Warum waren die Haushalte ohne Wasser?
Am Samstag tropfte es bei einigen Kissinger Haushalten nur aus dem Wasserhahn. Die Stadtwerke hatten gleich zwei Störungen zu beheben. Das steckte hinter dem Ausfall.
Am Samstag herrschte Aufregung in Kissing. Viele Haushalte, der Großteil von Alt-Kissing sogar, hatten mehrere Stunden lang kein Wasser. Die Stadtwerke Augsburg (swa), die im November 2022 die Trinkwasserversorgung der Gemeinde übernahmen, mussten zeitgleich an zwei Störungen arbeiten. „Es waren alle ganz schön beschäftigt“, sagt Bürgermeister Reinhard Gürtner über den Tag. Erst am späten Nachmittag war das Problem behoben. Was steckte hinter dem Ausfall?
In der Vergangenheit hatte Kissing, Eigentümer des Wasserwerks, immer wieder mit Problemen zu kämpfen. Vor der Übernahme durch die Stadtwerke hatte eine Risikoanalyse damals ergeben, dass das Werk viel zu schlecht besetzt war. Zudem gab es weitere Mängel im Werk und dem gesamten Netz. Auf die Stadtwerke als neuen Betreiber kamen einige Herausforderungen zu. Denn zudem braucht die Gemeinde einen neuen Hochbehälter, das in die Jahre gekommene Trinkwassernetz muss Stück für Stück erneuert werden – ebenso wie die Steuerung im Wasserwerk. Die hat am Samstag nämlich den Ausfall verursacht, sagt Bürgermeister Reinhard Gürtner.
Etwa 30 Haushalte, vorwiegend aus Alt-Kissing, meldeten sich am Samstag ab 10.30 Uhr bei den Stadtwerken, betroffen dürften aber weit mehr gewesen sein. Bei einigen kam gar kein Wasser mehr aus den Hähnen, bei anderen nur mit stark vermindertem Druck. Laut Florian Killer, Spezialist von den Stadtwerken, kam der Ausfall überraschend: „Die Steuerung hat am Samstag nicht mehr das getan, was sie sollte.“Die Anlage fiel für etwa eineinhalb Stunden aus. Danach konnte man sie erst langsam wieder hochfahren, Stück für Stück. „Da wurden die ersten Haushalte schon wieder versorgt, andere mussten länger warten.“Leserinnen und Leser berichteten von einer unterschiedlichen Dauer der Störung von zwei bis sechs Stunden. „Wir sind erst einmal Wasser einkaufen gefahren“, schreibt eine Kissingerin. „Wir wussten ja nicht, was los ist.“Ein anderer reagierte mit Humor: „Gott sei Dank mussten wir nicht aufs Klo.“
Gürtner zeigt sich zufrieden über die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken. „Die Mitarbeiter waren schnell vor Ort, die Informationen wurden an Radiosender und Zeitung übermittelt und auf unserer Kissing-Homepage und -App ausgespielt“, fasst der Bürgermeister zusammen. Die Störungen wurden schnell und professionell behoben, anschließend folgte Reinigung und Entlüftung der Rohre. Auch das Gesundheitsamt war eingebunden, das am Montag noch Proben entnahm.
Zeitgleich waren die Stadtwerke mit einem Rohrbruch an der
Hauptstraße auf Höhe des Marxenwirtes beschäftigt. Diesen hatte man am Freitag bereits festgestellt, wie Killer sagt. Um das Rohr zu reparieren, wurde als Notfallmaßnahme die Straße aufgeschnitten. Da der neue Belag noch nicht aufgetragen wurde, besteht die Sperrung weiterhin. Zwischen beiden Vorfällen besteht jedoch kein technischer Zusammenhang, wie Florian Killer von den Stadtwerken sagt.
Was sagt das über die Kissinger Trinkwasserversorgung aus? „Es gibt schon einige Hausaufgaben“, sagt der Spezialist. Im Herbst stellten die Stadtwerke im Kissinger Gemeinderat vor, was in den kommenden Jahren zu tun ist. Etwa die umfassende Sanierung des 72 Kilometer langen Trinkwassernetzes. Das Regelwerk empfehle, mindestens ein Prozent der Rohre jährlich zu erneuern, für Kissing wären das 700 Meter im Jahr. In den vergangenen zehn Jahren wurden aber nur wenige Hundert Meter saniert und es gab zahlreiche Schadensmeldungen. Kissing muss zudem eine wichtige Entscheidung treffen: Im Jahr 2030 endet die Bewilligung der Wasserförderung. Derzeit speist sich der Brunnen aus dem Weitmannsee. Doch der Wasserbedarf steigt – ein einziger Brunnen könnte künftig nicht mehr ausreichen.
„Wir müssen in Zukunft mehrere Maßnahmen angehen“, bekräftigt auch Bürgermeister Gürtner. Man sei schon dabei. Die Erneuerung der UV-Anlage zum Beispiel, die das Wasser reinigt, sei schon im vollen Gange. Doch beide zeigen sich optimistisch. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran – und wie der Vorfall am Samstag gezeigt hat, sind wir auf der richtigen Spur“, schlussfolgert Florian Killer.
Das Trinkwassernetz ist 72 Kilometer lang.