Friedberger Allgemeine

Stadtrat stoppt die Bauhofplan­ung

Bürgermeis­ter Roland Eichmann findet keine Mehrheit, um das Millionenp­rojekt in der aktuellen Form fortzuführ­en. Die Sorge, dass sich Friedberg mit der Finanzieru­ng über Kredite seiner Gestaltung­smöglichke­iten beraubt, ist groß.

- Von Thomas Goßner Kommentar

Das Bauhofproj­ekt wird in der aktuell geplanten Form gestoppt. Das hat der Friedberge­r Stadtrat in einer denkbar knappen Entscheidu­ng mit 13 zu 13 Stimmen beschlosse­n. Fünf Stadträte von Grünen, Freien Wählern und Parteifrei­en Bürgern fehlten bei der Sitzung, sodass es zu einer Pattsituat­ion kam. Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) erhielt damit keine Mehrheit für seinen Beschlussv­orschlag, den Neubau fortzusetz­en.

Vorausgega­ngen war eine ausführlic­he Debatte, in der Baureferen­tin Lillian Sedlmair die bisher im Raum stehenden Kosten relativier­te. Durch diverse Kürzungen konnte das Gesamtvolu­men von 33,7 auf 31,5 Millionen Euro reduziert werden. Bereits investiert wurden rund vier Millionen in den ersten Bauabschni­tt mit Schüttgutu­nd Bodenzwisc­henlager. Laut Sedlmair besteht angesichts der Preisentwi­cklung am Bau auch die Chance, dass die eingeplant­en Projektres­erven

von 4,3 Millionen Euro nicht benötigt werden. Beim Verkauf des Bauhofgelä­ndes rechnet die Verwaltung mit einem Erlös von 10,4 Millionen, von denen allerdings die Kosten für die Altlastene­ntsorgung in Höhe von 2,6 Millionen abgezogen werden müssen.

Unter dem Strich stehen nach dieser Berechnung also Ausgaben von 19,8 Millionen, wobei die Stadt 1,5 Millionen als KfW-Förderung erwartet. Dennoch muss die Stadt diesen Betrag komplett über Schulden finanziere­n – bei einem Zinssatz, der selbst für Kommunalda­rlehen inzwischen bei vier Prozent und darüber liegt.

Wie Sedlmair weiter berichtete, hat sich die Stadt inzwischen mit dem Architektu­rbüro Schuller + Tham geeinigt, das im Februar aus Unmut über den Friedberge­r Stadtrat um Auflösung des Vertrags gebeten hatte. Das Büro habe nun wieder Abstand von seinem Wunsch genommen, die Zusammenar­beit werde einvernehm­lich fortgeführ­t. Hintergrun­d dieses Einlenkens sind nach Informatio­nen unserer Redaktion Honorarrüc­kforderung­en

der Stadt. Für Thomas Kleist ist die Fortführun­g der Planung alternativ­los. Allerdings hatte er mit dieser Einschätzu­ng die Mehrheit seiner gemeinsame­n Fraktion von CSU und FDP nicht hinter sich. Nur vier der 13 Mitglieder folgten seinem Kurs, unter ihnen Bauhofpfle­ger Hans Held. Nach seiner Einschätzu­ng haben die allgemeine­n Baupreisst­eigerungen, der Krieg und die ständigen Umplanunge­n das Projekt so teuer gemacht. „Wenn wir uns dagegen entscheide­n, werden wir es für viele Jahre nicht schaffen, einen neuen Bauhof hinzustell­en“, warnte er.

Dagegen wies sein Fraktionsk­ollege Manfred Losinger auf die Folgen des Millionenp­rojekts auf die weitere Entwicklun­g Friedbergs hin. „Das ist nicht aus der hohlen Hand zu finanziere­n“, sagte er. Schon jetzt sei die längerfris­tige Finanzplan­ung der Stadt eng, dabei seien nötige Investitio­nen in den Bereichen Schule, Kindergart­en, Wohnungsba­u, Feuerwehre­n oder Vereinshäu­ser kaum enthalten. „Ich weiß nicht, ob wir das wegen so einem Projekt alles auf den Sankt-Nimmerlein­s-Tag verschiebe­n sollen“, so Losinger. Klare Ablehnung kam auch von Wolfgang Rockelmann (Parteifrei­e Bürger), der auf die Folgen für die weitere Leistungsf­ähigkeit der Stadt hinwies. „Es werden Einschränk­ungen in vielen Bereichen notwendig sein, um künftige Haushalte auszugleic­hen“, sagte er.

Die Grünen hatten bereits im Februar einen Antrag auf Stopp des Projekts gestellt, den sie jetzt aufrechter­hielten. „Wie sollen wir eine solche Summe aufbringen?“, fragte Claudia Eser-Schuberth. Dadurch gehe die Handlungsf­ähigkeit der Stadt in den kommenden Jahren nahezu vollkommen verloren. Über 100 Kinder stünden derzeit auf der Warteliste für eine Betreuung. Die Befürworte­r sollten den Eltern und Vereinen erklären, warum ihnen dieser überdimens­ionierte Bauhof wichtiger sei als Kindergart­enplätze, Schulen oder Vereinshäu­ser.

Geschlosse­n stand lediglich die SPD hinter dem Antrag des Bürgermeis­ters. Fraktionsc­hefin Ulrike

Sasse-Feile wies auf die Folgen eines Stopps hin: So rücke der neue Bauhof in weite Ferne, die Stadt verzichte auf die KfW-Förderung, es müsse in den alten Bauhof noch investiert werden, wodurch eines der besten Wohnbaupro­jekte Friedbergs blockiert werde. Auch Jakob Eichele (Freie Wähler) unterstütz­te den Fortgang, verlangte aber eine weitere Kostenredu­zierung. Hubert Nießner (ÖDP) fürchtete, dass eine Neuplanung Geld koste und der Bauhof am Ende genauso teuer komme wie die aktuelle.

Auf Antrag von CSU-Fraktionsc­hef Kleist gab es eine namentlich­e Abstimmung. Fünf Vertreter der CSU, sechs der SPD sowie je einer von Freien Wählern und ÖDP votierten für die Fortführun­g, dagegen sieben Mitglieder der CSU, drei Grüne, zwei Parteifrei­e Bürger und die Stadträtin der FDP. Einstimmig sprachen sich die anwesenden Stadträte dafür aus, einen Sonderauss­chuss für den Bauhof zu bilden und die Überführun­g des Bauhofs in eine wirtschaft­lich selbststän­dige Organisati­onsform zu prüfen.

 ?? Foto: Thomas Goßner ?? Schüttgut- und Bodenzwisc­henlager des neuen Bauhofs sind weitgehend fertig. Doch der Rest des Millionenp­rojekts liegt vorerst auf Eis.
Foto: Thomas Goßner Schüttgut- und Bodenzwisc­henlager des neuen Bauhofs sind weitgehend fertig. Doch der Rest des Millionenp­rojekts liegt vorerst auf Eis.

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