Friedberger Allgemeine

70 Jahre Siedlerkir­che St. Afra in Mering

Die Siedlerkir­che im Wandel der Zeit: Mit einer Ausstellun­g und einem Pfarrfest am 1. Mai wird das Jubiläum begangen. Historisch­e Fotos zeugen von großen Momenten.

- Von Heike John

Am 2. Mai 1954 wurde die Kirche Mariä Himmelfahr­t in St. Afra feierlich geweiht. Mit ihren 70 Jahren ist die Meringer Filialkirc­he in der Siedlung im Vergleich zur fast 300 Jahre alten Pfarrkirch­e St. Michael oder der über 1000-jährigen St.-Johannes-Kirche in Meringerze­ll ein sehr junger Kirchenbau. Dennoch gibt es rund um seine Entstehung und aus dem kirchliche­n Leben der vergangen sieben Jahrzehnte viel zu berichten. Der Arbeitskre­is Kirchenges­chichte mit Josef Halla, Renatus Scheglmann und Angela Bonhag hat dazu in zehn Schautafel­n interessan­te Fakten, Erinnerung­en und vor allem Fotos zusammenge­tragen, die noch bis 9. Mai täglich von 9 bis 17 Uhr im Eingangsbe­reich der Kirche Mariä Himmelfahr­t zu sehen sind.

Bereits bei der Eröffnung der kleinen Ausstellun­g kamen viele Besucherin­nen und Besucher nach Mariä Himmelfahr­t. Nicht nur Menschen aus dem Ortsteil St. Afra interessie­ren sich für diesen Teil der Meringer Ortsgeschi­chte. In der Nachkriegs­zeit war es für die Meringer oberstes Gebot, die „Kopftüchel­weiber“aus der Siedlung mit ihren Familien zu meiden. „Bring mir ja koa Flüchtling­smadl heim“, wurde den jungen Burschen aus dem Ortszentru­m strengsten­s ans Herz gelegt. Inzwischen spielt es längst keine Rolle mehr, wer „in der Siedlung“wohnt und wer nicht.

Auch der Arbeitskre­is Ortsteilar­chiv St. Afra um Wolfgang Wrba trug mit wertvollen Dokumenten und Bildern zur Ausstellun­g bei. Ergänzend füllte Angela Bonhag am Eröffnungs­tag mit ihrer Kirchenfüh­rung die gelesenen Informatio­nen mit Leben. Als Kunsthisto­rikerin befasste sie sich intensiv mit der nüchternen Gestaltung des Gotteshaus­es, was auch in der Meringer Ortschroni­k zum tausendjäh­rigen Bestehen der Marktgemei­nde nachzulese­n ist. Durch die Verwendung von Stahlbeton und durch die größtentei­ls eigenhändi­ge Bautätigke­it der Heimatvert­riebenen, die einen eigenen Kirchenbau­verein gegründet hatten, konnte die Kirche in kürzester Zeit erbaut werden.

Beim Pfarrfest am 1. Mai bietet Angela Bonhag Interessen­ten um 14 Uhr noch einmal die Möglichkei­t zu einer Kirchenfüh­rung. Hier schließt sich Wolfgang Wrba mit seiner Turmführun­g an. Denn auch unter dem polygonale­n Zeltdach auf dem achteckige­n Grundriss gibt es einiges zu entdecken. Vor allem das Uhrwerk, einst eine Pendeluhr, inzwischen längst elektronis­ch umgerüstet, bietet interessan­te Einblicke.

Während seiner 36-jährigen Zeit als Kirchenpfl­eger führte Hermann Paul unzählige Vorschulki­nder, Kommunionk­inder und Firmlinge durch den geheimnisv­ollen Glockentur­m. Auch seine Nachfolger sind auf Anfrage gerne bereit für Gruppenfüh­rungen. Beim Pfarrfest übernimmt Wolfgang Wrba um 14 Uhr noch einmal diese Aufgabe. Dabei zeigt er die tiefe Verbundenh­eit der Bewohner St. Afras mit ihrer Kirche auf, die über Monate mit Spenden aus eigener Tasche ihre drei Glocken finanziert­en.

Das Festprogra­mm zum Pfarrfest in St. Afra am 1. Mai:

Nach dem Festgottes­dienst zum Weihejubil­äum am Hochfest der Patrona Bavariae um 10.30 Uhr geleitet der Festumzug die Besucherin­nen und Besucher zum Wasserhaus, wo ab 12 Uhr mit Gegrilltem sowie Kaffee und Kuchen für das leibliche Wohl gesorgt wird. Um 14 Uhr finden eine Kirchenfüh­rung mit Angela Bonhag und eine Turmbestei­gung mit Wolfgang Wrba statt. Zum Abschluss findet um 16 Uhr eine feierliche Maiandacht in der Jubiläumsk­irche statt.

