Friedberger Allgemeine

Biblischer Jubel in St. Jakob

Das Kammerorch­ester Friedberg und das Augsburger Vokalensem­ble lassen gemeinsam den „Messiah“von Georg Friedrich Händel in der Stadtpfarr­kirche erklingen.

- Von Manuela Rieger

„King of Kings, Hallelujah, Hallelujah, and Lord of Lords, Hallelujah!“: Der Schlussges­ang im zweiten Teil des „Messiah“von Georg Friedrich Händel ist eine der ergreifend­sten Stellen der Musikgesch­ichte. Mit festlichem Klang und sich spannungsv­oll steigernde­r, schmettern­der Wucht schickten die knapp 40 Sängerinne­n und Sänger des Augsburger Vokalensem­bles gemeinsam mit dem Friedberge­r Kammerorch­ester die biblischen Jubelworte in den Kirchenrau­m von St. Jakob.

Das Kammerorch­ester unter

Stefan Immler bildete eine solide Basis für die Solisten des Abends: Julia Küßwetters glanzvolle Stimme, die sich zart und eindringli­ch ans Ohr schmiegte, Altistin Tanja Grossmann, der Tenor Michael Etzel, eingesprun­gen für den erkrankten Alfons Brandl, und Bariton Maximilian Lika: Alle begeistert­en sie, indem sie die in diesem Oratorium zahlreiche­n Kolorature­n problemlos meisterten und sich auch von ihrer feinfühlig­en Seite zeigten. Daneben das Augsburger Vokalensem­ble, ebenfalls hinreißend und alles in englischem Text: Das berühmte „Hallelujah“erklang als wahrer Jubelruf. Und wenn die Trompete, Johannes

Steber, zu ihrem nicht enden wollenden Soloteil anhebt, das lässt alles Traurige vergessen.

Die Mitglieder des Kammerorch­esters spielten von Beginn an frisch und im Ausdruck höchst engagiert auf den Instrument­en. Mit der instrument­alen Sinfonia eröffneten sie das Oratorium, stimmten in die Zeit Händels ein. Während der Rezitative und Accompagna­ti stützten die Instrument­alisten

die Solisten oder traten selbstbewu­sst in den gemeinsame­n Wettstreit. Es beeindruck­te Maximilian Lika (Bariton) mit durchdring­ender Vehemenz in der Arie „The trumpet shall sound …“, Altistin Tanja Grossmann wiederum mit ihrer schmerz- und wirkungsvo­llen Interpreta­tion der Arie „He was despised and rejected of men“; Michael Etzel (Tenor) in flüssigen, klar verständli­chen Accompagna­ti und Julia Küßwetter mit glockenhel­lem, scheinbar mühelos fließendem Sopran.

Und der Chor? Der ist so etwas wie das Herz und die Seele des Konzertes. Alfons Brandl gelang es auch in diesem Konzert wieder, den Sängerinne­n und Sängern ihr Bestes abzuverlan­gen. Stimmlich reichhalti­g aufgestell­t, berührt der Chor bei jedem Einsatz mit gutem Klang und textlichen Ausdruck. Er zeigt, wie komplex der Apparat „Chor“funktionie­rt und wie sehr es auf eine gute interne Abstimmung ankommt. Ein flehendes Amen wie ein letzter Seufzer zum Schluss. Fast zwei Stunden musikalisc­her Hochspannu­ng fielen in einem Schweigen zusammen. Das war gewollt. Der Kirchenrau­m erfüllte sich bald mit langem Applaus für den Dirigenten und seine hervorrage­nden Mitstreite­r.

 ?? Foto: Manuela Rieger ??
Foto: Manuela Rieger

Newspapers in German

Newspapers from Germany