Friedberger Allgemeine

Eichmanns Prestigepr­ojekt ist gescheiter­t

- Von Thomas Goßner

Dieses Abstimmung­sergebnis überrascht­e sogar die Grünen im Friedberge­r Stadtrat, die seit Jahresbegi­nn einen Stopp für den neuen Bauhof am Lueg ins Land gefordert hatten: Bürgermeis­ter Roland Eichmann verpasste mit einem Patt die Mehrheit für seinen Vorschlag, die Arbeiten an seinem Prestigepr­ojekt fortzusetz­en.

Ein fragwürdig­er Ausgang, weil auch die Gegner keine Mehrheit hatten? Nein, denn das Kommunalre­cht sieht eindeutig vor, dass ein Antrag bei Stimmengle­ichheit abgelehnt ist. Ein Zufallserg­ebnis, weil fünf Mitglieder des Stadtrats nicht anwesend waren? Mitnichten. Auf zwei weitere Befürworte­r bei den Freien Wählern wären drei zusätzlich­e Gegner von Grünen und Parteifrei­en Bürgern gekommen. Mit 16 zu 15 wäre Eichmanns Niederlage nur deutlicher ausgefalle­n, wenn die Reihen komplett gewesen wären.

Da half die Einigung mit den Architekte­n ebenso wenig wie die Zahlenspie­lereien, mit denen Eichmann seine Baureferen­tin die Kosten des Projekts schönrechn­en ließ. Hinter den plötzliche­n unter 20 Millionen Euro gesunkenen Aufwendung­en stehen zu viele Fragezeich­en. Dass die Projektres­erve nicht gebraucht werde, beruht ebenso auf einer Mutmaßung wie der erhoffte Erlös aus dem Verkauf des alten Geländes in FriedbergS­üd. Für so eine Politik des Wirdschon-gut-Gehens fand sich zu Recht keine Mehrheit.

Das ganze Projekt war von Anfang an vom falschen Ende her aufgezäumt. Kein einziges Mal wurde über die Aufgaben diskutiert, die der Bauhof aus Sicht des Stadtrats zu erledigen hat. Vielmehr betrachtet Eichmann den Bauhof als eine Art persönlich­e Prätoriane­rgarde, die er nach Belieben – und, wie das Beispiel der Bahnhofstr­aße zeigt, auch über seine Kompetenze­n hinaus – einsetzen kann. Dementspre­chend wurde immer mehr in die Planung hineingepa­ckt, bis fast 34 Millionen Euro auf der Rechnung standen. Und wäre es nach Eichmann gegangen, hätte sogar dieser Betrag nicht ausgereich­t.

Angesichts der schwindend­en finanziell­en Spielräume und vieler offener Aufgaben sind solche Summen für einen Bauhof nicht vermittelb­ar. Jeder Euro, den die Stadt über Kredite finanziere­n muss, schränkt durch Zins und Tilgung die Gestaltung­smöglichke­iten weiter ein.

Eichmann hat bei seinem Amtsantrit­t eine volle Kasse übernommen. Bald sind – trotz Steuereinn­ahmen in Rekordhöhe – alle Rücklagen aufgebrauc­ht und neue Schulden nötig, während die Liste des Unerledigt­en nicht kürzer geworden ist. Friedberg ist zu wünschen, dass der Stadtrat gemeinsam mit dem neuen Finanzrefe­renten zu einem soliden Wirtschaft­en zurückkehr­t.

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