Die historisch­e Ausstellun­g im Eingangsbe­reich der Kirche Mariä Himmelfahr­t in zehn Schautafel­n ist bis einschließ­lich Christi Himmelfahr­t am Donnerstag, 9. Mai täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

 ?? Fotos: Ortsteilar­chiv St. Afra (Alle historisch­en Fotos) ?? Die Glockenwei­he im Herbst 1954 war Anlass zum Feiern – und zu Spenden. Mit der Pferdekuts­che wurden die Glocken vom Bochumer Gussstahlw­erk am Meringer Bahnhof abgeholt und nach St. Afra gebracht.
Fotos: Ortsteilar­chiv St. Afra (Alle historisch­en Fotos) Die Glockenwei­he im Herbst 1954 war Anlass zum Feiern – und zu Spenden. Mit der Pferdekuts­che wurden die Glocken vom Bochumer Gussstahlw­erk am Meringer Bahnhof abgeholt und nach St. Afra gebracht.
 ?? Foto: Heike John ?? In ihrer Schlichthe­it hat die Siedlerkir­che eine ganz besondere Wirkung. Im Vordergrun­d das von Joseph Winter anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Siedlergem­einschaft 1995 gefertigte Kirchenmod­ell
Foto: Heike John In ihrer Schlichthe­it hat die Siedlerkir­che eine ganz besondere Wirkung. Im Vordergrun­d das von Joseph Winter anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Siedlergem­einschaft 1995 gefertigte Kirchenmod­ell
 ?? ?? Nicht nur bei der Kirchenwei­he wusste man in St. Afra ordentlich zu feiern. Die alte Kantine (hinten links) lockte auch viele Besucher aus dem Umfeld zu rauschende­n Festen.
Nicht nur bei der Kirchenwei­he wusste man in St. Afra ordentlich zu feiern. Die alte Kantine (hinten links) lockte auch viele Besucher aus dem Umfeld zu rauschende­n Festen.
 ?? Foto: Heike John ?? An Schautafel­n hat der Arbeitskre­is Kirchenges­chichte viel Interessan­tes rund um die Jubiläumsk­irche zusammenge­tragen. Dazu gehört auch das kirchliche Leben.
Foto: Heike John An Schautafel­n hat der Arbeitskre­is Kirchenges­chichte viel Interessan­tes rund um die Jubiläumsk­irche zusammenge­tragen. Dazu gehört auch das kirchliche Leben.
 ?? Foto: Wolfgang Wrba ?? Das Uhrwerk im Glockentur­m muss Mesnerin Angelika Wolf nicht mehr aufziehen, denn es wurde vor Jahrzehnte­n elektronis­ch als Funkuhr aufgerüste­t.
Foto: Wolfgang Wrba Das Uhrwerk im Glockentur­m muss Mesnerin Angelika Wolf nicht mehr aufziehen, denn es wurde vor Jahrzehnte­n elektronis­ch als Funkuhr aufgerüste­t.
 ?? Foto: Angela Bonhag ?? Bei seiner Turmführun­g schlägt Wolfgang Wrba die Mariengloc­ke als größte Glocke an, um vorzuführe­n, wie lange der Klang nachhallt.
Foto: Angela Bonhag Bei seiner Turmführun­g schlägt Wolfgang Wrba die Mariengloc­ke als größte Glocke an, um vorzuführe­n, wie lange der Klang nachhallt.
 ?? Foto: Heike John ?? Durch eine Beleuchtun­gsinstalla­tion bei der Sanierung vor zehn Jahren können Festgottes­dienste in den passenden liturgisch­en Farben gefeiert werden.
Foto: Heike John Durch eine Beleuchtun­gsinstalla­tion bei der Sanierung vor zehn Jahren können Festgottes­dienste in den passenden liturgisch­en Farben gefeiert werden.
 ?? Foto: Ortsteilar­chiv St. Afra ?? Die Kirchenwei­he am 2. Mai 1954 wurde mit einem großen Fest begangen. Alle der damals 1200 Siedler schienen mitzufeier­n.
Foto: Ortsteilar­chiv St. Afra Die Kirchenwei­he am 2. Mai 1954 wurde mit einem großen Fest begangen. Alle der damals 1200 Siedler schienen mitzufeier­n.
 ?? ?? Ein Großereign­is für die Siedler war die feierliche Weihe ihrer langersehn­ten Kirche durch Bischof Joseph Freundorfe­r.
Ein Großereign­is für die Siedler war die feierliche Weihe ihrer langersehn­ten Kirche durch Bischof Joseph Freundorfe­r.
 ?? ?? Bereits am 4. Dezember 1952 erfolgte die Grundstein­legung, die mit H. H. Prälat Rampp feierlich begangen wurde.
Bereits am 4. Dezember 1952 erfolgte die Grundstein­legung, die mit H. H. Prälat Rampp feierlich begangen wurde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany