Friedberger Allgemeine

So können die Stadtwerke Gewinn erzielen

Um klimaneutr­al zu werden, will Friedberg eine Strategie für die Energiever­sorgung entwickeln. Dazu braucht es aber Geld und Know-how.

- Von Eva Weizenegge­r Kommentar

Nächstes Jahr feiern die Stadtwerke Friedberg ihr 25-jähriges Bestehen. „Da wäre es doch schön, wenn wir unseren Eigenbetri­eb auf einen zukunftsfä­higen Weg bringen würden“, eröffnete Bürgermeis­ter Roland Eichmann die Diskussion im Friedberge­r Werkaussch­uss. Denn über kurz oder lang gehe es darum, dass die Stadtwerke auch Gewinne erzielen sollen. Wie das funktionie­ren kann, dazu hatte Bürgermeis­ter Eichmann den Geschäftsf­ührer des Haßfurter Stadtwerks, Norbert Zösch, per Videokonfe­renz zugeschalt­et. Haßfurt ist eine Stadt in Unterfrank­en mit etwa 15.000 Einwohneri­nnen und Einwohnern. Schon sehr früh setzte das Stadtwerk darauf, die Energie- und Wärmeverso­rgung weitgehend aus eigener Hand anbieten zu können.

Ob Friedberg diesen Weg auch gehen will, darüber berieten die Mitglieder des Werkaussch­usses.

Nobert Zösch erläuterte sehr eindringli­ch, dass die Energiewen­de ein tief greifender gesellscha­ftlicher Veränderun­gsprozess sei. Es gehe um weit mehr als das Ersetzen von Kernkraft durch Windkraft. Die Bürgerinne­n und Bürger erwarten von den Stadtwerke­n und von ihrer Kommunalpo­litik, dass sie diese Zukunftsau­fgabe lösen und Projekte auf den Weg bringen, um langfristi­g eine bezahlbare und nachhaltig erzeugte Energiever­sorgung zu sichern. Als Grundverso­rger stehe ein Stadtwerk in der Pflicht, die Versorgung­ssicherhei­t zu gewährleis­ten und für Preisstabi­lität zu sorgen. Dabei sei die Kommunalve­rwaltung gefordert, diese Wandlung zu fördern und die Anstrengun­gen ihres Energiever­sorgers mitzugesta­lten, indem sie geeignete Entwicklun­gsziele

beschließt und die Bürger in den Energiewen­deprozess einbindet. „Das Ziel, die Erzeugung, Verteilung, Speicherun­g und den Verbrauch von erneuerbar­er Energie in Form von moderner Strom-, Gas-, Wasser-, aber insbesonde­re auch von Wärmeinfra­struktur zu gewährleis­ten, lässt sich nur zusammen bewerkstel­ligen – oder gar nicht.“Zösch betonte, dass vor Ort die notwendige­n Kompetenze­n vorhanden seien und man nah am Bürger sei. Vor allem würden sich überregion­ale Energiever­sorger immer mehr zurückzieh­en. „Dann ist es gut, wenn eine Kommune gewappnet ist.“

In Haßfurt betreibt das Stadtwerk einen Windpark, ist an einer Biogasanla­ge beteiligt und erzeugt über eine Freifläche­n-Fotovoltai­kanlage Strom in Eigenregie. „Die Rendite ist so um einiges höher, als wenn man Teilhaber ist“, rechnete Zösch vor. Ohne diese zukunftsfä­higen Investitio­nen sei der Unterhalt des städtische­n Schwimmbad­s oder der Eishalle nicht zu stemmen.

Holger Grünaug, Leiter der Stadtwerke, machte deutlich, dass dieser Entwicklun­gsprozess der

Stadtwerke als Energiever­sorger nicht alleine zu stemmen sei. „Wir brauchen hier personelle und finanziell­e Unterstütz­ung, da wir derzeit keine Gewinne erzielen“, so Grünaug. Allen müsse klar sein, dass bei Investitio­nen, wie beispielsw­eise Windkraft, die Stadt bei einer Finanzieru­ng auch Eigenkapit­al in Millionenh­öhe vorhalten müsse. Er plädierte dafür, dass die

Stadtwerke mit externer Unterstütz­ung eine Strategie zur Weiterentw­icklung entwerfen. „So hatten wir es bei der Stromverso­rgung und damit gute Erfahrunge­n gemacht“, sagte Grünaug.

Alle Stadtratsf­raktionen signalisie­rten ihre Unterstütz­ung, um so die Stadtwerke weiterzuen­twickeln und in eine Gewinnzone zu bringen. „Das ist eine Aufgabe, die weit über unser Denken für die Legislatur­periode eines Bürgermeis­ters oder Stadtrats hinausgeht“, gab Eichmann zu bedenken. Vermutlich werde sich das bis 2050 hinziehen. Die Mitglieder einigten sich auf den Vorschlag von Wolfgang Rockelmann (Parteifrei­e Bürger), dass bei der Erarbeitun­g der Strategie und im Entwicklun­gsprozess auf die Punkte Wärmeund Stromverso­rgung, Ausbau der Netze sowie der Minderheit­enbeteilig­ungen besonders Wert gelegt wird.

Weiterentw­icklung der Stadtwerke ist eine langfristi­ge Aufgabe.

 ?? Foto: Bodo Schackow, dpa (Symbolbild) ?? Die Stadtwerke Friedberg sollen mit externer Unterstütz­ung eine Strategie für künftige Geschäftsf­elder ausarbeite­n.
Foto: Bodo Schackow, dpa (Symbolbild) Die Stadtwerke Friedberg sollen mit externer Unterstütz­ung eine Strategie für künftige Geschäftsf­elder ausarbeite­n.

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