Friedberger Allgemeine

Ex-FCA-Profi André Hahn wird Co-Trainer

Nach einer schweren Knieverlet­zung hat er vor wenigen Wochen seine Profilaufb­ahn beendet. Jetzt bereitet sich der Fußballer auf seine Trainerkar­riere vor und startet im Jugendbere­ich eines Bundesligi­sten.

- Von Robert Götz

André Hahn hat alles probiert, hat 17 Monate gegen das Ende seiner Karriere als Fußballpro­fi angekämpft, doch vor wenigen Wochen musste es sich der ehemalige Spieler des FC Augsburg eingestehe­n: Es geht nicht mehr. Der 33-Jährige hat seine Profilaufb­ahn beendet. Doch dem Fußball wird er erhalten bleiben. Hahn bastelt an seiner Trainerlau­fbahn. Die B-Lizenz hat er schon absolviert, in der kommenden Saison wird er als CoTrainer der U17 von Eintracht Frankfurt erste Erfahrunge­n sammeln.

„Ich will nicht sagen, dass ich in ein Loch gefallen bin, aber zu akzeptiere­n, dass du gezwungene­rmaßen deine Karriere beenden musst, ist schon sehr schwer“, machte Hahn vor wenigen Wochen seinen Rücktritt in einem Interview mit den Cuxhavener Nachrichte­n öffentlich.

Hahn, der in Otterndorf bei Cuxhaven geboren ist, hatte sich am 2. Oktober 2022 beim Auswärtssp­iel des FC Augsburg bei Schalke 04 schwer am Knie verletzt. So schwer, dass er nun seine Karriere beenden musste. Das ahnte damals niemand.

Ganz im Gegenteil. Hahn hatte in seinem insgesamt 250. Bundesliga­spiel sogar den Siegtreffe­r zum 3:2-Sieg erzielt. Sein traumatisc­hes Erlebnis kam erst ein paar Tage später. „Ich habe durchgespi­elt. Ich habe erst nach dem Spiel etwas gespürt, hatte aber keine riesigen Schmerzen. Ich war selbst schockiert, als ich dann die Nachricht nach dem MRT bekommen habe“, erzählte Hahn fast genau ein Jahr und drei Operatione­n später beim Abschiedss­piel von Daniel Baier im September 2023 von der Horror-Diagnose.

Er hatte sich einen Knorpelsch­aden

im rechten Knie zugezogen, der bei einer Operation behoben wurde. Doch dann gab es Komplikati­onen. Das Gewebe vernarbte, ein weiterer Eingriff war nötig. Wieder hoffte Hahn, dass alles gut werden würde. Doch wieder gab es einen Rückschlag. Der Knorpel hob sich. Wieder musste Hahn unters Messer. Der SuperGAU für einen Fußballpro­fi.

Doch Hahn wollte nicht aufgeben, wollte vielleicht auch dem

FCA beweisen, dass es ein Fehler war, seinen auslaufend­en Vertrag im Sommer 2023 nicht zu verlängern. Jetzt später, nach vielen, oft sechsstünd­igen Tagen in der Reha musste Hahn aber einen Schlussstr­ich ziehen.

Unter eine Fußballkar­riere, die er sich kaum zu erträumen wagte, als er im Januar 2013 vom Drittligis­ten Kickers Offenbach in die Bundesliga zum FCA wechselte. Doch Hahn machte es wie immer:

Er kämpfte. Und 14 Monate später war er Nationalsp­ieler. Im Mai 2014 nominierte ihn Bundestrai­ner Jogi Löw für die Freundscha­ftsspiele gegen Chile und Polen. Gegen Polen wurde er beim 0:0 in der zweiten Hälfte eingewechs­elt. Hahn war der erste A-Nationalsp­ieler des FCA nach Helmut Haller. Es sollte sein erstes und einziges Länderspie­l bleiben.

Auch wenn Hahn im Sommer 2014 zu Borussia Mönchengla­dbach

wechselte, Champions League spielte. Drei Jahre später kehrte der Norddeutsc­he zum Hamburger SV zurück, wo er in der Jugend spielte, aber als Profi nicht für gut befunden wurde. Doch dort lief es nicht.

2018 nützte der FCA das aus, holte Hahn in seine zweite Heimat Augsburg zurück. Diesmal für länger. Sportlich lief es. Doch irgendwann musste Hahn auch langsam die Zeit nach dem Fußball planen. Und die liegt in der Heimat seiner Frau. In Rödermark bei Offenbach bauten sie ein Haus. Hahn hätte gerne noch in Augsburg verlängert. Dann kam der 2. Oktober 2022. Am Ende entschied sich der FCA gegen Hahn, einen seiner loyalsten Spieler, einen, der immer kämpfte, auch wenn es nicht lief. Aber die rationalen Gründe waren überwältig­end. Sein Vertrag lief Ende Juni 2023 einfach aus.

Andre Hahn hat mit seiner aktiven Laufbahn abgeschlos­sen, das Haus in Rödermark ist längst bezogen. Er will jetzt seinen Weg als Trainer gehen. Eventuell sogar in den Profiberei­ch. Doch er will nichts überstürze­n. Seit Anfang März hospitiert er beim hessischen Oberligist­en 1. FC Germania OberRoden unter Trainer Fabian Bäcker, mit dem er 2012 in der 3. Liga für Kickers Offenbach aktiv war. Zum Saisonstar­t 24/25 tritt Hahn dann seine Stelle als Co-Trainer der U17 von Eintracht Frankfurt an.

„Die Möglichkei­t zu bekommen, junge Talente der Eintracht zu begleiten, weiß ich sehr zu schätzen und ich freue mich darauf, die nächsten Schritte als Trainer zu gehen“, wird er in der Pressemitt­eilung zitiert. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie steinig der Weg sein kann und wie hart man als Jugendlich­er für den großen Traum Profifußba­ll arbeiten muss.“Das weiß er wirklich.

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Foto: Revierfoto, Imago André Hahn bei der Verabschie­dung im Mai 2023 vor dem Heimspiel des FC Augsburg gegen Borussia Dortmund.

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