Ganz großes Tennis
Seit Wochen protestieren die Fans gegen den Einstieg eines Investors im deutschen Profifußball. Nun hat die DFL die Verhandlungen gestoppt – und die Fans feiern die Entscheidung.
Frankfurt/Main Mit der abrupten Absage des Milliardengeschäfts mit einem Investor hat sich die Deutsche Fußball Liga in der Machtprobe den Fans gebeugt. Die DFL beendete am Mittwoch die Verhandlungen über den Einstieg eines strategischen Partners, um den Frieden in den Stadien wieder herzustellen. Das Präsidium der Dachorganisation der 36 Profivereine beschloss in Frankfurt am Main einstimmig, die Gespräche mit dem Finanzinvestor CVC nicht mehr fortzuführen – und muss nach dem Platzen des erhofften Deals nun andere Geldquellen erschließen, um ihre Modernisierungspläne umzusetzen.
„Jetzt habe ich das Gefühl einfach gehabt, dass jetzt keine Mehrheit mehr da ist. Und dann braucht man auch keine Abstimmung mehr machen, wenn man das Gefühl hat. Dieser Prozess ist jetzt jedenfalls erledigt“, sagte der DFLAufsichtsratsvorsitzende HansJoachim Watzke der ARD und dem TV-Sender Sky. Einige Klubs hatten zuletzt weitere Abstimmungen angeregt. Laut Watzke bröckelte in den 48 Stunden vor der Sitzung die generelle Unterstützung. Daraufhin schlug er dem Präsidium vor, die Verhandlungen zu beenden.
Zuvor hatte es in der 1. und 2. Liga wochenlange Proteste mit Tennisbällen, ferngesteuerten Autos
und sogar kleinen Flugzeugen gegeben, es drohten Spielabbrüche. Zuletzt war in dem umstrittenen Bieterwettbewerb nur noch CVC übrig geblieben.
„Der deutsche Profifußball steht inmitten einer Zerreißprobe“, räumte Watzke, der Geschäftsführer von Borussia Dortmund ist, auch in einer DFL-Mitteilung ein. Die Entscheidung des Präsidiums begründete er auch damit, dass der sportliche Wettbewerb durch die häufigen Unterbrechungen der Spiele gelitten habe.
„Wir begrüßen die Entscheidung des DFL-Präsidiums, den Prozess nicht weiterzuführen. Wir haben großes Vertrauen in das Gremium gesetzt, eine verantwortungsbewusste Entscheidung im Sinne des deutschen Fußballs zu treffen und wurden nicht enttäuscht“, kommentierte Michael Ströll, Geschäftsführer des FC Augsburg die Entscheidung, „den Entschluss hat man sicher nicht leichtfertig getroffen, aber wir sind überzeugt, dass er unter Abwägung aller Umstände in der aktuellen Situation richtig und zielführend ist. Wichtig ist, dass diese Entscheidung jetzt nicht von den
Befürwortern dafür genutzt wird, die Spaltung der Ligen zu forcieren. Das wäre in der jetzigen Situation völlig deplatziert. Der Zusammenschluss der beiden Ligen ist ein großes und wichtiges Gut des deutschen Fußballs.“Geschäftsführer Thomas Herrich von Zweitligist Hertha BSC nannte den Schritt in der Gesamtsituation die richtige Entscheidung.
Das Bündnis Faszination Fankurve stellte fest, die Proteste seien nun von Erfolg gekrönt. Die Bürgerbewegung Finanzwende, die zuletzt eine Petition gestartet hatte, sprach von einer guten Nachricht für alle Fußball-Fans. „Öffentlicher Druck aus der Zivilgesellschaft kann auch das ganz große Geld aufhalten. Für uns ist das ein Anlass zur Freude“, sagte Geschäftsführer Daniel Mittler in einer Stellungnahme. Schon der jüngste Ausstieg des US-Unternehmens Blackstone wurde von Fans als Erfolg gefeiert.
Die Deutsche Fußball-Liga wollte für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren, ein derartiges Modell soll es nicht mehr geben. „Dieser Prozess ist ad acta gelegt. Wir müssen mal ganz neu anfangen“, sagte Watzke auch mit Blick auf eine bessere Auslandsvermarktung der Liga. (dpa)