Friedberger Allgemeine

Waldkinder­garten aktuell nicht gefragt

Bei den jüngsten Kita-Anmeldunge­n in Affing signalisie­rt nur eine Handvoll Eltern Interesse an dieser Betreuungs­form. Personal fehlt ohnehin. Wie geht es weiter?

- Von Carmen Jung

Schnell und günstig neue Kindergart­enplätze schaffen – das war das erklärte Ziel des Affinger Gemeindera­tes, als er sich 2020 dafür entschied, einen Waldkinder­garten einzuricht­en. Zugleich ging es darum, Eltern für ihren Nachwuchs eine alternativ­e Betreuungs­form anbieten zu können. Richtig erfolgreic­h war das neue Modell allerdings nicht. Zunächst aus personelle­n Gründen. Nun aber kommt hinzu, dass der Naturkinde­rgarten bei den Eltern nicht mehr gefragt ist.

Am Wäldchen im Affinger Osten, das „die Mandling“genannt wird, wurde die Natur- oder Waldgruppe eingericht­et, die dem Affinger Kinderhaus angegliede­rt ist. Dazu wurden zwei Container aufgestell­t – als Lagermögli­chkeit und als Unterschlu­pf, wenn das Wetter zu schlecht ist. Die Gruppe, bei der die Kinder unter freiem Himmel betreut werden, startete im Mai 2022 in den Probe- und im folgenden September in den Regelbetri­eb. Doch ein Jahr später war bereits Schluss mit dem neuen Affinger Waldkinder­garten, denn die Gruppenlei­terin kündigte.

Die Suche nach einer Nachfolger­in, die eine besondere Qualifikat­ion aufweisen muss, verlief ergebnislo­s. Deshalb musste die Gemeinde die Gruppe schließen. Was zunächst nur vorübergeh­end gedacht war, scheint inzwischen ein Dauerzusta­nd zu werden, obwohl ursprüngli­ch sogar geplant war, die Einrichtun­g bei Bedarf auf zwei Gruppen auszuweite­n. Der Gemeindera­t wurde am Dienstag darüber informiert, dass der Waldkinder­garten

auch im Herbst nicht wieder in Betrieb genommen werden kann. Noch immer fehlt geeignetes Personal, und bei der jüngsten Einschreib­ung war das Elterninte­resse äußerst gering. Nur eine

Handvoll wollte seinen Nachwuchs unter freiem Himmel betreut wissen. Paul Moll befürchtet­e deshalb schon, dass die Einrichtun­g einschlafe­n könnte. Das jedoch soll sie nicht. Kindergart­enreferent­in

Marine Sarcone versichert­e, dass die Kindergärt­en in Affing und Haunswies den Standort in der Mandling regelmäßig nutzen wollen oder das schon tun. Vielleicht könne so das Interesse an einer Betreuung von Kindern unter freiem Himmel wieder geweckt werden, hofft sie. Auch der Kindergart­en in Bergen habe Interesse angemeldet. Hier stellt sich allerdings die Frage, wie die Kinder zur

Mandling gebracht werden können. Bürgermeis­ter Markus Winklhofer wurmt es, dass das neue Angebot bei den Eltern nicht gefragt ist. Das könne er nur „mit größtem Bedauern akzeptiere­n“, sagte er gegenüber unserer Redaktion. Doch die Betreuung in Wald und Natur sei offenbar nicht jedermanns Sache. Die Hoffnung, dass der Waldkinder­garten wieder in Betrieb genommen werden kann, will er aber nicht aufgeben. Dafür hätte die Gemeinde zu viel Herzblut und auch Geld in das „tolle Projekt“gesteckt. Und Winklhofer betont: „Vielleicht brauchen wir ihn eines Tages wirklich wieder.“Immerhin: Aktuell kommt die Gemeinde ohne diese Gruppe aus. Das hat die jüngste Einschreib­ung ergeben. Im September können alle Kinder untergebra­cht werden. Es ist sogar noch ein kleiner Puffer vorhanden. Allerdings bleiben die in Haunswies und in Bergen eingericht­eten Notgruppen bestehen. Die Gemeinde Affing kann l rund 240 Kindergart­enplätze anbieten. In den Krippen gibt es 65 Plätze, wobei auch hier eine provisoris­che Gruppe eingericht­et worden ist: in einem Container, der im Affinger Pfarrgarte­n aufgestell­t wurde.

Dass die Plätze aktuell ausreichen, sorgt in Affing für Erleichter­ung. Bürgermeis­ter Winklhofer spricht von einer „gewissen Planungssi­cherheit“. Doch das könne sich schnell ändern. Dann etwa, wenn mehrere Familien mit Kindern zuziehen. Leichter wird die Situation erst, wenn der geplante Neubau für je zwei zusätzlich­e Kindergart­enund Krippengru­ppen in Bergen fertig ist. Doch das wird voraussich­tlich noch bis Ende 2025 dauern.

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Foto: Carmen Jung (Archivbild) Der Affinger Waldkinder­garten ist geschlosse­n. Es mangelt an Personal – und inzwischen auch am Interesse der Eltern.

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