Aufgeheizte Debatte hilft niemandem
Der Streit um die Tafel am Derchinger Besinnungsweg bringt niemanden weiter. Die Fronten sind verhärtet, keiner will die Gegenseite verstehen. Bürgermeister Eichmann tut gut daran, in einem Gremium die verschiedenen Meinungen an einen Tisch zu holen und eine neue Formulierung zu entwickeln. Doch mit etwas mehr Verständnis und Gelassenheit hätte es so weit gar nicht kommen müssen.
Die Kritiken beider Seiten sind grundsätzlich verständlich. Doch weder für das Frauenforum noch für den Heimatkundeverein ist der Streit zielführend. Dass die Aussage auf dem Schild missverständlich oder unpassend formuliert ist, ist eine berechtigte Kritik. Jedoch einfach das Schild abzuhängen, anstatt den Dialog zu suchen, holt die Gegenseite nicht mit ins Boot, sondern führt zu Verärgerung. Deshalb fühlt sich der Verein um Leonhard Knauer vor den Kopf gestoßen. Gleichzeitig war vorherzusehen, dass die Diskussion hochkocht, wenn das Schild mit unveränderter Aufschrift wieder aufgehängt wird. Nach der Kritik 2022 hätte der Heimatkundeverein mit mehr Verständnis und Fingerspitzengefühl reagieren müssen.
Gerade emotional aufgeladene Debatten über Schwangerschaftsabbrüche oder Tierwohl arten leicht aus. Deshalb sollten die Akteure sensibler argumentieren und Verständnis für das Gegenüber haben. Jetzt muss extra eine Kommission einberufen werden, um eine neue Formulierung zu finden. Dabei würde das auch ohne gehen. Denn eigentlich sind beide Seiten gar nicht so verschieden: Beide werben für mehr Respekt und Toleranz. Das sollten sie sich selbst zu Herzen nehmen.