Friedberg investiert in neue Wohnungen
An der Hermann-Löns-Straße und der Alois-Sperrer-Straße will die Stadt ihren Bestand in den nächsten Jahren modernisieren und vergrößern. Ein Masterplan soll aufzeigen, wie das funktionieren kann.
Die Sanitäranlagen stammen noch aus den 1950er-Jahren, die Abwasserleitungen sind undicht und die Kamine versottet: In den städtischen Wohnblöcken an der Hermann-Löns- und AloisSperrer-Straße besteht dringender Sanierungsbedarf. Zugleich bietet das 7500 Quadratmeter große Grundstück die Möglichkeit, neuen Wohnraum zu schaffen. Ein Masterplan soll nun aufzeigen, wie Friedberg die Immobilien in den nächsten Jahren entwickeln kann.
Die Stadt hatte zum Jahreswechsel 2018/19 fünf Häuser mit insgesamt 49 Wohnungen an der Hermann-Löns-Straße 16 bis 26 und an der Alois-Sperrer-Straße 2 bis 8 von einem privaten Eigentümer für 2,75 Millionen Euro übernommen. Die Gebäude waren allerdings in einem schlechten Zustand.
Einen sechsstelligen Betrag musste die Stadt in die Elektroinstallation investieren, rund 45.000 Euro kostete der Abriss der baufälligen Garagen, für die Erneuerung der maroden Abwasserleitungen stehen heuer rund 200.000 Euro im Haushalt. Ebenfalls dringend sanierungsbedürftig ist das städtische Gebäude an der Hermann-Löns-Straße 19 und 21. Wegen Problemen mit der Statik der Decken werden dort bis zum Herbst alle zwölf Wohnungen geräumt.
Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) sprach im Bauausschuss des Friedberger Stadtrats davon, die Zahl der Wohneinheiten in den insgesamt sechs Blöcken von derzeit 61 auf rund 100 zu erhöhen. Zusammen mit den neuen Häusern an der Afrastraße und dem Projekt am Weilerweg in Ottmaring könne man so den städtischen Wohnungsbestand bis Mitte oder Ende der nächsten
Wahlperiode gegenüber 2014 – seinem Amtsantritt – verdoppeln.
Derzeit gibt es nach Angaben des Baureferats rund 250 Vormerkungen für eine städtische Wohnung. „Wir haben einen Bedarf an einfachem Wohnraum mit geringen Mieten“, sagte Eichmann.
Nicht jeder könne sich Preise von acht oder neun Euro pro Quadratmeter leisten. Ein Masterplan soll darum nicht nur den Zustand der Gebäude sowie rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen analysieren, sondern auch soziale Aspekte und Bedürfnisse der bisherigen Bewohner. Auf dieser Grundlage werden dann Fördermöglichkeiten geprüft, die Kosten von Sanierung und Neubau
gegeneinander abgewogen und auch seniorengerechte und barrierefreie Wohnformen oder ein Mehrgenerationenwohnen untersucht.
Am Ende soll ein Vorschlag stehen, welche Gebäude in welcher Reihenfolge zu sanieren und welche neu zu errichten sind. Bürgermeister Eichmann geht es auch um eine sozial abgestimmte Vorgehensweise, durch die sich eine Kündigung vermeiden lässt. „Wir haben dort eine sehr gefestigte Mieterschaft. Die Leute wohnen teilweise schon seit Jahrzehnten dort“, sagte er.
Klar ist, dass dies nicht von heute auf morgen geschieht. Zwar soll 2024 das Geld für den Masterplan bereitgestellt werden. Ein Baubeginn ist jedoch aus Kapazitätsgründen erst nach Abschluss des Projekts in Ottmaring möglich, für das es bislang allerdings derzeit nicht mehr als eine Machbarkeitsstudie gibt.
Manfred Losinger (CSU) bezeichnete dieses Vorgehen als den richtigen Weg. „Das Grundstück ist prädestiniert für eine Verdichtung“, sagte er. Für Hubert Nießner (ÖDP) bietet sich ein Masterplan an: „Damit kommen wir ein Stück aus dem Kleinklein heraus.“Kritik kam hingegen von den Grünen. „Ich sehe die Vorteile eines Masterplans, habe aber Bedenken, dass wir die Dinge so aufblasen, dass am Schluss gar nichts passiert“, sagte Claudia Eser-Schuberth.
Sie forderte, mit der Sanierung des Gebäudes Hermann-Löns-Straße 19 und 21 schnell und nicht erst nach Vorliegen des Gesamtkonzepts zu beginnen. Wolfgang Rockelmann (Parteifreie Bürger), der dem Aufsichtsrat der Friedberger Baugenossenschaft angehört, sieht gerade da einen Masterplan als geeignetes Instrument. „Wir werden sehr früh erste Schritte machen“, versicherte er.