Unterschriftenaktion: Vorplatz des Seilerhauses in Mering soll erhalten bleiben
Die Pläne der Eigentümer für das Anwesen in der Marktgemeinde sorgen immer wieder für Diskussionen. Jetzt startet Geschäftsfrau Maria Bösl dazu eine Unterschriftenaktion.
Seit Jahren steht das ehemalige Modehaus Seiler in der Meringer Ortsmitte leer. Die Wolf GbR als Eigentümer will hier ein Wohnhaus mit Bäckerei im Erdgeschoss errichten. Dazu gab es bereits verschiedene Planungen, die unter anderem eine teilweise Überbauung des großzügigen Vorplatzes vorsehen. Maria Bösl, die bis vor Kurzem das gleichnamige Haushaltswarengeschäft nebenan führte, ist entsetzt. Die 65-Jährige startete eine Unterschriftenaktion – mit großer Resonanz.
Innerhalb kürzester Zeit haben über 100 Teilnehmer ihren Namen auf die Liste gesetzt. „Die Leute fallen aus allen Wolken, wenn sie hören, dass das überbaut werden soll“, sagt sie. Es sei einer von wenigen freien Plätzen in der Ortsmitte. „Wenn das kommt, dann ist Mering ja nur noch vollgepflastert“. Mit ihren Listen ist sie vielen ehemaligen Kunden begegnet, die gerne für ihr Anliegen unterschrieben. Und sie will weitersammeln. Die Listen liegen außerdem im Weltladen, in der Buchhandlung Platzbecker, den beiden Apotheken und weiteren Geschäften aus.
Erst im Dezember hat Maria Bösl ihr Haushaltswarengeschäft geschlossen, das mit einer über 100-jährigen Geschichte zu den Meringer Traditionsläden gehörte und das sie selbst 45 Jahre lang führte. Das Zentrum liegt ihr immer noch am Herzen. Für ihre Geschäftsräume gab es einige Interessenten. „Aber ich wollte, dass es auch passt. Dass es etwas ist, was Mering belebt – und nicht irgendeine Versicherung oder so etwas“, erklärt sie. Mit dem Weltladen als Mieter sei sie sehr froh.
Mit den anderen Eigentümern war sie im April zur Informationsveranstaltung über den Bebauungsplan für die Ortsmitte eingeladen. Wie berichtet, soll dieser dazu beitragen, das lebendige Zentrum mit seiner Ladenstraße zu erhalten. Dafür wird unter anderem eine gewerbliche Nutzung im Erdgeschoss
der Gebäude zwingend vorgeschrieben. Auch das ehemalige Modehaus Seiler liegt in dem Bereich. Bei der Veranstaltung hat Maria Bösl entdeckt, dass der Vorplatz hier kleiner werden könnte. Ihre Unterschriftenaktion richtet sich an die Gemeinde, die dies verhindern soll. Sie hat Sorge, dass die Kommune zu große Zugeständnisse macht, nur damit der Schandfleck Seilerhaus beseitigt wird. Sie versteht den Bauherren nicht: „Gerade wenn ich da ein Café reinmachen will, ist der Vorplatz doch das Schöne.“
Bürgermeister Florian Mayer bestätigt, dass die Pläne für das
Anwesen bei der Eigentümerveranstaltung für Diskussionen gesorgt hätten. In der Skizze für den Bebauungsplan habe man hier Baulinien eingetragen, die auf dem letzten formalen Bauantrag für das Grundstück vom Januar 2022 basieren. „Der Gemeinderat hat den Antrag zwar abgelehnt unter anderem wegen der Dachform. Das mit dem Vorplatz war aber nicht strittig, deswegen haben wir das hier aufgenommen“, erklärt Mayer. Das heutige Gebäude sei 11,77 Meter vom Gehweg zurückversetzt, das Neue wäre nur noch 8,68 Meter entfernt.
Bei einem Ortstermin vor einigen
Wochen habe der Bauausschuss auch das Modehaus Seiler besucht. „Die Tendenz war, dass das Vorrücken zur Straße nicht jeder gut findet“, meinte Mayer. Aufgrund der aktuellen Rückmeldungen hat sich der Bürgermeister mit dem Büro Dragomir ausgetauscht, das Mering im Bebauungsplanverfahren begleitet. Deren Einschätzung: Mering hätte gute Aussichten, den Vorplatz wie er heute ist, im Bebauungsplan festzusetzen – wenn das der politische Wille ist.
Mayer selbst ist in dieser Hinsicht zurückhaltend. Der Bauherr habe ursprünglich ein Grundstück gekauft, das er relativ großzügig
hätte bebauen können. Seitdem habe der Markt Mering mit seinem Bebauungsplan viele Einschränkungen in Bezug auf die Erdgeschossnutzung aber auch die Gebäudehöhe auf den Weg gebracht. „Wenn man gar keinen Kompromiss findet, kann es sein, dass der Schandfleck bleibt“, gibt Mayer zu bedenken. Er bedauert, dass die Eigentümer des Anwesens nicht zu der Versammlung gekommen sind. „Dann hätten sie ihre Pläne selbst erklären können. So ist eine Dynamik entstanden, die sie vielleicht nicht so leicht wieder einfangen können“, meint Mayer.