Kolping-Kulturwerkstatt droht die Pleite
Für den Förderkreis ist die Situation kritisch. Die Mietpreiserhöhung und gestiegene Nebenkosten bringen den Meringer Verein und damit auch die Kolpingkapelle an die Grenzen. Deshalb starten sie einen Hilferuf an die Marktgemeinde.
Während sonst bei einer Sitzung des Hauptausschusses nur vereinzelt Zuschauerinnen und Zuschauer sind, füllen sich die Reihen im Sitzungssaal der Meringer Mehrzweckhalle am Dienstagabend. „Man könnte meinen, die Kolpingkapelle probt hier mal eben“, scherzt Dirigent Philipp Kufner. Doch zum Lachen ist ihm und den anderen Vertreterinnen und Vertretern der Kolpingkapelle und des Fördervereins KolpingKulturwerkstatt nicht zumute. Denn die Lage ist ernst, sehr ernst.
Alexander Paul, Zweiter Vorsitzender des Förderkreises, erläutert im Hauptausschuss, wo die Probleme liegen: „Die Miet- und Nebenkosten steigen deutlich an.“Ab dem 1. Oktober wird die Grundmiete von 4 Euro pro Quadratmeter auf 6,80 Euro erhöht. Das bedeutet eine Mietzinssteigerung von 18.300 Euro pro Jahr auf 29.700 Euro. Zudem steigt die jährliche Nebenkostenpauschale von 4.900 auf 9.400 Euro.
Der Förderkreis hat noch Rücklagen von 18.300 Euro. Die sind vorhanden, weil bislang eine Baumaßnahme in der Kulturwerkstatt nicht vollzogen wurde. Ohne eine Erhöhung des Gemeindezuschusses wäre diese Rücklage bereits 2024 vollkommen aufgebraucht und der Verein rutsche ins Minus. Es drohe die Insolvenz. Deshalb stellte der Förderkreis den Antrag, die bisherigen Gemeindezuschüsse von aktuell 14.400 Euro auf 28.800 Euro zu verdoppeln. Die Mietpreiserhöhung von Oktober bis Dezember übernimmt der Verein
komplett. Erst ab 2024 müsste Mering unterstützen, der Verein selbst braucht seine kompletten Rücklagen aber trotz Zuschuss auf.
Die Kolpingkapelle, aber auch die vielen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die in der Kolping-Kulturwerkstatt Musikunterricht haben, finden seit 2002 in den Räumen in der ehemaligen Firma Ludwig Leuchten in der Zettlerstraße eine musikalische Heimat. Der Förderkreis vermietet diese Räume an die Kolpingkapelle, die sich seit 1980 von einem Dutzend Musizierender, zu einem generationenübergreifenden Verein mit 300 Mitgliedern entwickelt hat.
„Von Anfang an wollten wir mit unserem Engagement Sinn stiften, Sinn durch gezielte Ausbildung und Förderung von Meringer Kindern und Jugendlichen“, sagt Alexander Paul und ergänzt, „somit auch einen aktiven Beitrag für unsere Heimatgemeinde leisten, das ist unsere DNA“. Paul erläuterte das musikschulähnliche Ausbildungskonzept, den Einsatz der Musikerinnen und Musiker bei vielen unterschiedlichen Ereignissen der Marktgemeinde, wie beispielsweise Operngalas, Jahreskonzerte, Auftritte bei der Feier zum 1000-jährigen Bestehen. „Alles, was wir in den letzten vier Jahrzehnten aufgebaut haben, ist bedroht.“Paul ging auf die Geschichte der Kolping-Kulturwerkstatt ein. Die 2002 ins Leben gerufen wurde. Denn in den 1990er-Jahren platzten die Probenräume im Jugendheim am Papst-JohannesHaus aus allen Nähten.
Es entstand die Idee, eigene Räume auszubauen. „Durch das
bewundernswerte Mäzenatentum der Gebrüder Ludwig, die uns zu ausgesprochen günstigen Konditionen Räume in der Zettlerstraße
zur Nutzung anbot, war das möglich.“Und auch durch die Hilfe der Marktgemeinde, die bereits den Ausbau und auch die laufenden
Kosten seither finanziell unterstützt. „Dafür unseren herzlichsten Dank“, so Paul.
Die ersten zwölf Jahre verliefen für die Kolping-Kulturwerkstatt „souverän“, wie Paul es nennt. Erst ab 2015 kamen verschiedenste Herausforderungen auf den Förderkreis zu. „Mieterhöhungen, erhöhte Reinigungspauschalen, Instandhaltungsmaßnahmen, inflationsbedingte Preissteigerungen und natürlich auch Corona.“Gemeinsam mit Kolpingsfamilie, der Kapelle und der Marktgemeinde sei es gelungen, den Fortbestand zu sichern. Doch nun sei man mit einer Dimension konfrontiert, die für einen, nicht auf Kommerz ausgerichteten Kulturverein, absolut nicht mehr beherrschbar sei.
Erschwerend hinzu kommt, dass der Verein nicht einfach in ein Alternativquartier ausweichen kann. Vertraglich ist der Förderkreis als Mieter bis einschließlich 2027 gebunden. Die 25-jährige Mietdauer war Voraussetzung für eine Förderung von 40.000 Euro durch die Regierung von Schwaben. Dieses Geld müsste, bei Nichteinhaltung des Vertrages, zurückgezahlt werden.
Die nächsten vier Jahre ist der Verein also an diesen Vertrag gebunden. Natürlich stelle man sich die Frage, wie die Zukunft nach 2027 aussehen werde und entwickele dafür auch bereits Konzepte. „Hierauf haben wir bis heute keine Antwort, sind aber bereits auf der Suche nach alternativen Flächen und Lösungen.“
Sollten sich Gemeindeimmobilien, wie beispielsweise das Alte Kloster, ergeben, sei man außerordentlich dankbar. Zudem versuche man, mit gezielten Maßnahmen mehr Einnahmen und weniger Ausgaben zu generieren.