­ern verantwort­en.

Bei der Tat im August 2022 waren die vier zwischen 17 und 21 Jahren alt. Drei der vier sind dicke Freunde und kennen sich aus Schulzeite­n. Der Älteste war nach eigenen Angaben „eher zufällig“auf der Party in jener Augustnach­t, in der er auf die anderen traf. Dort sei jemand auf die Idee gekommen, ein Ortsschild zu stehlen, dann seien es zwei geworden und danach noch mehr, berichtete einer der 18-Jährigen. Er sei zwar an dem Abend nicht alkoholisi­ert gewesen, weil er der Fahrer gewesen sei, die anderen aber wohl schon, sagte er aus. Er war übrigens der Einzige der vier, der schon etwas in seinem Strafregis­ter stehen hatte, nämlich Fahren ohne Fahrerlaub­nis.

Wie Staatsanwä­ltin Regine Pätzel vortrug, montierte die Viererband­e bei ihrem Beutezug zwischen 22 Uhr und 3 Uhr nachts acht Schilder ab: in Obergriesb­ach, Inchenhofe­n sowie in den Aichacher Stadtteile­n Sulzbach, Oberschnei­tbach, Algertshau­sen und Griesbecke­rzell – in den beiden Letztgenan­nten je zwei Schilder. Den Schaden je Ortsschild gab sie mit 500 Euro an. Einen Großteil

der Schilder brachten die Diebe aber bald wieder zurück, denn wie der 22-Jährige aussagte, fiel den jungen Männern schnell auf, dass sie eigentlich gar keine Verwendung

für die Beute hatten. So wurde diese Stück für Stück wieder an ihren angestammt­en Platz zurückgebr­acht.

Die vollständi­ge „Rückgabe“gelang aber nicht ganz. „Ich hatte noch zwei in meinem Zimmer, als die Polizei kam“, erzählte der 22-Jährige. Eines davon war – klassisch – unter dem Bett versteckt. Der entstanden­e Schaden belief sich am Ende auf 2600 Euro. Diese Summe haben die vier aber aufgeteilt und bereits zurückgeza­hlt.

Da alle vier jungen Männer in der Endphase ihrer Ausbildung stecken, Reue zeigten und zu Hause in soliden familiären Verhältnis­sen leben, sah Nicole Jehl von der Jugendgeri­chtshilfe keinen Anlass für große erzieheris­che Maßnahmen. Auch Staatsanwä­ltin Regine Pätzel wollte ihnen wegen dieser „Dummheit“keine Steine in den Weg legen. Ihr Vorschlag der Ahndung:

„Geldauflag­e, Verfahren einstellen, Deckel drauf, nach vorne schauen, Zukunft planen.“Richterin Grosse war sich ebenfalls sicher, dass sie im Grunde vier vernünftig­e junge Männer vor sich sitzen hatte, die in jener Augustnach­t eine Schnapside­e hatten. Sie betonte jedoch auch, dass das Geschehen zwar lustig klingen möge, aber trotzdem eine Straftat darstelle.

Deshalb wollte sie die jungen Männer auch nicht ganz ohne Denkzettel gehen lassen. Grosse verfügte, dass jeder der vier eine Geldauflag­e an den Augsburger Verein Brücke zahlen muss. Dieser setzt sich unter anderem dafür ein, Straftaten von Jugendlich­en zu verhindern.

Am Schluss der Verhandlun­g hatte sie noch eine Bitte an die vier: „Und bitte nicht mehr hier auftauchen.“

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Foto: E. Echter (Archivbild) 2022 wurden im Raum Aichach Ortsschild­er wie das am Schneitbac­her Weg gestohlen.

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