Macher des Modular-Festivals: „Was uns fehlt, sind weibliche Stimmen“
Von Preissteigerungen, dem Kampf um weibliche Acts und dem Auftritt von Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys berichten die Veranstalter. Die Nachfrage ist nicht nur nach Tickets groß.
Helmut Jesske: Beruhigend. Patrick Jung: Es ist beruhigend. Für unser Planungsteam ist es auch eine Bestätigung unserer Arbeit. Als wir 2022 mit den Planungen begonnen haben, waren die Rahmenbedingungen nervenaufreibend. Die Energiekrise und die Inflation haben uns den einen oder anderen Schweißfleck beschert. Wir arbeiten nicht gewinnorientiert, sondern wollen die Ausgaben decken.
Jesske: Das ist ein Ritt auf der Rasierklinge. Das hat uns Kopfzerbrechen bereitet. Es gab teilweise zweistellige Kostensteigerungen. Jung: Die Tickets sind teurer geworden. Das Dreitagesticket hat 2022 in der finalen rabattierten Preisstufe 50 Euro gekostet und dieses Jahr 70 Euro. Das ist dem geschuldet, dass alles, was mit Veranstaltungen zu tun hat, teurer geworden ist: Licht, Ton, Sicherheit. Die Sommernächte stehen vor demselben Problem.
Jung: Die Idee dahinter ist, dass möglichst viele Menschen aus verschiedenen Schichten an Modular teilhaben können. Wir mussten die Ticketpreise anheben, viele haben jedoch nur einen kleinen Geldbeutel und können sich das am Ende nicht leisten. Deshalb gab es ein gewisses Kontingent an Community-Tickets. Für einen eigenen Einsatz von fünf Euro haben wir einen Sponsor gefunden, der zehn Euro dazugibt. So konnte ein vergünstigtes Tagesticket für 15 Euro angeboten werden. Kontrolliert wird das im Übrigen nicht. Wir glauben an die Ehrlichkeit unserer Besucherinnen und Besucher und haben ihnen damit auch eine große Verantwortung übertragen.
Jung: Sie gingen erst ab April in den Verkauf. Es konnten dennoch 600 Community-Tickets verkauft werden, das sind fast fünf Prozent aller Tickets, die seit April verkauft wurden. Für das erste Mal nicht schlecht. Noch günstiger wollten wir sie nicht anbieten. Kultur hat ihren Preis.
Jung: Wir sind sehr stolz auf unser musikalisches Programm. Es ist auf unsere Besucherinnen und Besucher zugeschnitten, die sich nochmals verjüngt haben. Im Schnitt sind sie jetzt zwischen 18 und 24 Jahre alt. Wir haben sehr darum gekämpft, aber es ist uns nicht gelungen, Parität herzustellen. Was uns fehlt, sind weibliche Stimmen. Zwischen den Festivals gibt es einen regelrechten Kampf um weibliche Acts und damit einen strengen Gebietsschutz. Es gibt einfach nicht genug Künstlerinnen. Zurück zum Stolz – das Modular ist ein Entdeckerfestival. Wir stehen am Beginn des Festivalsommers und wir glauben an Acts wie Ennio und Ski Aggu – sie haben Sommerhits geschrieben.
Jung: Augsburg ist ja Pop City. Es ist toll, dass die Stadt wieder eine Band hat, die die Größe hat, vor 10.000 Menschen zu spielen. Die Band hat nationale Bedeutung und Strahlkraft und wurde vom Modular-Festival mit aufgebaut. Wir haben sie auf dem Hamburger Reeperbahnfestival vergangenen September
getroffen und dort mit Management und Booking ausgemacht, dass sie bei uns auftreten.
Jung: Ja, das Modular-Festival findet fleischfrei statt. Das resultiert aus einer Umfrage, die wir im vergangenen Jahr durchgeführt haben und wo 80 Prozent der Befragten angaben, dass sie ein fleischfreies Festival begrüßen würden. Die Anzahl der Stände hat sich erhöht. Alle Anbieter, die bereits im vergangenen Jahr dabei waren, haben ihr Angebot umgestellt und sind zufrieden damit. Es sind neue dazugekommen, etwa Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Hotel Einsmehr, die Flammkuchen verkaufen.
Jung: Wir haben in diesem Jahr die 500-er Marke geknackt und mussten die Aufnahme stoppen. Jesske: Projektarbeit in einem festen, abgrenzbaren Zeitraum steht bei jungen Leuten im Vordergrund. Bei langfristigen ehrenamtlichen Verpflichtungen wird es dagegen immer schwieriger.
Interview: Miriam Zissler