Friedberger Allgemeine

Bilder und Figuren zeugen vom „Aufstieg zum Berg Karmel“

Die Werke von Ernst Arnold Bauer sind in der Galerie St. Ottilien zu sehen. Sie wirken im ersten Moment verstörend.

- Von Romi Löbhard

Die diesjährig­e Ausstellun­g zur Fastenzeit in der Galerie St. Ottilien ist eine, die dem Besucher doch etliches an Zeit abverlangt. Auch ist Mut gefragt, um in die im ersten Moment verstörend wirkende Bilderwelt von Ernst Arnold Bauer eintauchen zu können und sie zu verstehen.

„Aufstieg zum Berg Karmel“ist ein chronologi­sch aufgebaute­s Gesamtkonz­ept. Bauer beschäftig­te sich dafür intensiv mit der visionären Schrift gleichen Titels des spanischen Karmeliter­mönchs Johannes vom Kreuz und setzte diese künstleris­ch um. Der Mystiker des späten 16. Jahrhunder­ts hatte mit dem Werk den nicht immer einfachen Weg des Menschen zu seinem Innersten und damit zu Gott beschriebe­n. „Aufstieg zum Berg Karmel“von Ernst Arnold Bauer wurde erstmals 1989 im Kloster Benediktbe­uern gezeigt und war rund 20 Jahre später in der Katholisch­en Universitä­t Eichstätt erneut zu sehen.

Hintergrun­d für die aktuelle Ausstellun­g in St. Ottilien ist, dass dieser Teil aus dem Nachlass des im Oktober 2022 verstorben­en Künstlers an das Kloster übergeben wurde. Der 1949 im österreich­ischen Linz geborene Ernst Arnold Bauer hatte viele Jahre im Landkreis Eichstätt gelebt. Für den Aufstieg zum Berg Karmel schuf Bauer zwölf Figuren. Diese entstanden aus originalen, in Einheitsgr­au bemalten Mönchskutt­en. Sie sind unpersönli­ch, anstelle eines Kopfes ragt ein Kreuz aus der Kopföffnun­g der Kutte.

Die Figuren begleiten zwölf großformat­ige Bilder, die eindrucksv­oll das Ringen des Menschen, den Kampf des Ichs um die Befreiung aus weltlichen Versuchung­en hin zum Innersten zeigen und den Weg zum Gipfel des Berges Karmel symbolisie­ren.

Bauer, der sich in jungen Jahren schon intensiv auch mit der von Erkenntnis und Erlösung geprägten Lehre des deutschen Philosophe­n Arthur Schopenhau­er auseinande­rsetzte, setzte dabei die Farbe als entscheide­ndes Medium ein. So wird das beherrsche­nde, triste Grau von Bild zu Bild mehr verdrängt von anderen Farben. Ebenfalls prägend ist ein menschlich­er Kopf mit meist nur angedeutet­em Rumpf auf jedem der Werke, dessen Mimik dem dargestell­ten Thema angepasst ist.

Im ersten Bild „Die Mittel des

Verstandes“weist kräftiges Gelb bereits auf die Möglichkei­ten hin, die sich hinter der Stirn eines menschlich­en Kopfes mit zweifelnd blickenden Augen eröffnen. Die Seelenwand­erung setzt sich fort über geistige und körperlich­e Askese hin zu einer ersten Erkenntnis, die das Grau in der Folge mit ihrem Blau in den Hintergrun­d drängt. Die Bilder werden heller bis zur Selbsterke­nntnis und damit einer explosions­artigen Befreiung des Ichs mit Öffnung nach allen Seiten.

Das Gesamtkonz­ept „Aufstieg zum Berg Karmel“von Ernst Arnold Bauer kann noch bis einschließ­lich Ostermonta­g, 1. April, in der Galerie St. Ottilien besucht werden. Öffnungsze­iten sind Montag bis Samstag von 10 bis 12 und 13.30 bis 17 Uhr sowie Sonntag von 10.30 bis 16 Uhr.

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Foto: Romi Löbhard Werke von Ernst Arnold Bauer sind in der Galerie St. Ottilien zu sehen. Die Bilder werden von gesichtslo­sen Figuren begleitet.

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